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0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer

Titel: 0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
Autoren: Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
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Police, aber die Herren erklärten mir, dass sei nicht ihre Sache. Sie sagen, eine Mutter habe die Verfügungsberechtigung über ich minderjähriges Kind. Nur wenn dieses vernachlässigt werde, könnte ich eingreif en.«
    »Das stimmt vollkommen, Mr. Wheath«, belehrte ich ihn. »Sie müssen den Weg der Zivilklage beschreiten, eine strafbare Handlung liegt nicht vor.«
    Jetzt bekam der alte Herr einen roten Kopf und schlug mit der Eaust auf meinen Schreibtisch.
    »Wollen Sie mir vielleicht erklären, wie ich das machen soll, wenn ich nicht einmal weiß, wo der Teufelsbraten von Frauenzimmer steckt. Ich habe zwar die Pinkertons in Bewegung gesetzt, aber dort sagt man mir, derartige Dinge seien sehr schwierig. Die Kleine kann einen anderen Namen angenommen haben. Vielleicht hat sie sogar geheiratet. Die Bilder, die ich von ihr als Fünfzehnjährige besitze, sind heute bestimmt auch für die Katz.«
    Ich tat mein Möglichstes, um den aufgeregten alten Herrn zu beschwichtigen, und ließ mir, ohne ihm irgendetwas zu versprechen, ein Bild und die Beschreibung seiner Tochter geben.
    Dann kamen wir endlich zu dem aufgeschobenen Mittagessen. Am Nachmittag fuhren Phil und ich hinaus zur Saxon Avenue. Dort erwartete uns schon ein Detective der City Police mit Schlüssel. Das Haus hatte nur drei Zimmer und eine Küche. Im Garten waren die Hühnerhäuser, die jetzt leer standen. Schon auf den ersten Blick fand ich die Meinung von Lieutenant Spring bestätigt, dass hier bestimmt kein Feld für Einbrecher war, die etwas von Wert suchten.
    Alles war sauber, aber ärmlich. Der Stadthausdetektiv erzählte, die Nachbarn seien aufmerksam geworden, als die Hühner, die vierundzwanzig Stunden kein Futter bekommen hatten, unruhig wurden. Man glaubte, Miss Fisher sei krank geworden, und sah nach. Sie lag im Wohnzimmer und war tot. Jemand hatte sie erwürgt.
    Spuren eines gewaltsamen Eindringens waren nicht vorhanden, ebensowenig Fingerabdrücke, mit Ausnahme ihrer eigenen. Sie musste dem Mörder selbst geöffnet haben. Besonders interessierte mich das Kinderzimmer, und ich fand sehr schnell heraus, dass es für einen kleinen Jungen eingerichtet worden war. Es gab ein Schaukelpferd. Plastiksoldaten aller Waffengattungen und ein Spielzeuggewehr. Das Bett sah aus, als sei es benutzt worden. Kleidungsstücke waren nicht vorhanden. Der Schrank und die Kommode waren leer.
    Ich hatte das Gefühl, dass wir einem runden Kidnapping auf der Spur waren, und fuhr deshalb direkt zur City Police. Von Lieutenant Crosswing ließen wir uns die dünne Akte vorlegen. Darin waren auch die ehemaligen Arbeitgeber der Miss Fisher verzeichnet, und über diesen fanden wir die Namen einiger recht prominenter Leute. Ich riet Crosswing, bei diesen nachzufragen, ob man in letzter Zeit noch mit dem ehemaligen Kinderfräulein in Verbindung gestanden habe.
    Ich hatte wenig Hoffnung dadurch etwas zu erfahren, aber der Versuch musste gemacht werden.
    Um fünf Uhr kam ein Anruf für mich.
    »Die betreffende Frau will ihren Namen nicht nennen«, sagte die Vermittlung, »aber sie behauptet, es sei sehr dringend.«
    »Geben Sie durch.«
    Die Frau am anderen Ende musste in großer Aufregung sein. Ihre Stimme klang gehetzt.
    »Mr. Cotton. Es spricht Ihre oberflächliche Bekannte aus der Bar. ›Zum siebten Himmel.‹ Zuerst muss ich mich sehr wegen der Ungeschicklichkeit meines Dieners entschuldigen. Sie werden aber alles verstehen, wenn ich Sie über die näheren Umstände aufkläre. Können wir uns in einer Stunde in dem gleichen Lokal sehen? Ich brauche Ihre Hilfe. Wenn ich neulich hätte annehmen können, was geschehen würde, so hätte ich Sie nicht abweisen lassen, als Sie mich zu Hause sprechen wollten.«
    »Sie sind also Mrs. Bliss«, antwortete ich. »Wenn Sie mich so sehr nötig brauchen, warum kommen Sie dann nicht zu mir zum FBI?«
    »Das wage ich nicht. Ich kann Ihnen das jetzt am Telefon nicht sagen, aber ich bitte Sie flehentlich, zu kommen.«
    »Okay, ich werde da sein. Aber lassen Sie Ihren Gorilla zu Hause, oder geben Sie ihm wenigstens Anweisung sich gesittet zu benehmen. Diesmal würde er nämlich Prügel beziehen.«
    »Ich werde allein kommen. Es besteht ja auch heute kein Grund mehr, den Mann mitzunehmen.«
    »Also dann bis nachher.«
    Ich unterrichtete Phil, und wir machten uns auf die Strümpfe. Der Himmel war trüb und das Wetter kühl und regnerisch, ein richtiger Oktobertag. Es war Rush-Hour, die Stunde, zu der die Büros und Geschäftshäuser sich
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