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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn
Autoren: Walter Appel
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schlug sich die Knie blutig, aber sie raffte sich immer schnell wieder auf. Roger Marais bat, bettelte und fluchte.
    Er bemühte sich verzweifelt und mit allen Kräften, seine Fesseln zu zersprengen oder abzustreifen.
    »Dschafar!« flehte er. »Großer Dschafar al Kharum, nimm mich, verschmähe mich nicht! Oh herrlicher, erhabener Dschafar, so hole mich doch!«
    Hadda wurde in der Ferne immer kleiner. Sie verschwand zwischen Sanddünen und tauchte wieder auf. Roger Marais zuckte in seinen Fesseln, er konnte seine Augen nicht von der herrlichen Fata Morgana lösen.
    Ein Kamelreiter sprengte an ihm vorbei. Es war Ali ben Raid, er hatte einen Blick zurückgeworfen und war dem Bann verfallen. Er trieb sein Reitkamel mit schrillen Schreien und mit Schlägen der Reitgerte an, die Zügel hatte er freigegeben.
    Auch das Tier rannte der Vision nach, die von ihm nur das Skelett übriglassen würde.
    In der rechten Hand hielt der Targi seinen Chassepot-Karabiner.
    Er feuerte immer wieder in die Luft, er lachte und weinte zugleich.
    Sein Gesicht war verzerrt und verzückt, er überholte Hadda, fast hätte er sie über den Haufen geritten.
    »Ich reite ins Paradies!« schrie er jubelnd. »Großer Dschafar, nimm mich auf in dein Paradies!«
    Er legte die drei Kilometer schnell zurück. Die Hufe seines Kamels lösten sich vom Boden, und er ritt hinauf in die Höhe, der Fata Morgana entgegen. Dann stand er in der Luft still, obwohl er sich verzweifelt bemühte voranzukommen.
    Hadda holte auf. Auch sie lief in die Luft hinauf, dem Fata-Morgana-Schloß des Dämons entgegen. Gemeinsam erreichten Ali ben Raid und sie den Park. Haddas Fesseln fielen ab, sie warf jauchzend die Arme empor.
    Da veränderte sich die Szene. Das strahlende Bild wurde plötzlich düster, die herrliche Musik schrill und kreischend. Schakalsheulen und Hohngeschrei sowie die Klagen Verdammter gellten.
    Statt Büschen und Bäumen standen bizarre dürre Gebilde in den Parks und Hainen. Die überirdisch schönen Menschen sangen und lachten nicht mehr, sie standen zu Statuen erstarrt, und ihr Klageund Jammergeschrei gellte entsetzlich.
    Das Schloß selbst veränderte sich zu einem monströsen, verzerrten Bauwerk, über dem die Fratze eines Dämons mit aufgerissenem Rachen drohte. Ein finsteres, grüngelbes Gesicht mit schreckenerregenden Zügen.
    Die Fata Morgana verdüsterte sich immer mehr. Haddas und Ali ben Raids Reaktion war nicht mehr zu erkennen. Eine finstere Wolke ballte sich über der Wüste, und ein satanisches, dröhnendes Gelächter übertönte den Chor der Verdammten.
    Dschafar al Kharum lachte, daß Roger Marais das Blut in den Adern gefrieren wollte. Der junge Franzose erkannte die ganze entsetzliche Wahrheit. Trotz seiner Fesseln schnellte er hoch und saß aufrecht da.
    Das dämonische Gelächter verhallte über der Sahara, und die dunkle Wolke, die grünlicher Schein umflimmerte, verschwand allmählich. Sie löste sich nicht auf, sondern es war, als ziehe sie ins Jenseits hinüber.
    In seinem Gehirn vernahm Roger Marais gellende Hilfe- und Entsetzensschreie Haddas, so als sähe sie etwas unsagbar Gräßliches.
    Sie verstummten, alles war so wie zuvor, nichts mehr störte die Stille und Einsamkeit der Wüste.
    Roger Marais sank auf der Düne langsam zur Seite. Seine Tränen fielen in den heißen Wüstensand. Von Ali ben Raids Kamel war nur ein Skelett liegengeblieben.
    Eine Strecke von Roger Marais entfernt erhoben sich die Tuareg und zogen ihre völlig verängstigten Kamele hoch. Sie stiegen auf und ritten schnell weg. Abd el Malek lächelte finster und zufrieden.
    Heute hatte er seine Macht weiter gefestigt. Kein Targi würde es mehr wagen, gegen ihn aufzubegehren oder ihn auch nur unverschämt anzusehen.
    ***
    Am Morgen nach jener Nacht, in der Zamorra seinen schlimmen Wahrtraum gehabt hatte, packten der Professor, Nicole und Bill. Sie luden ihre Gepäckstücke in den Ford Bronco, das neue 78er Modell, das Bill Fleming in Casablanca bei einem amerikanischen Großhändler ergattert hatte.
    Wenn die Tour zu Ende war, wollte der Händler den Geländewagen zurückkaufen.
    Professor Zamorra und Nicole Duval waren von Algier aus mit einer Chartermaschine nach Beni Abbes geflogen. Die Fahrt zu den Oasen von In Salah wollten sie im Ford Bronco zurücklegen. Denn dem Professor ließ seine Traumvision keine Ruhe.
    Von der letzten Szene, der Opferung Nicole Duvals, hatte er bisher nicht einmal Bill Fleming etwas erzählt. Zamorra war überzeugt davon, daß
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