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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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oben. Der Jeep stand, das erwähnte ich schon, weit weg von jener Stelle, wo Inez ihn zweifellos zurückließ. In einem kleinen Canyon.«
    Nicole, die hinter den beiden saß, beugte sich vor, mischte sich in das Gespräch.
    »Ich halte es für wenig zweckmäßig, Vermutungen anzustellen. Wir sollten nach Spuren suchen und…«
    Ruiz unterbrach sie. »Das haben wir alles schon gemacht. Ohne Erfolg. Ich hatte zwei erfahrene Kenner der Berge mit. Auch sie fanden nichts. Beide sind Karawanenführer, die die Kordilleren wie die eigene Westentasche kennen. Übrigens, falls Sie Träger anheuern wollen, Zamorra… Daraus wird wohl nichts werden. Die Leute haben viel zuviel Angst! Angelo und Marco kriegen keine zehn Pferde nach Einbruch der Dunkelheit aus Urubamba heraus und höher in die Berge.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Träger brauchen wir nicht, Ruiz. Nicole und ich schaffen das allein. Sie brauchen mir nur eine gute Skizze anzufertigen.«
    Ruiz, der den Wagen steuerte, wandte Zamorra ruckartig das Gesicht zu.
    »Wie? Soll das heißen, daß ich in Urubamba bleiben soll?«
    »Stimmt«, lächelte Zamorra. »Sie brauchen kein so verdutztes Gesicht zu machen, mon ami! Das hat einen sehr einfachen Grund! Sie würden mich stören. Ich will damit sagen, daß Ihre Anwesenheit, Ihre Nähe, mich ablenken würde. Seit geraumer Zeit pflege ich die transzendentale Meditation bis hin zur Astralprojektion!«
    Ruiz hielt den Wagen an, drehte sich um, musterte Zamorra lange und schweigend, bis er plötzlich hervorstieß:
    »Soll das heißen, daß Sie es fertigbringen, bewußt fertigbringen - beide Körper zu trennen? Und nur den Astralleib auf Wanderschaft gehen zu lassen? Unmöglich!«
    Nicole antwortete für Zamorra.
    »Es ist möglich, Professor Ruiz! Es klingt phantastisch und ist es auch. Aber es entspricht den Tatsachen. Professor Zamorra darf dann durch nichts abgelenkt werden. Die von Ihrem Körper ausgehende Strahlung könnte ihn daran hindern.«
    »Aber Sie? Ich meine, wenn Sie in seiner Nähe sind? Das hat keinerlei Auswirkungen?«
    Diesmal sprach wieder Zamorra.
    »Nein, Ruiz, Nicole und ich senden, um es mal primitiv auszudrücken, auf gleicher Wellenlänge.«
    Ruiz zuckte mit den Schultern und fuhr weiter. Bis Urubamba hüllte er sich in Schweigen.
    ***
    In Urubamba wurden die Ankömmlinge neugierig betrachtet, vor allem die langbeinige Nicole. Zamorra raunte ihr zu, als sie zum Haus des Professors gingen:
    »Chérie, ich hab’ nichts dagegen, wenn du unter der Bluse nur Haut trägst, aber hier oben weht ein kühles Windchen! Sieh mal an dir herunter! Es wäre doch schade, wenn deine Bluse plötzlich zwei Löcher bekäme. Na ja, und dann die Menschen hier! Hm, sie sind…«
    »Geschenkt«, gab sie leise zurück. »Aber ich weiß nicht mal, ob ich einen Halter mithabe. Das große Gepäck haben wir in Corpus Christi gelassen.«
    Zamorra wußte sehr gut Bescheid, denn er erwiderte: »Einen Tanga hast du aber mitgenommen. Erinnerst du dich? Für den Fall, daß man hier baden kann.«
    Das Gespräch war beendet, da sie inzwischen das Studierzimmer des Hausherrn erreicht hatten.
    »Señorita Nicole kann im Zimmer von Inez schlafen«, meinte Ruiz. »Für Sie habe ich das einzige Gästezimmer herrichten lassen, Zamorra!«
    Zamorra sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Zum Schlafen werden wir kaum kommen, Ruiz!«
    »Sie wollen heute abend schon…?«
    Er wurde unterbrochen. »Selbstverständlich! Sie glauben gar nicht, wie neugierig ich bin! Ich habe mich während des Fluges eingehend mit den Inkas und ihrer Kultur befaßt. Vieles war mir bereits bekannt, aber ich habe doch eine Menge dazugelernt! Also: Wir werden uns etwas frisch machen, dann etwas essen und danach sofort alles vorbereiten. Denken Sie bitte an die Kartenskizze.«
    »Muy bien«, klang es zurück.
    ***
    Nicole Duval und Professor Zamorra verließen bei Einbruch der Dunkelheit Urubamba. Der Himmel über den schneebedeckten Spitzen der Cordillera de Vilcanota war samtblau und wolkenlos. Der Mond zeigte sich noch nicht, doch Ruiz hatte ihnen gesagt, daß er in einer Stunde über den Bergen stehen würde. Weit im Westen zeigten sich rotblaue Streifen am Firmament, die ersten Sterne wagten sich zaghaft aus dem Dunkelblau.
    Die Hitze hatte nachgelassen. Noch war es warm, aber das würde sich sehr schnell ändern.
    Nicole saß neben Zamorra im offenen Jeep. Ruiz hatte den größeren Typ dieses US-Armee-Fahrzeugs besorgt, nicht zuletzt, weil es besser klettern
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