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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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becircen, hm? Mich? O Chérie, dein Sex wirkt auf mich selbst dann noch, wenn du ein Flanellmieder, Liebestöter, dicke Wollsocken und Filzlatschen trägst! Sowie wir am Ziel sind, ziehst du dir was Warmes an!«
    Sie machte einen Schmollmund. »Und ich dachte, wir könnten uns im Zelt aneinanderkuscheln, du würdest mich streicheln und mir einen Hauch von Bergromantik schenken!«
    Kopfschüttelnd blickte er sie kurz an, sah dann sofort wieder nach vorn, weil das Geröll zunahm. »Das darf doch nicht wahr sein, Nicole! Bergromantik!? Wir sind nicht in St. Moritz, Chérie!«
    Sie lachte silberhell. »Und du glaubst, ich hätte es ernst gemeint? Aber da du St. Moritz erwähntest: Dort könnten wir auch mal wieder hin. Was meinst du?«
    »Einverstanden. Allerdings müßtest du noch etwas warten! In Europa ist noch Sommer.«
    Nicole seufzte. »Ach ja! Spätsommer im Loire-Tal, Chéri! Und wir hocken in den Kordilleren von Peru und stöbern alte Inkas auf!«
    Zamorra lenkte den Wagen aus dem Canyon auf die Mesa, hielt an und sah sich um.
    »Trostlose Gegend«, sagte er und sah an den Steilwänden empor. »Von wegen Bergromantik!«
    Nicole folgte seinem Blick. Zwischen zwei turmartigen Schroffen grüßte die Silberscheibe des Mondes. Sein Licht allerdings war kalt und ließ die graue, triste Szenerie drohend, fremd erscheinen.
    »Also dann, Nicole«, drehte sich Zamorra um, »werden wir hier unser Lager aufschlagen.«
    Sie deutete auf den felsigen Boden. »Na gut. Aber wie willst du das Zelt befestigen?«
    »Mit Hilfe von Sprengpatronen, Liebling!«
    Die Zeltausrüstung stammte von der amerikanischen Armee. Ruiz hatte sie aus einem peruanischen Pionier-Depot erhalten. Die Heringe, an denen die Schnüre befestigt wurden, mußte man mit einer Art Bolzenschußgerät in den Boden treiben.
    Nicole sah interessiert zu, wandte sich schließlich ab, packte einen der drei großen Aluminiumkoffer aus, entnahm ihm ein dickes Unterhemd, zog sich die Bluse aus, schüttelte sich, als der Wind ihren nackten Oberkörper umfächelte, schlüpfte schnell in das wärmende Kleidungsstück.
    »Vernünftig«, sagte Zamorra, als er sah, daß sie einen olivgrünen, dick gefütterten Parka überzog. »Wie schnell kann sich eine Frau einen, hm, Brustspitzenkatarrh holen!«
    Der Mond war langsam weitergewandert. Das Licht wurde diffus, aus Dutzenden von Seitentälern stieg leichter Nebel auf, wurde vom Wind ergriffen und um die Bergspitzen gewirbelt.
    Zamorra hatte in erstaunlich kurzer Zeit das Zelt aufgebaut, blies nun die breite Luftmatratze mit Hilfe einer Preßluftflasche auf.
    Dann luden sie gemeinsam den Jeep aus, brachten alles in das große Zelt. »So«, meinte er schließlich. »Du legst dich jetzt hin, mon amour! Ich bleibe vor dem Zelt.«
    »Was? Wieso? Warum soll ich drin bleiben, während du…?«
    Er nahm sie in die Arme. »Chérie, ich will versuchen, mich auf die Mumien einzupegeln!«
    »Moment mal! Glaubst du denn, daß sie jede Nacht kommen? Und das Beben?«
    Zamorra küßte sie, dann machte er sich mit sanfter Gewalt frei.
    »Es ist durch nichts bewiesen, daß das Erdbeben irgend etwas mit den reitenden Mumien zu tun hat. Denn in der Nacht, als die Mädchen aus Urubamba verschwanden, bebte die Erde nicht.«
    »Na gut!« Nicole konnte mitunter hartnäckig und sehr skeptisch sein. »Und wer sagt dir, daß die drei Mädchen von den Mumien oder wem sonst auch immer geholt wurden?«
    Zamorra wurde ungeduldig.
    »Das hat mir niemand gesagt, Nicole! Intuition! Mon dieu, manchmal tust du so, als wüßtest du nicht, worum es geht!«
    Sie merkte, daß sie drauf und dran war, den Bogen zu überspannen. Daher nickte sie nur und kroch ins Zelt.
    Professor Zamorra sah ihr lächelnd nach. Manchmal hatte sie ganz einfach Spaß daran, ihn zu ärgern und ihm auf die Nerven zu fallen. Aber schließlich kannte er sie genausogut wie sich selber. Heute konnte sie ihm nichts vormachen: Nicole überspielte ganz einfach die in ihr keimende Furcht vor dem Kommenden. Und er konnte es verstehen. Schließlich fühlte er sich auch nicht sehr wohl in seiner Haut -wie immer, wenn er vor einem neuen harten, gefährlichen Kampf gegen das Böse stand. Professor Zamorra war kein Übermensch, kein Superman. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß er über viele Fähigkeiten verfügte.
    Er öffnete seinen Koffer und entnahm ihm sein Amulett, hängte es um den Hals. Die Frage war, ob es ihm Schutz gewährte. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß es nicht immer
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