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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn
Autoren: Walter Appel
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Staub, obwohl die Fenster des Ford Bronco fest geschlossen waren. Bisher hatte sich der Wagen bewährt.
    Nur die Klimaanlage schaffte es nicht ganz, die glühende Hitze zu bewältigen. Im Innern des Wagens war es so heiß wie in einem Brutkasten. Dafür war die Federung des komfortablen Geländewagens ausgezeichnet.
    »Wir sollten jetzt mal eine Pause einlegen, Zamorra«, schlug Bill Fleming vor. »Wie heißt der nächste Flecken?«
    »Reggane. Dann müssen wir nach Osten abbiegen. Ich bin auch für eine Rast. Was meinst du, Nicole?«
    Nicole Duval hatte nichts dagegen. Zamorra hatte die meiste Zeit am Steuer gesessen. Trotz der Sonnenbrille brannten seine Augen vom Flimmern der Luft und des Sandes und von der Anstrengung, die Staubschleier zu durchdringen.
    Sie erreichten den Oasenflecken bald. Dort wurden sie von Scharen zerlumpter Fellachenkinder umringt, als sie aus dem Geländewagen stiegen.
    »Bakschisch! Bakschisch!« schrie es von allen Seiten, und schmutzige Kinderhände reckten sie den drei Fremden entgegen.
    Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval verteilten Centimes und auch einmal einen halben Dinar.
    Nicole wischte einem kleinen Mädchen mit einem Papiertaschentuch die Nase, zog ihm den schmutzigen Rock zurecht und gab ihm einen Dinar.
    Die Kleine strahle, sie wollte sofort nach Hause, um ihrer Mutter diesen Schatz zu zeigen. Aber schon nach wenigen Metern fielen Gassenjungen über sie her und wollten ihr den Dinar abnehmen.
    Nicole Duval mußte eingreifen. Sie brachte die Kleine zu der Hütte, in der sie wohnte. Die Mutter, eine hagere Frau im Wickelgewand, dessen obere Bahn sie über den Mund geschlagen hatte, nickte ihr freundlich zu.
    Die Frau hatte ein von tiefen Falten durchzogenes Gesicht. Sie war verarbeitet, früh gealtert, und sicher zählte sie nicht mehr als dreißig Jahre.
    »Wir können den Wagen hier nicht einfach stehenlassen«, sagte Bill Fleming zu Zamorra. »Sonst haben wir hinterher womöglich keine Radkappe und keinen Außenspiegel mehr. Vom Gepäck ganz zu schweigen.«
    Zamorra packte den größten und kräftigsten Gassenjungen am Kragen. Er gab ihm einen Dinar und sagte ihm, er solle auf den Wagen aufpassen und alle andern davon fernhalten. Wenn er seine Aufgabe gut erledigte, würde er einen weiteren Dinar erhalten.
    Der Range nickte eifrig. Er fing gleich an zu schreien und zu schimpfen und jagte die frechsten Jungen und Mädchen von dem Ford Bronco weg. Es gab ein Palaver und Geschrei, aber der Junge setzte sich durch und stolzierte mit Imponiergehabe um den Wagen herum.
    Zamorra und Bill Fleming sahen in den Gastraum der Karawanserei. Sie gingen hinein und gleich rückwärts wieder hinaus. Die hygienischen Verhältnisse waren umwerfend.
    Schließlich fanden sie das Lokal eines Franzosen, der hier hängengeblieben war. Es strotzte zwar auch nicht gerade vor Sauberkeit, war aber für die hiesigen Verhältnisse first class.
    Nicole Duval stieß wieder zu den beiden Männern. Der Lokalbesitzer freute sich, in Zamorra und Nicole Duval Landsleute vor sich zu haben. Er verscheuchte die Einheimischen, die den drei Fremden vom Berberteppich bis zur Wüsteneidechse alles mögliche verkaufen wollten. Er wischte einen Tisch und drei Stühle für seine Vorzugsgäste ab und ließ sogar den uralten Flügelventilator an.
    Der Franzose hatte einen Generator im Keller und verfügte als einziger in diesem Flecken über Strom und elektrisches Licht. Er rief auch nach seiner Frau, einer Einheimischen, damit sie das Lokal fegen sollte.
    Die drei Reisenden waren bis auf einen alten Mann, der in der Ecke sein Haschischpfeifchen schmauchte, die einzigen Gäste. Ein Kuskus – Weizengries mit Hammelfleisch – war rasch zubereitet.
    Zamorra, Nicole und Bill Fleming aßen mit gutem Appetit.
    Aus dem Radio auf dem Tresen dudelte schrille arabische Musik.
    »Daß die Leute hier so leben können«, wunderte sich Nicole Duval, die in ihrem Safari-Dress entzückend aussah. »Das würde man in Frankreich nicht einmal den Allerärmsten zumuten.«
    »Sie sind anspruchslos und auf ihre Weise glücklicher als die meisten Menschen in den Industrieländern, die ständig schaffen und rennen und allen möglichen Gütern nachjagen«, antwortete Zamorra.
    Der Franzose, ein grauhaariger Mann mit schweren Tränensäcken, setzte sich nach dem Essen auf einen Verdauungs-Pernod an ihren Tisch. Er schmauchte eine zerschrammte alte Pfeife.
    »Sagt Ihnen der Name Dschafar al Kharum etwas?« fragte Zamorra den Lokalbesitzer.
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