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0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

Titel: 0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
Autoren: Heinz Werner Höber
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uns mit, die fünfundzwanzig einzelnen Dollar-Scheine wären von der Kasse vier gekommen. Er erinnere sich genau. Der Kassierer an der Kasse vier sei Mister Brostins. Wir ließen auch ihn rufen.
    »Mister Brostins«, fing Phil an. »Sie haben am vergangenen Mittwoch bei der Mittags-Kassenabrechnung fünfundzwanzig einzelne Dollar-Scheine an Mister Prew abgerechnet. Können Sie sich erinnern, von welchem Kunden dieses Geld kam?«
    »Ganz genau«, sagte er zu unserer Überraschung. »Es passiert so gut wie nie, daß jemand fünfundzwanzig Doller in lauter einzelnen Dollar-Scheinen bezahlt. Das war ein junges Paar.«
    »Verheiratet?«
    Er zögerte einen Augenblick:
    »No, das glaube ich nicht. Sie trugen keine Eheringe. Außerdem, hm, ihr Betragen war so verliebt, daß…«
    »Daß sie nicht auf Eheleute schließen möchten?« setzte ich grinsend hinzu.
    »Richtig.«
    »Was haben die beiden gekauft?«
    »Ein silbernes Zigarettenetui für die junge Dame.«
    »Kannten Sie den Mann oder die junge Dame?«
    »Den Mann sah ich zum erstenmal aber - hm! - die junge Dame — hm -«
    Er wurde sehr verlegen.
    »Mister Standwich«, sagte ich freundlich, »würden Sie es für unverschämt halten, wenn wir Sie bitten, diese Unterredung mit Mister Brostins allein ausführen zu dürfen?«
    Standwich knurrte etwas und ging.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, grinste Brostins verlegen und sagte:
    »Wissen Sie, ich bin Junggeselle. Abends gehe ich schon mal in ein Nachtlokal, wo es für Junggesellen ein bißchen was zu sehen gibt. Standwich hätte das nicht verstanden, er ist Puritaner durch und durch.«
    »Und diese junge Dame…«, half Phil ihm ein.
    »Das ist eine von den Tänzerinnen aus dem Midnight Club, wissen Sie, diese Art von Mädchen, die in den Mitternachts-Revuen auftritt.«
    »Kennen Sie den Namen?«
    »No, leider nicht. Ich - hm - ich möchte betonen, daß ich keine persönliche Bekanntschaft mit der Dame unterhalten habe.«
    »Wie könnte man sie finden?«
    »Im Club. Sie hat brandrotes Haar. Die einzige von den Ballettmädchen mit brandrotem Haar. Ganz leicht zu finden.«
    »Vielen Dank, Mister Brostins! Das wäre alles.«
    Wir gingen. Draußen stürzte Standwich auf uns zu.
    »Darf ich mir die Frage erlauben«, hechelte er leise, »was Ihr Besuch eigentlich bezweckte?«
    »Kleine Warnung, Mister Standwich«, sagte ich ebenso leise wie er. »Die fünfundzwanzig einzelnen Dollar-Scheine vom letzten Mittwoch waren falsch. Achten Sie in Zukunft auf die Ein-Dollar-Noten!«
    Er sah mich an, als hätte ich ihm einreden wollen, daß die Erde ein Keks-Karton wäre.
    ***
    In der Woolworth-Filiale hatten wir keinen Erfolg. Es war einfach unmöglich, auch nur herauszufinden, welche der siebenundsechzig Kassen die falschen Ein-Dollar-Noten eingenommen hatte. Gar nicht davon zu reden, welcher Kunde sie bezahlt hatte.
    Wir fuhren in meinem Jaguar zurück zum Distriktgebäude. Unterwegs sagte Phil:
    »Ich sehe bereits zwei ehrbare G-men heute abend ein nicht so ganz ehrbares Nachtlokal aufsuchen.«
    »Das sehe ich auch«, bestätigte ich. »Hoffentlich ist es keiner von diesen Läden, wo man nur im Smoking reinkommt. Bei der Hitze noch einen Smoking, das fehlte mir gerade noch.«
    »Ich werde mal bei den Kollegen rundfragen, ob einer die Bude kennt«, schlug Phil vor.
    Er tat es sofort nach unserer Rückkehr ins Distriktgebäude. Nach einer guten halben Stunde erschien er in unserem Office und sagte:
    »Jack Morris war schon zweimal da. Du kannst beruhigt sein. Vernünftiger Straßenanzug ist dort keine Seltenheit.«
    »Gott sei Dank«, seufzte ich und stellte den Ventilator ein. Über New York brütete die Hitze eines Brutofens. Wer es sich leisten konnte, fuhr in irgendein Gebirge, von denen wir ja in den Staaten ausreichend haben. Aber ein geplagter G-man bekommt einmal im Jahr Urlaub, und den kann er sich meistens auch nicht nehmen, wenn er gerade Lust dazu hat.
    Well, der Rest des Tages verging mit Büroarbeit, von der wir nie zu wenig haben. Abends fuhren wir zu mir Schach spielen, Würstchen essen und dabei einen Scotch schlürfen, bis es gegen elf war.
    »So«, sagte ich und schob die Schachfiguren zusammen, »ich denke, wir brechen jetzt auf. Diese Partie hättest du sowieso verloren.«
    Phil sah mich mitleidig an:
    »Du kannst ja gar nicht wissen, welchen genialen Plan ich eben ausführen wollte«, schnaufte er verächtlich. »Dü wärst nämlich in zehn bis zwölf Zügen matt gewesen.«
    Da wir nichts Besseres
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