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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn
Autoren: Walter Appel
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al Kharum, dem Sohn der Hölle, dem Karawanenfresser! Rette unsere Seelen, Prophet Mohammed, vor dem fürchterlichen großen Dschinn!«
    Grauenhaftes Lachen übertönte ihre Worte. Welches Schicksal sie erlitten, konnte Zamorra nicht erkennen. Es mußte aber ein Fürchterliches sein.
    »In Salah!« flüsterte eine Stimme in seinem Geist. »Schott al Kharum! Die Fata Morgana des Grauens! Hüte dich, Meister des Übersinnlichen, wenn du nach In Salah gehst, wird der große Dschinn dich töten.«
    Einen weiteren Eindruck hatte Zamorra, eine Vision! Er sah sich und Bill Fleming durch Reihen von indianischen Götzenpriestern die Stufen einer gigantischen Pyramide hinaufsteigen. Diese Pyramide lag im Zentrum einer Stadt im Dschungel.
    Es mußte in Südamerika sein.
    Auf der abgeflachten Spitze dieser Stufenpyramide lag Nicole Duval gefesselt auf einer Opferplattform. Und ein gräßlich anzusehendes Wesen hob das Obsidian-Messer über ihrer Brust.
    Zamorras Schrei ließ Bill Fleming im Nebenzelt aufschrecken. Nicole Duval in ihrem magischen Schlaf hörte ihn nicht. Der junge Historiker sprang aus dem Bett, griff seine Coltpistole vom Nachttisch und fuhr in die Sandalen.
    Er tastete nach der Stablampe, warf sie in der Eile auf den Boden und fand sie endlich.
    Er raste hinaus, sah den langen Professor Nigbur und den spitzbärtigen Wellesley sowie einige eingeborene Arbeiter bei anderen Zelten stehen und rüttelte an Zamorras Zelt.
    »Zamorra? Zamorra, was ist, bist du in Ordnung? Nicole? Nicole Duval?«
    Zunächst hörte Bill Fleming nur ein Stöhnen. Dann endlich meldete sich Zamorra mit einer Stimme, die noch schlaftrunken und verwirrt klang. Während die zwei Professoren und die Ausgrabungsarbeiter nähertraten, öffnete Zamorra den Zelteingang.
    Auch Nicole Duval regte sich nun.
    Zamorra wirkte blaß. Das silberne Amulett auf seiner Brust strahlte immer noch und bildete einen leuchtenden Fleck.
    »Alles okay, Bill«, sagte Zamorra und klopfte dem Freund auf die Schulter. »Ich hatte einen Alptraum.«
    »Die Meteoritensteine?« fragte Bill Fleming, und Zamorra nickte.
    »Wir reisen morgen oder vielmehr heute ab«, sagte Zamorra, denn es war schon nach Mitternacht. »Zu den Oasen von In Salah. Dort sehen wir weiter.«
    Bill Fleming fragte nichts Näheres, er würde es bald genug erfahren. Zamorra und Bill wimmelten den langen und den spitzbärtigen Archäologieprofessor und die Arbeiter ab. Zamorra habe schlecht geträumt, sagten sie.
    Die Männer zuckten mit den Achseln. Sie entfernten sich etwas zögernd.
    »Soll ich nicht doch im Zelt drinnen mal nach dem rechten sehen?« fragte Bill Fleming. »Der Sicherheit halber?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Nein, steck deine Zimmerflak weg und leg dich wieder aufs Ohr, Bill. Es passiert nichts mehr. Aber nie mehr werde ich mit einer dieser Dämonenstatuetten unterm Kopfkissen schlafen.«
    »Das hast du davon, mon cher«, sagte Nicole anzüglich aus dem Innern des Zeltes. »Du denkst eben immer nur an deine Arbeit.«
    »Nicht immer«, antwortete Professor Zamorra.
    ***
    Die Sonne stand als eine weißglühende Scheibe im Zenit und brannte mit mörderischer Gewalt auf die Sanddünen und Steine der Sahara nieder. Hitzeschleier waberten über dem Boden und ließen die Konturen der fernen stumpfen Hügel verschwommen erscheinen.
    Die Temperaturen betrugen vierzig, fünfzig Grad in Schatten, den es so gut wie nirgends gab. Hier konnten nur Sandflöhe und Skorpione ihr Dasein fristen.
    Durch diese sandfarbene Hölle zog eine kleine Karawane, bestehend aus vierzehn Kamelen. Zwölf Beduinen saßen zwischen den Höckern der Wüstenschiffe, in schwarze oder dunkelblaue Burnusse gehüllt, mit Gewehren, Dolchen und Säbeln bewaffnet. Der schwarzblaue Litham verhüllte Mund und Nasenlöcher der Beduinen und gab nur die Augen frei.
    Der Führer des Zuges war der narbengesichtige Abd el Malek.
    Hinter ihm ritt Hadda bent Fatima, deren Isâr beschmutzt und von Peitschenhieben zerrissen war.
    Aber das Targimädchen hielt den Kopf stolz erhoben. Sie war an den ledernen Kamelsattel gefesselt.
    Der Sheik führte ihr Kamel an der Leine.
    Zwei Beduinen folgten Hadda. Sie führten das Kamel hinter sich her, quer über dessen Rücken Roger Marais lag. Zwischen den Höckern, mit dem Gesicht nach unten, mit zusammengebundenen Händen und Füßen. Der schwankende Gang des Kamels bereitete ihm Übelkeit.
    Er hatte die Folgen der Schläge von der vergangenen Nacht noch nicht überwunden. Die Hitze setzte
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