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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn
Autoren: Walter Appel
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seinem Kopfkissen. Das silberne Amulett mit dem Drudenfuß, den Tierkreiszeichen und den magischen Symbolen an seinem Hals schimmerte matt.
    Ganz gegen seine sonstige Art war Zamorra, der überlegene, souveräne Mann, so unruhig. Es war, als schickten die grauen Steinfiguren ihm metaphysische Wellen zu. Dann fiel Zamorra von einer Sekunde zur andern in einen unruhigen Schlaf.
    Sein Geist wurde entrückt. Er merkte nicht, daß das Silberamulett eine schimmernde Aura im die Konturen seines Körpers legte. Sonst hätte er seinen magischen Schlaf nicht überlebt.
    Nicole Duval lag im andern Bett, von einem unnatürlichen tiefen Schlummer umfangen. Auch sie schützte das Fluidum des magischen Amuletts aus der Hand des großen Merlin.
    Zamorra wälzte sich im Bett. Er stöhnte auf, kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn und auf seinem ganzen Körper. Er wurde in seinem Traum der Zeuge eines kosmischen Chaos, in dem die Kräfte des Guten und des Bösen, des Lichts und der Finsternis seit Urzeiten miteinander kämpften.
    Eine mächtige dämonische Wesenheit zerbrach in unvorstellbar fernen Zeiten und Dimensionen. Bruchstücke jagten durch die Unendlichkeit und überbrückten kosmische Abgründe, Äonen bevor das All den Menschen hervorbrachte.
    Zwei Stücke gelangten in eine Galaxis, durchquerten diese und gerieten im Randgebiet in den Anziehungsbereich einer Sonne mit zehn Planeten. Ein Planet zerbarst, als das weitaus größere der beiden Bruchstücke auf ihn prallte. Seine Trümmerteile bildeten danach den Asteroidengürtel um die Sonne.
    Das kleinere Stück brach bei der Katastrophe wiederum in zwei Teile. Sie trudelten auf den vierten Planeten zu, den nach der kosmischen Katastrophe der Planetenexplosion eine ungeheure Sintflut heimgesucht hatte.
    Beide Teile gerieten in eine instabile Kometenbahn um den vierten Planeten. Zamorra spürte selbst in seinem Traumschlaf die ungeheure dämonische Energie und das abgrundtief Böse in den Fragmenten.
    Der Planet, dem sie sich auf ihrer Bahn alle paar hundert Jahre näherten, war die Erde. Die große Sintflut war jene gewesen, die Atlantis verschlungen und das Gesicht der Erde verändert hatte.
    Der erste Brocken fiel etwa fünfzehnhundert Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung auf die Erde nieder. Grün phosphoreszierend, glühend und wabernd sauste er nieder, mit einem langen Kometenschweif hinter sich.
    Er krachte in die Nähe der Burg eines Ras, eines Gebietsfürsten, und erschütterte die Grundfesten seines Ksar. In der Folgezeit geschahen seltsame Dinge. Zuerst starben die Tiere, nachdem sie zeitweise wie toll gewesen waren, so als werde ihre Lebenskraft aufgesogen.
    Die Menschen veränderten sich, ein grünlicher Schimmer umgab sie bei Nacht, und sie strömten einen eigenartig stechenden Dunst aus. Dabei wurden sie immer böser und grausamer. Sie terrorisierten die Karawanenroute durch die Sahara, die zu dem alten Königreich Saba und zu den reichen und mächtigen Stämmen am Niger und Nil führte.
    Aber das Böse verzehrte sich selbst, einer nach dem andern von jenen Dämonischen starb und zerpulverte zu grünlichem Staub. Ksar und Siedlung verödeten immer mehr.
    Längst gebaren die Frauen jener Siedlung keine Kinder mehr. Importierte Sklaven starben rasch. Zuletzt blieb nur der Herr des Ksars, der furchtbare Dschafar al Kharum. In einem fürchterlichen Ritual öffnete er sich selbst die Brust und fügte anstelle seines Herzens einen Dämonenstein ein.
    Er wurde zum Dämon, und er verschwand noch in der gleichen Nacht ins Jenseits, ohne deshalb aber die Verbindung zur Erde völlig zu verlieren. Durch die leere Speicherburg und die Steinhäuser der Siedlung strich der Wüstenschakal, in den Mauern nisteten Vögel. Das Grauen war aus jener Gegend gewichen.
    Der Wind pfiff durch leere Fensterhöhlen. Die dämonische Materie hatte ihre höllische Kraft an Dschafar al Kharum abgegeben. Von da an hatte Zamorra nur noch splitterhafte Impressionen. Er hörte eine eigenartig bizarre Melodie, und er zitterte vor Kälte am ganzen Körper.
    Er sah ein Schloß, einen Mann mit einer Fackel und eine Frau mit einem Gewehr. Darüber die gräßliche Fratze eines riesigen Dämons.
    Er sah Karawanen und Menschen in der Wüste, die etwas erblickten, was er nicht wahrnehmen konnte, und die sich zitternd und schreiend zu Boden warfen. Sie riefen Schutzgeister, den Propheten oder Allah an und umklammerten nutzlose Amulette.
    »Allah!« schrien sie. »Allah! Schütze uns vor Dschafar
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