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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn
Autoren: Walter Appel
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Dämon ausgeliefert?«
    »So ist es.« Der Sheik schaute sich um. Die Tuareg waren abgesessen und drückten die Köpfe ihrer Kamele nieder. »Jetzt seht, was geschieht, du Tochter eines Schakals und du Sohn räudiger Hunde. Euer erbärmliches Leben wird unter fürchterlichen Schrecken und Qualen enden. Eure verfluchten Seelen sollen mit dem Wüstenwind klagen und heulen. Ich aber werde in meinem Zelt darüber lachen. Genießt die letzten Augenblicke, die euch noch ohne das Fürchterliche beschieden sind, und freut euch an eurer Liebe.«
    Roger Marais konnte sich nicht länger beherrschen.
    »Du bist ein Hund und ein Mörder, Abd el Malek«, rief er, »ein Unmensch und ein Verbrecher! Doch auch du wirst eines Tages gerichtet werden, und dieser Tag ist nicht mehr fern.«
    »Schweig, Wurm!«
    Abd el Malek holte ein silbernes Pfeifchen unter seinem Burnus hervor, setzte es an die Lippen und blies dreimal hinein.
    »Dschafar al Kharum!« rief er dreimal in den gleißenden Himmel.
    »Größter und mächtigster aller Dschinns! Erscheine und sieh, was für ein Opfer Abd el Malek zu deiner Freude bereitet hat. Schick deine Fata Morgana, Dschafar al Kharum!«
    Das Bihari-Kamel des Sheiks schnaubte, zitterte und bewegte nervös die Ohren. Es wollte flüchten, aber Abd el Malek hielt es eisern am Zügel.
    Roger und Hadda schauten sich an. Sie lasen ihre Liebe zueinander und auch die Angst, die sie erfaßt hatte, in ihren Augen. Roger war sich nicht mehr so, sicher, daß es keine Dämonen und Geister gab.
    Abd el Malek wendete sein weißes Kamel und ritt ohne Eile davon, zu seinen Männern, die mit dem Bauch am Boden lagen und immer wieder die vierte Sure des Korans beteten. Die Angst und das Grauen saßen ihnen im Nacken.
    Nur einer, Ali ben Raid, war kühner als die anderen. Er wagte es, gelegentlich einen Blick zurückzuwerfen. Die Neugierde trieb ihn.
    Als Abd el Malek zweihundert Meter weit weg war, sagte Roger Marais oben auf der Düne zu Hadda: »Komm zu mir und versuche, die Knoten meiner Fesseln zu lösen. Vielleicht gibt es doch noch eine Hoffnung.«
    »Nein«, sagte das Targi-Mädchen und kroch auf den Knien zu dem geliebten Mann hin.
    Sie küßte ihn auf die Lippen. Es störte sie nicht, daß Rogers Gesicht von den Schlägen in der letzten Nacht verschwollen und verfärbt war. Hadda trug die Striemen von Peitschenhieben am Körper.
    Abd el Malek selbst hatte sie geschlagen.
    Ihre Lippen schmeckten salzig.
    Noch während die beiden sich küßten, ertönte ein eigenartiges Singen und Klingen. Schrille, disharmonische Laute waren es, die aus der Luft und dem Wüstensand selbst zu dringen schienen.
    Kälte breitete sich aus. Es war, als streiche ein kalter Hauch über die Wüste hin. Ein schauriges Heulen wie von einem riesigen Schakal drang in die Ohren Rogers und Haddas.
    Sie schauten auf. Zwei oder drei Kilometer entfernt in der Luft, in allen Einzelheiten klar erkennbar, erschien ein herrliches Marmorschloß. Es hatte keine Mauer. Türme, Zinnen und Minarette ragten auf.
    Grüne Parks und schattige Haine umgaben es, in denen klare Quellen sprudelten und Bäche flossen. An den Bäumen und Sträuchern wuchsen die prachtvollsten und saftigsten Früchte. Roger und Hadda sahen sie trotz der Entfernung deutlich.
    Sie rochen einen süßen Duft, und sie vernahmen eine herrliche Melodie. In den Parks und Hainen und in der Wandelhalle des Schlosses spazierten und tanzten singende, lachende Menschen.
    Männer, Frauen und Kinder von überirdischer Schönheit, strahlend wie Engel, rein, sorglos und glücklich.
    »Kommt zu uns!« lockten sie. »Oh kommt, kommt doch! Ihr könnt so werden wie wir, immerwährende Glückseligkeit erwartet euch!«
    Roger und Hadda vernahmen es in ihren Gehirnen. Mit großen Augen starrten sie die Fata Morgana an, alles andere war aus ihrem Bewußtsein ausgelöscht. Eine nie gekannte Sehnsucht erfüllte sie.
    Hadda sprang auf.
    »Ich komme!« rief sie jauchzend.
    Sie rannte los, die Düne hinunter und auf die Fata Morgana zu.
    Roger Marais aber bäumte sich auf und zerrte so heftig an seinen Fesseln, daß die straffen Lederriemen tief in sein Fleisch schnitten.
    Die Tränen strömten ihm über die Wangen.
    »Hadda, warte auf mich, binde mich los!« flehte er. »Ich will dich begleiten, wir werden gemeinsam ins Paradies gehen! Diese Schönheit, diese Pracht und Herrlichkeit, mein Herz will zerspringen!«
    Hadda rannte, so schnell sie konnte, die Hände auf den Rücken gefesselt. Sie fiel mehrmals und
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