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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein Raubtier, einen Panther, der lautlos sein Opfer beschleicht.
    Lautlos glitt die Tür auf!
    Von selbst! Niemand hatte die Klinke niedergedrückt, die Tür aufgestoßen. Allein schwang sie auf.
    Derjenige, dessen Schritte Ngulla gehört hatte, stand zwei Meter zurück. Jetzt kam er langsam heran, mit genau abgemessenen Schritten, ruhig und gelassen. Der Sklave wich zurück, die Hand mit dem Säbel senkte sich.
    »Wer… wer seid Ihr?« flüsterte er betroffen.
    Im nächsten Moment sah auch Zamorra den Ankömmling. Und er begriff schlagartig die Reaktion Ngullas. Denn dieser Mann war ein geborener Herrscher, strahlte eine Macht und Autorität aus, vor der Ngulla in Ehrfurcht versank.
    Die Weisheit eines unendlichen Lebens stand in seinen Augen. Er sah unglaublich alt und doch unglaublich jung aus.
    »Merlin«, stieß Zamorra erregt hervor.
    ***
    Seine Gedanken rasten. Schon wieder dieser geheimnisvolle Zauberer vom Hofe des Königs Artus!
    Welches Spiel trieb Merlin? Er schien über die Fähigkeit zu verfügen, beliebig in jeder Zeitepoche auftauchen und wieder verschwinden zu können. Doch im Gegensatz zu den Zeitreisen Zamorras benötigte er dazu nicht die Hilfe des Amuletts, es gelang ihm durch eigene Kraft Zwischen beiden bestand aber ein Zusammenhang, über den der Professor allerdings auch kaum Informationen besaß. Es hieß, daß Merlin seine Hände im Spiel gehabt hätte bei der Entstehung des Zaubergegenstandes. Geheimnisvolle Andeutungen gab es überall im Testament des Leonardo de Montagne, aber Genaues war nicht zu erfahren.
    Merlin…
    Schon mehrfach war Zamorra mit ihm zusammengetroffen. Zuletzt im Palast des Kalifen, wo der Zauberer Zamorra und Nicole rettete… Lag das Geschehen für den Merlin, der jetzt eintrat, noch in ferner Zukunft, oder besaß der Zauberer einen generellen Überblick über sämtliche Ereignisse seines Lebens?
    Er würde es gleich erfahren…
    Nicole regte sich auf dem Ruhelager, wandte sich zur Tür um. Kurz verzog sich ihr Gesicht, als von der Brandwunde im Rücken Schmerzwellen durch ihren Körper rasten.
    »Merlin - wie kommt Ihr hierher?« fragte sie leise.
    Der Unsterbliche wandte langsam den Kopf, sah von Ngulla über Zamorra bis hin zu der blondgeschopften Französin, sah den Verband auf ihrem Rücken. Ein Schatten glitt über sein Gesicht.
    »Ich hätte es wissen müssen«, murmelte er. »Man kann die Zeit nicht ändern - nicht auf diese Weise…«
    Zamorra horchte auf, sah den Zauberer forschend an. Sein Atem ging hastig. »Man kann die Zeit ändern?« fragte er erregt.
    Doch Merlin sah durch ihn hindurch. Griff zu und schob den großen, kräftigen Professor, der sicher seine neunzig Kilo auf die Waage brachte, mit einem raschen, kaum wahrnehmbaren Handgriff zur Seite. In eigentümlich gleitenden Bewegungen näherte er sich Nicole.
    Zamorra verengte die grauen Augen. Es schien ihm, als schwebe Merlin. Doch bei näherem Hinsehen erwies sich das als Täuschung. Deutlich erkennbar berührten seine Füße den Boden.
    Vor Nicole blieb Merlin stehen. Jetzt erst sah der Professor, daß der Zauberer von Avalon bewaffnet war. In einer breiten, goldbesetzten Lederscheide hing ein Schwert an seiner Hüfte - das Flamm ensch wert!
    Zamorra schüttelte den Kopf. Warum trug Merlin die Waffe, ausgerechnet er, der sich vermittels seiner magischen Kraft um so viel leichter und einfacher gegen eventuelle Gegner zur Wehr setzen konnte?
    Merlin hob die Hand. Zamorra trat näher, um besser beobachten zu können, was als nächstes geschah. Ngulla war in die Knie gesunken und neigte den Kopf. Empfand er solche unbedingte Ehrfurcht vor Merlin? Hatte ihn dessen geistige Aura derart stark beeindruckt?
    Von den Fingerspitzen des Zauberers gingen plötzlich haarfeine blaue Strahlen aus und berührten die Verbandpackung, die Ngulla angelegt hatte. Sie löste sich auf, die aufgetragene Salbe verflüchtigte sich, und das verbrannte Fleisch trat wieder zutage.
    »Habe keine Angst«, murmelte Merlin jetzt und beugte sich vor.
    Atemlos beobachtete Zamorra.
    Die rechte Hand des Zauberers strich jetzt behutsam über Nicoles Rücken, zeichnete die Linien des Brandzeichens nach. Und obgleich er die Wunde berührte, schrie das Mädchen nicht, verspürte keinen Schmerz, zuckte nicht einmal zusammen. Ihr Gesicht bekam einen gelösten Ausdruck. Der dumpfe Schmerz schwand.
    Ungläubig staunend sah Zamorra, wie überall dort, wo Merlins Hand die Wunden berührte, die furchtbaren Linien des Sklavenbrandes
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