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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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Rede wert, Hochwürden«, klang es krächzend zurück. »Ein Schrank ist umgekippt, traf mich. Viel Schlimmeres ist geschehen. Meine Tochter, Padre… Sie ist verschwunden.«
    Der Priester machte ein erschrockenes Gesicht. »Inez… verschwunden? Sind Sie sicher, Professor?«
    Der andere nickte, holte tief Luft, preßte hervor: »Sie ist in die Berge gefahren, Padre. Der Jeep ist weg! Ich weiß, daß sie…«
    »So etwas Leichtsinniges, Professor! Gut, gut, sie ist Ihre Assistentin. Aber um diese Zeit da raufzufahren… So was ist sträflicher Leichtsinn.«
    Der Professor deutete auf Marco und Angelo. »Sie haben sie wieder gesehen - die reitenden Mumien?«
    Beide Männer nickten, sahen den Professor ängstlich an.
    »Tja, dann… also… nein, nein, Hochwürden, versuchen Sie nicht, das alles als Halluzinationen hinzustellen. Ich weiß, daß es nicht so ist. Schließlich beschäftige ich mich seit drei Jahrzehnten mit den Inkas, ihren Göttern und Dämonen.«
    »Aber…« Der Padre verstummte, als der Professor ihn einfach stehenließ, den Polizisten am Arm packte und ihn mit sich zog. »Kommen Sie, Sanchez! Ich brauche eine Verbindung mit der Präfektur in Cuzco!«
    »Muy bien«, lächelte der Polizist. »Können Sie haben, Professor!«
    Sie entfernten sich. Das Dach der Polizeistation war zwar zertrümmert, aber das Telefon funktionierte noch. Und zur Not gab es auch noch Funkverbindung.
    Kopfschüttelnd sah Padre Tomasio ihnen nach. Ihn überkam plötzlich die Ahnung, daß hinter allem mehr steckte, als er bislang annehmen konnte. Bei der heiligen Mutter von Guädelupe, dachte er, wie lange lebe ich schon in diesem Lande und unter diesen Menschen? Ich glaube, Jahrzehnte können vergehen, und ich weiß noch immer nicht, woran ich bin! Und ich werde viele Geheimnisse kennengelernt haben, ohne jedoch eine Lösung gefunden zu haben…
    Natürlich glaubte er nicht daran, daß Marco und Angelo diese leuchtenden, furchteinflößenden Mumien gesehen hatten. Zumindest nicht richtig gesehen hatten. Innerlich gab er dem Polizisten recht, wenn dieser von Spinnerei - einem Wort, das Padre Tomasio mit Halluzinationen gleichsetzte -sprach.
    Und Professor Ruiz? Zweifellos ein exzellenter Wissenschaftler. Wie seine bildschöne Tochter Inez. Aber beide etwas versponnen. Zudem verbissen in ihre Arbeit. Manchmal, wenn er sich mit den beiden unterhielt, gewann er den Eindruck, sie wären so von ihrem Beruf eingefangen, daß sie Raum und Zeit vergaßen und sich um Jahrhunderte zurückversetzt fühlten.
    Padre Tomasio sollte eines Besseren belehrt werden. Durch einen Mann, den Ruiz telefonisch zu erreichen suchte, was nicht ganz einfach war, viel Zeit und noch mehr Mühe kostete.
    Dieser Mann war Professor Zamorra.
    ***
    Nicole Duval, Zamorras Sekretärin, Assistentin, ständige Begleiterin, Freundin und Geliebte in Personalunion, sah bezaubernd aus. Kein Wunder bei dieser berückend schönen Frau mit der glatten, weichen, sonnengebräunten Haut, die nirgendwo die verräterischen weißen Streifen aufwies, wie sie Bikinis oder Tangas beim Sonnenbaden zu hinterlassen pflegten. Denn die bezaubernde junge Französin mit der Figur einer Schönheitskönigin verzichtete, wo immer es möglich war, auf Textilien jeglicher Art, wenn sie sich bräunen ließ.
    Sie lag, nur mit Haut bekleidet, auf einer Luftmatratze neben dem Swimming-pool. Nicht etwa zu ebener Erde, sondern hoch über den Dächern von Corpus Christi. Das Diamond Building nebst Penthouse gehörte einem alten Freund Zamorras. Jed Diamond hatte seine rund zweihundert Millionen Dollar mit öl gemacht und gehörte zu den reichsten Männern des Lone-Star-Staates Texas. Das Penthouse am Ocean Drive benutzte er nur, wenn er geschäftlich in Corpus Christi zu tun hatte.
    Diamond war Hobby-Parapsychologe, daher seine Freundschaft mit Professor Zamorra. Sie hatten sich nach langer Zeit in New York getroffen, und Diamond hatte Nicole sowie Zamorra kurzerhand eingeladen und mitgeschleppt. »Macht euch ein paar schöne Tage am Golf von Mexiko«, hatte er gesagt, »sagen wir eine knappe Woche. Dann hab’ ich in Europa zu tun und nehme euch in meinem Jet mit!«
    Nun lag Nicole hier oben, ließ sich die Sonne auf den verführerischen Körper scheinen und genoß den sanften Wind, der vom Golf herüberstrich und ihre Haut umschmeichelte. Zamorra saß etwas abweits und döste vor sich hin.
    Beide genossen die herrlichen Tage. Weder Nicole noch Zamorra dachten daran, daß irgend jemand sie aus ihrer
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