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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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herangegangen.
    »Gib auf, Black«, sagte ich.
    Langsam, wie in der Zeitlupe hob er den Stuhl. Seinen müden Armen mußte das bißchen Holz bleischwer erscheinen.
    »Hinstellen!« befahl ich, aber er gehorchte nicht.
    Ein letzter Haken beendete den Kampf. Der Stuhl und Black Frapman fielen gleichzeitig zur Erde.
    Ich bückte mich und stellte den Stuhl wieder auf die Beine. Dann packte ich Frapman unter den Armen und zog ihn hoch. Der Bursche war schwey wie ein Ochse, und ich hatte schließlich in der letzten Viertelstunde auch schwere Arbeit geleistet. Ich setzte ihn auf den Stuhl und ging zur Bar, um den Sodasyphon zu holen. Auf halbem Wege hörte ich es hinter mir poltern. Frapman war vom Stuhl gerutscht.
    Ich steckte die Null-acht, die friedlich auf der Theke lag, ins Halfter, nahm den Syphon und ging zurück.
    Mit Ächzen und Stöhnen brachte ich den Gang-Führer wieder auf den Stuhl, hielt ihn mit einer Hand im Gleichgewicht und zischte ihm den Inhalt des Syphons ins Gesicht.
    Er war zäh genug, um zu sich zu kommen, bevor er den Rest verbraucht hatte. Ich konnte es wagen, ihn loszulassen.
    »Los«, sagte ich. »Rede! War Evans mit einem Mädchen hier?«
    Er nickte. Sein Gesicht begann anzuschwellen, und er sah sich selbst nicht mehr sehr ähnlich.
    Glauben Sie nur nicht — vorausgesetzt, Sie würden auch einmal Polizist — Sie brauchten einen Gangster nur zusammenschlagen, um von ihm jede Auskunft zu bekommen, die Sie haben wollen. Abgesehen davon,, daß das Gesetz es verbietet, Aussagen unter Zwang zu erpressen, so kann Ihnen kein Mensch Rede und Antwort stehen, ohne daß sein Gehirn funktioniert; und sobald sein Gehirn funktioniert, wird er anfangen zu überlegen, wieweit seine Aussagen ihn selbst belasten.
    Auch Black Frapman überlegte. Wenn er auch zunächst zugestand, daß Evans mit einer Frau in Atlanta gewesen war, je klarer sein Kopf wurde, desto schwieriger wurde er.
    Er log einen mächtigen Stiefel zusammen. Er sagte, er habe die beiden im Viertel gesehen, aber er wisse nicht, wo sie gewohnt hätten, und er wisse auch nicht, wo das Mädchen geblieben sei. Bei dieser Aussage blieb er hartnäckig, obwohl ich länger als eine Stunde mit Fragen auf ihn einhämmerte, und obwohl er mörderische Angst zu haben schien, ich könnte die Prügelei wieder mit ihm anfangen.
    Ich gab das Verhör auf, steckte mir eine Zigarette an und schob auch Frapman eine zwischen die Lippen.
    Ich mußte entscheiden, was ich tun wollte. Frapman wußte mehr, aber es war fraglich, ob ich sein Wissen aus ihm herausbekommen würde, selbst wenn ich ihn verhaftete. Evans war mit Ann Rostow in Atlanta gewesen und hatte sie nicht umgebracht, wie er selbst behauptete. In wessen Händen sich das Mädchen befand, schien mir ziemlich klar zu sein. Aldous Hunter hatte nicht ohne Grund auf der Treppe des Polizeihauptquarties zufrieden gelächelt.
    Wenn ich Frapman jetzt festnahm, konnte ich nicht verhindern, daß die Kunde von dieser Festnahme nach New York drang. Selbst wenn der Farbige gestehen würde, daß Hunter das Mädchen entführt hatte, so konnte ich zwar den Gang-Boß verhaften, aber ob ich gleichzeitig Ann Rostow befreien konnte war fraglich, sogar unwahrscheinlich. Hunter würde das Mädchen nicht mit sich herumschleppen. Sobald aber bekannt wurde, daß wir der Sache auf der Spur waren, würden Hunters Komplizen das Mädchen beseitigen, und sei es nur aus dem Grunde, eine mögliche Zeugin aus dem Wege zu räumen.
    Und wenn ich Frapman laufen ließ — vorläufig laufen ließ? Würde er Hunter warnen? — Wahrscheinlich nicht. Er würde im Gegenteil alles unternehmen, um zu vertuschen, daß er eine Niederlage hatte einstecken müssen. Er mußte wissen, daß Hunter ihm nicht verzeihen würde, wenn er erführe, daß er ihn verpfiffen hatte. — Wenn ich Black Frapman klar machen konnte, daß ich kein Polizist, sondern wirklich ein Freund von Evans war, dann würde er sich hübsch stillhalten und denken: Laßt die Burschen in New York ihre Sache allein ausmachen!
    »Ockay, Black«, sagte ich. »Ich hoffe, du hast die Wahrheit geredet. Ich glaube, ich weiß, wer ein Interesse daran hat, Evans den Hals zu brechen. Ich wollte nur wissen, ob das Mädchen noch lebte, als die Cops ihn hochnahmen.«
    Ich streckte ihm die Hand hin.
    »Tut mir leid, daß ich dich ein wenig bearbeiten mußte, aber es war dumm von dir, nicht gleich mit deiner Weisheit herauszurücken.«
    Er riß die Augen auf, soweit es noch ging.
    »Ich werde nicht
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