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0122 - Hallo, ich bin wieder da!

0122 - Hallo, ich bin wieder da!

Titel: 0122 - Hallo, ich bin wieder da!
Autoren: Heinz Werner Höber
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Männer von dem Strick abgeschnitten, mit denen sie sich aufgehängt hatten! Wir haben Kinder aufgelesen, die halb verhungert waren, weil sich Mutter und Vater nicht mehr um sie kümmerten, seit sie rauschgiftsüchtig geworden waren. Wir haben das schlimmste Elend und die brutalste Not gesehen, weil es Menschen gab, die am Rauschgift verdienen wollten. Maria, wenn du das alles gesehen hättest, wüßtest du, warum wir rücksichtslos gegen alle vorgehen müssen, die am Rauschgift verdienen. Denn sie verdienen an der Not, am Leid, an den Tränen der Süchtigen. Es ist das schmutzigste Geschäft, das es auf dieser Welt gibt!«
    Sie hatte aufmerksam zugehört. Als ich fertig war, rollten ihr zwei große Tränen über die Wangen.
    »Heilige Mutter Gottes«, seufzte sie leise. »Ich wußte nicht, daß es so schlimm ist, Raphaelo…«
    Dann huschte sie hinaus, leise, fast unhörbar, wie sie gekommen war.
    ***
    Ein paar Tage vergingen im ewig gleichen Einerlei dieses Dorflebens. Eines Nachmittags - ich war gerade ein bißchen eingeschlafen von der Mittagsmüdigkeit - wurde ich ziemlich unsanft am Arm gerüttelt.
    Ich fuhr auf.
    Neben meinem Lager hockte ein junger Bursche namens Tonio, der mir bisher nur dadurch aufgefallen war, daß er häufig die Nähe Marias suchte. Wahrscheinlich war er in das Mädchen verhebt.
    »Was ist los?« fragte ich verdattert.
    »Ich will mit dir sprechen, Raphaelo.«
    Ich setzte mich halbwegs bequem zurecht und nickte:
    »Fang an, Tonio. Ich höre.«
    Wahrscheinlich soll ich für ihn ein gutes Wort bei Maria einlegen, dachte ich. Wie sehr ich mich geirrt hatte, sollte ich gleich merken.
    »Du bist doch bald gesund - oder?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln:
    »Einigermaßen, ja. Ich bin nur noch nicht richtig wieder bei Kräften. Ich habe ja wochenlang nur von den paar Tropfen Fleischbrühe gelebt, die sie mir eingeflößt haben, während ich bewußtlos war.«
    »Aber es wird nicht mehr lange dauern - oder?«
    Sein »oder?« hatte eine Art die mir nicht gefiel.
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich.
    Er grinste hämisch:
    »Ich würde aber an deiner Stelle schnell gesund werden, Raphaelo.«
    »Warum so eilig?«
    »Weil du mir im Wege bist.«
    »Wieso denn?«
    Er beugte sich dicht zu mir. Seine Augen glänzten tückisch.
    »Ich will Maria haben, verstehst du? Aber seit du im Dorfe bist, hat sie nur noch Augen für dich! Ich rate dir gut: verschwinde so schnell wie möglich! Sonst -«
    Er sprach seine Drohung nicht zu Ende. Der alte Stolz in mir war nicht verwundet worden, er war noch so gesund und stark wie eh und je.
    »Sonst?« fragte ich mit halb zusammengekniffenen Augen.
    »Sonst renne ich dir noch einmal ein Messer in die Brust! Aber an der richtigen Stelle, Raphaelo!«
    Ich schob nachdenklich die Unterlippe vor.
    »Hast du verstanden?« fragte er scharf.
    »Ich bin doch nicht taub.«
    »Dann weißt du Bescheid! Verschwinde, je eher, um so besser!«
    Er drehte sich um und huschte hinaus.
    Ein paar Minuten später erschien Maria und brachte mir den Kräutertrank, den ich täglich dreimal nach Robertos Anweisung zu mir nehmen mußte.
    »War etwas?« fragte sie.
    »Wieso?«
    »Du siehst so aus, als ob etwas gewesen wäre, was dich aufregt.«
    Frauen haben manchmal einen unangenehmen Scharfsinn. Sie haben rätselhafte Instinkte, die uns ewig Geheimnis, bleiben.
    »So«, sagte ich. »Es war überhaupt nichts. Ich habe schlecht geträumt. Aber du könntest mir einen Gefallen tun, Maria.«
    »Ja?«
    »Bring mir ein paar schwere Steine an mein Lager.«
    »Schwere Steine?«
    »Ja. Ich will meine Arme üben, damit die Muskeln wieder Kraft bekommen.«
    ***
    Maria besorgte mir die Steine.
    Von diesem Tage an begann ich täglich mehrmals mit Steinen in der Hand gymnastische Übungen zu machen.
    Es bekam mir ausgezeichnet. Ich bekam mehr Appetit, ich aß mehr, meine Muskeln fanden allmählich ihre alte Spannkraft zurück.
    Wie notwendig es gewesen war, erwies sich eines Nachts.
    Ich hatte inzwischen schon oft mit Maria über die Gegend gesprochen. Ich hatte auch schon mit ihr zusammen kleinere Ausflüge unternommen, ich kannte die Küstenstraße ein bißchen, ich kam zu Kräften - kurz und gut: ich begann mich immer intensiver mit dem Gedanken zu beschäftigen, das Dorf zu verlassen. Schließlich mußte ich ja irgendwann einmal die Kollegen in New York anrufen.
    Die Nacht war dunkel und wolkenverhangen, als ich wach wurde, weil die Tür leise quietschte.
    Der eigentliche Besitzer der Bude, Pedro, war mit
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