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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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Beschaulichkeit aufscheuchen konnte.
    Selbstverständlich hatte Zamorra seinem Butler und Haushofmeister Raffael Bois auf Château de Montagne im Loire-Tal Bescheid gesagt, wo er zu erreichen war. Für alle Fälle. Man konnte schließlich nie wissen, ob nicht jemand Hilfe brauchte.
    Jed Diamond befand sich an diesem Tage in Galveston, um dort etwas in seinen Raffinerien zu besprechen. Sein Butler hatte das Telefon auf dem Penthouse angeschlossen. Zamorra hatte darum gebeten. Nur so, ohne besonderen Grund.
    »Hallo, Chéri!« meldete sich Nicole plötzlich. »Wie wäre es, wenn du mich wieder mal einöltest, hm?«
    »Muß das sein?« Er wandte ihr das Gesicht zu, sah sie über den Rand seiner Sonnenbrille an. »Aber gut, für dich tue ich ja alles!«
    »Alles?« gurrte sie. »Wirklich alles?«
    Er sah sie mißtrauisch an. »Na ja, also…«
    Nicole unterbrach ihn. »Dann still meine Sehnsucht, Chéri! Oder ist das zuviel verlangt?«
    Es war nicht ersichtlich, ob Professor Zamorra sich über ihre Forderung oder darüber freute, daß ihn das Schrillen des Telefons einer Antwort enthob.
    Der Butler seines Freundes Diamond meldete sich. »Sir, da ist ein Gespräch für Sie. Aus Peru, wenn ich richtig verstanden habe!«
    »Peru? Hm, na ja, stellen Sie bitte durch.«
    Die Verständigung war nicht sehr gut, aber Zamorra bekam dennoch alles mit. Er lauschte angestrengt, hielt sich dabei das linke Ohr zu, machte einige Zwischenbemerkungen, bis er schließlich sagte: »Ich habe alles verstanden, Señor Ruiz! Es wird nicht einfach sein, aber irgendein Weg findet sich. Wie…? - Ja, das habe ich begriffen! Ich melde mich, sowie wir in Cuzco sind!«
    Dann legte er auf, sah sekundenlang sinnend zum sonnenüberstrahlten Himmel hinauf. Nicole hatte sich hingesetzt und schaute zu ihm hinüber.
    »Wenn ich mich nicht irre, sind die schönen Tage in Texas vorbei«, sagte sie laut, stützte sich mit den Armen nach hinten ab, so daß sich ihr hüllenloser Körper spannte.
    »Du irrst dich nicht, Nicole«, erwiderte er. »Erinnerst du dich an Professor Ruiz von der Universität in Lima? Seine Tochter ist verschwunden. In den Kordilleren. Nicht weit von Macchu Pichu entfernt!«
    »Ah!« Nicole Duval schnitt eine Grimasse. »Die langbeinige Inez, die dir so schöne Augen gemacht hat! Das Mädchen mit den großen Augen und den spitzen Brüsten! So, verschwunden ist sie also?«
    Zamorras Rechte wischte durch die Luft.
    »Nun sei nicht kindisch, Chérie! Schließlich weißt du genau, daß du die hübscheste Frau der Welt bist! Und daß Inez Ruiz häßlich ist, kann man nun mal nicht behaupten! Ja, sie ist während eines Erdbebens verschwunden. Ruiz meint aber nicht als Folge des verhältnismäßig harmlosen Bebens, sondern sie wäre von reitenden Mumien entführt worden.«
    Nicole horchte auf. »Das ändert alles! Bien, also reisen wir!«
    »Langsam, langsam, Chérie! Es kann sehr gefährlich werden! Außerdem müssen wir erst einmal sehen, wie wir dorthin kommen.«
    Nicole Duval erhob sich, reckte sich, kam dann langsam auf ihn zu. Zamorra und sie waren schon einmal in Macchu Pichu gewesen, jener alten geheimnisumwitterten Bergstadt der Inkas im Nordwesten von Urubamba. Daher wußte sie, daß der Weg in die Wildnis der Kordilleren alles andere als ein kleiner Ausflug war.
    »Bis Cuzco werden wir ja wohl kommen«, meinte sie, »und dann…«
    »… und dann ist der Rest der Strecke bis Urubamba kein Problem.« Professor Zamorra hob die Schultern, ließ sie wieder fallen. »Aber wie kommen wir nach Cuzco?«
    »Das solltest du Jed Diamond fragen«, erwiderte Nicole.
    Zamorra griff zum Telefon. »Eine gute Idee. Könnte von mir sein!«
    »Tssst…tssst!« machte Nicole und nahm wieder auf der Luftmatratze Platz. Sekunden später unterhielt sich Professor Zamorra mit Jed Diamond in Galveston.
    ***
    Die Befürchtung von Professor Ruiz, seine Tochter könnte von den reitenden, geheimnisvoll leuchtenden Mumien entführt worden sein, entsprach den Tatsachen.
    Entgegen seiner ausdrücklichen Warnung, auf keinen Fall nachts und allein weiter hinauf in die Berge zu fahren, hatte das Mädchen dieses Wagnis trotzdem unternommen.
    War der Professor schon fanatisch, so war seine Tochter noch besessener. Seit frühester Jugend mit dem Beruf des Vaters vertraut, gab es heute für die Sechsundzwanzigjährige nichts Wichtigeres als die alten Inkas, ihre Kultur, ihr Leben, ihre Götter und die sich um alles rankenden Mythen.
    Daß sie und ihr Vater in Urubamba
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