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0122 - Hallo, ich bin wieder da!

0122 - Hallo, ich bin wieder da!

Titel: 0122 - Hallo, ich bin wieder da!
Autoren: Heinz Werner Höber
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Fischer mehr schlecht als recht sein Brot verdient. Irgendwann in seiner Jugend hatte er ein paar Jahre lang einem Arzt zur Hand gehen dürfen, und aus dieser Zeit hatte er einige Kenntnisse behalten über die Behandlung von Wunden und Kranken im allgemeinen.
    Er entfernte das Messer aus meiner Brust und brachte den Blutstrom, der nachbrach, durch einen Brei aus verschiedenen Kräutern zum Stillstand. Maria mußte täglich meine von Sonne und Salzwasser zerfressene Haut mit einer Paste bestreichen, die Roberto selbst aus Kräutern herstellte.
    Vielleicht wäre ich in einem Krankenhaus schneller wieder auf die Füße gekommen, aber mit etwas mehr Zeit schafften es Roberto und Maria auch ohne irgendein Medikament.
    Ich lag die meiste Zeit im Fieber oder gänzlich bewußtlos. Wie sie es fertigbrachten, mir ab und zu ein bißchen Fleischbrühe einzuflößen, bleibt ihr Geheimnis.
    Als ich das erste Mal richtig zu Bewußtsein kam, sah ich nur Maria.
    Sie hatte rauhe, rissige Hände von der harten Arbeit, die sie zu leisten hatte, aber wenn sie mir die Salbe in die Haut strich, tat sie.es so behutsam und weich, wie es eine geschulte Schwester nicht besser gekonnt hätte.
    Ich weiß nicht, wie viele Wochen es dauerte, bis ich anfangen konnte, die ersten kleinen Gehversuche zu machen. Ich war so schwach und schlapp, daß mich fünf bis sieben Schritte an den Rand des Zusammenbruchs brachten.
    Langsam, unendlich langsam wurde es besser.
    Eines Tages fing ich ein Gespräch mit Maria an.
    Sie brachte mir eine Suppe, in der gekochte Fischstücke schwammen. Es schmeckte nicht besonders gut, was man hier aß, aber es war das einzige, was man haben konnte, und der Hunger trieb es hinein.
    »Du mußt mehr essen, Raphaelo«, sagte sie in ihrem holprigen Englisch.
    »Sonst wirst du nie wieder ein starker Mann.«
    Ich grinste: »Das möchte ich aber, Maria. Danke.«
    Sie setzte sich auf eine umgedrehte Coca-Kiste und sah mir zu, während ich die Fischsuppe löffelte. Als ich alles gegessen hatte, was sie mir gebracht hatte, fragte sie: »Soll ich noch etwas holen?«
    »Nein, danke. Ich habe genug, Maria, sag mir, wie lange ich schon hier bin?«
    Sie lachte.
    »Oh, wir zählen die Tage nicht. Vielleicht soviel wie einen Monat, vielleicht auch schon zwei. Ich weiß es nicht genau.«
    »Gibt es ein Telefon hier?«
    »Ein Telefon. Oh, Raphaelo!«
    Sie wollte sich ausschütten vor Lachen. Na ja, wahrscheinlich war es wirklich ein lächerlicher Witz, hier überhaupt nach einem Telefon zu fragen.
    »Wo ist das nächste Telefon?«
    »In Keyport.«
    »Wie weit ist das von hier?«
    »Vier Meilen.«
    »Kommt von euch jemand ab und zu dahin?«
    »Ja, die Frauen. Sie verkaufen den Fisch dort auf dem Markt.«
    »Kann eine für mich einen Zettel zur Polizei bringen?«
    Maria fuhr von ihrem Sitz hoch. Plötzlich zitterte sie am ganzen Körper. »Das ist nicht gut von dir, Raphaelo«, sagte sie und ich sah, daß sie ihre Tränen nur mit Mühe zurückhalten konnte. »Das ist nicht gut von dir, Raphaelo! Wirklich nicht!«
    Ich verstand sie nicht.
    »Maria, was meinst du? Ich verstehe dich nicht! Ich muß meinen Freunden Nachricht geben, daß ich noch lebe! Man macht sich Sorgen um mich!«
    »Ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht!« sagte sie schlicht und kniete neben meinem Lager nieder. »Ich habe in den ersten Tagen hier neben dir geschlafen. Wenn du gestöhnt hast, bin ich aufgewacht und habe dir mit meinen Fingern Wasser auf die Lippen und auf die Stirn geträufelt. Ich habe alles für dich getan, was man für einen Kranken nur tun kann. Und jetzt willst du mein Dorf an die Polizei verraten.«
    Ich schluckte. Erst jetzt wurde mir klar, was für Arbeit, was für Aufopferung dieses Mädchen meinetwegen auf sich genommen hatte.
    Ich sah sie an. Sauber konnte man sie nicht gerade nennen, aber sie mußte ein hübsches Mädchen sein. Die gerade Nase, die klassische Stirn, das blauschwarze Haar mit den herrlich dunklen Augen, ihre schlanke Figur - alles sprach dafür, daß sie ein hübsches Mädchen war. Aber ob hübsch oder nicht - sie hatte verdammt viel für mich getan.
    »Ich verspreche dir, Maria«, sagte ich ernst, »daß ich nichts tim werde, was euch Unheil bringt.«
    Sie lächelte. Perlweiße Zähne erschienen zwischen ihren Lippen.
    »Ich wußte, daß du ein guter Mann bist«, sagte sie einfach.
    »Aber ich muß Klarheit haben, Maria«, fuhr ich fort. »Warum kann ich von der Polizei in Keyport nicht meine Freunde verständigen lassen?«
    Sie
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