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0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
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pechschwarze Finsternis dieser undurchdringlichen Nacht, jetzt noch tiefer geworden durch die Helligkeit, die vorher geherrscht hatte.
    Phils Schritte kamen heran. Dann stand er neben mir. Ich sah ihn nicht, aber ich spürte, dass er neben mir war. Ich ließ meine Pistole in die rechte Manteltasche gleiten und legte beide Hände auf die beiden Wasserhähne der Kalt- und Warmwasserleitung des Handwaschbeckens. Dann zog ich.
    Die Emailleschrauben der Wasserhähne ließen sich ein paar Zentimeter hochziehen. Fast im gleichen Augenblick setzte das leichte Summen eines kleinen Elektromotors ein. Als ich mit den Händen nach vorn tastete, fühlte ich, wie die Wand vor mir langsam nach links glitt.
    Ich trat einen Schritt zurück. Jetzt war der entscheidende Augenblick gekommen. Entweder würden jetzt innerhalb der nächsten zwei Minuten Maschinenpistolen anfangen zu rattern, oder die ganze Aktion war gelungen. Nicht nur unser Leben musste sich in diesen nächsten zwei Minuten entscheiden, sondern auch das unseres Kameraden Frederick Cennedy, der als G-man in der Maske eines Berufsverbrechers Einlass in eine Gangsterbande gesucht hatte.
    Zwei Minuten. Das sind nur hundertzwanzig Sekunden. Etwa gleichviel Herzschläge. Dennoch kann sich so ein kleiner Zeitraum zu einer halben Ewigkeit ausdehnen.
    Und dann war alle Aufregung mit einem Schlag von mir gewichen, ich zog meine Pistole wieder aus der Manteltasche heraus und sprang vorwärts. Phil kam mir nach, routinemäßig jagten wir in der Finsternis nach rechts und links auseinander, bis wir gegen die Wände des kleinen geheimen Raumes stießen, und in diesem Augenblick flammte auch schon wieder Phils Taschenlampe auf.
    Der Raum war leer, bis auf einen alten Tisch und zwei wacklige Stühle mit Rohrgeflechtsitzen.
    Ich schloss die Augen. Die Gangster hatten also keinen Verdacht geschöpft. Frederick Cennedy musste aller Voraussicht nach noch leben. Erleichtert spürte ich, wie mir das Blut in einer warmen Woge zurück zum Herzen strömte.
    »Jetzt heißt es warten«, sagte Phil. »Wenn wir Pech haben: die ganze Nacht.«
    »Und wenn wir großes Pech haben, kommt er nicht einmal«, ergänzte ich. »Okay. Lassen wir uns nieder! Ich denke, nach dieser Aufregung könnte uns eine Zigarette nichts schaden…«
    Wir steckten uns Zigaretten an. Glück, dachte ich, Glück muss der Mensch einfach haben.
    ***
    Es war morgens gegen vier Uhr, als wir hinter der Wand, die eine geheime Tür enthielt, leise Schritte hörten.
    Ich ließ meine Zigarette auf den Boden fallen und trat sie geräuschlos aus. Phil tat das gleiche. Dann standen wir auf, Stellten uns mit dem Rücken gegen die Wand und warteten. Kühl und schwer lagen die Kolben unserer Dienstpistolen in unseren Händen.
    Mit leisem Surren setzte der Elektromotor wieder ein. Ein paar Sekunden später hörten wir auch schon Frederick Cennedys Stimme: »Fidelity, Bravery, Integrity!«, sagte er.
    Es war unser vereinbartes Kennwort, die Losung des FBI, jene drei Wörter, die den gleichen Anfangsbuchstaben wie der offizielle Name der Bundespolizei und die so etwas wie eine Losung für alle G-man darstellen: Treue, Tapferkeit, Unbestechlichkeit.
    »Okay, Fred«, sagte ich. »Komm rein! Wir haben lange auf dich gewartet.«
    Seine Schritte tappten herein. Die Wand schloss sich hinter ihm wieder. Phil knipste das Licht an.
    Frederick Cennedy war ein hochgewachsener, schlanker, blonder Hüne, der irgendwie an die alten Wikinger erinnerte mit seinen wasserhellen Augen, seiner blonden Haarflut und seinem riesenhaften Wuchs. Er gehörte zum FBI-District Chicago und war eigens für diese Aufgabe, die er freiwillig auf sich genommen hatte, nach New York überstellt worden.
    »Hallo, ihr Langschläfer«, lachte er und schüttelte uns die Hand. »Tut mir leid, dass ich euch so lange warten lassen musste, aber es war fast unmöglich, davonzukommen.«
    »Hat die Bande Verdacht geschöpft?«
    »No. Aber sie kontrollieren sich aus Grundsatz gegenseitig, vor allem, wenn sie wieder etwas Vorhaben. Und sie haben etwas vor.«
    »Weißt du genug darüber?«
    »Nein, nicht eben viel. Sie wollen sich morgen früh um neun Uhr fünfzehn mit der Bolden-Gang in der Cedar Avenue treffen.«
    »Wo ist denn das?«, fragte ich.
    Cennedy zuckte die Achseln.
    »Das dürft ihr mich nicht fragen. Ich bin kein New Yorker.«
    »Ich weiß schon«, warf Phil ein. »Das ist irgendwo da oben in der Bronx. Ich weiß im Augenblick nicht genau wo, aber es ist in der Bronx, das weiß
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