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0113 - Armaras Rückkehr

0113 - Armaras Rückkehr

Titel: 0113 - Armaras Rückkehr
Autoren: Friedrich Tenkrat
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alle Nomaden bald einen großen Bogen um diese Oase machten, aber Armara erweiterte seinen Aktionsradius, und so war in weitem Umkreis niemand vor ihm sicher. Man konnte ihn weder verjagen noch vernichten. Die Menschen, denen er begegnete, waren ihm rettungslos ausgeliefert. Er breitete ein Netz, aus Angst und Schrecken gewoben, weit über die Wüste aus, und er würde seine grausamen Taten wohl immer noch verüben, wenn es Allah in seiner unendlichen Güte nicht gefallen hätte, Armara zu vernichten.«
    »Allah? Allah hat es getan?«
    »Ja.«
    »Wie denn?« wollte Mahmet wissen.
    »Er schickte einen Sandsturm, wie es noch keinen fürchterlicheren gegeben hatte, und dieser Sturm verwüstete die verfluchte Oase und vernichtete Armara. Der Sand deckte alles zu. Es heißt, daß an jenem Tag der Himmel genauso ausgesehen hat wie heute.«
    »Könnte das bedeuten, daß Allah wieder einen Sandsturm schickt?«
    »Vergiß nicht, daß nicht nur Allah fähig ist, die Naturgewalten zu entfesseln. Das Böse ist dazu gleichfalls in der Lage!«
    Mahmet kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, ich verstehe, worauf du hinauswillst, Kabu.«
    »Dann sag es mir.«
    »Der Sand hat die verfluchte Oase und den Dämon zugedeckt, unter sich begraben…«
    »Das ist richtig.«
    »Folglich sind die Oase und Armara immer noch da. Sie befinden sich unter dem Sand.«
    »So sagt man«, bestätigte Kabu.
    »Ein neuerlicher gewaltiger Sturm – diesmal entfesselt vom Bösen – könnte die Oase und Armara wieder zum Vorschein bringen.«
    »Das wäre durchaus denkbar.«
    »Und Armara könnte sich wieder erheben und… Oh, Allah!«
    Kabu nickte. »Ich fürchte, der Tag ist gekommen, wo das geschehen wird, Mahmet.«
    »Wir werden Arak nicht erreichen?«
    »Armara wird es nicht zulassen. Die Zeit seiner Rückkehr ist nahe.«
    »Wenn wir die Tiere zu größerer Eile antreiben…«
    »Es würde nichts nützen. Wir würden nicht weit kommen. Das Böse ist übermächtig.«
    In der Ferne hob ein dumpfes Brausen an.
    Der Sturm brach los!
    Die Tuareg sprangen von den Kamelen. Von Osten her schien eine riesige Walze über die Sahara zu rollen. Das Braun des Sandes vermengte sich mit dem glühenden Rot des Himmels.
    Die Hölle startete ihre Befreiungsaktion.
    Armara sollte wiederauferstehen!
    Es bedurfte nicht vieler Worte. Die Tuareg wußten, was zu tun war. Sie trafen ihre Vorbereitungen, um sich vor dem Sturm zu schützen. Die Kamele sanken auf den Boden.
    Kein Tier war für dieses Gebiet besser geschaffen als diese Wüstenschiffe. Sie waren ihrer Umwelt hervorragend angepaßt.
    Kopf, Hals und Rücken der Kamele wirkten wie ein schmaler Grat, der der Hitze nur eine geringe Angriffsfläche bot, und der lange Hals vermochte den Kopf des Tieres aus dem Bereich der Sandstürme zu recken, die den Sand in der Sahara zumeist nur zwei Meter hoch über den Boden peitschten. Die schlitzförmigen Nüstern, die hochgezogenen Lippen, die kleinen Augen unter dicken Lidern schlossen sich dabei fest.
    Um ein Kamel brauchte man sich während eines Sandsturms keine Sorgen zu machen.
    »Sidi!« rief Mahmet.
    »Ja, Vater.«
    »Hierher! Schnell!«
    Der Junge eilte zu Mahmet. Sie gingen hinter dem kräftigsten Kamel in Deckung und vermummten sich.
    »Was auch kommen mag«, sagte Mahmet. »Es ist Allahs Wille.«
    Sidi nickte.
    Aber es war nicht wirklich Allahs Wille, der hier geschehen sollte, sondern der Wille der Hölle.
    Heulend kam der Sturm. Die Tiere brüllten. Und dann kam der Sand. Wirbelnd fegte er über die Karawane.
    Die Natur tobte mit einer Wildheit, wie sie keiner der Tuareg je erlebt hatte. Sie verschüttete Mensch und Tier, grub sie aber wieder aus, trug den Sand weiter, brachte neue Wellen, unter denen Sidi, Mahmet und all die anderen fast zu ersticken drohten, befreite sie auch davon wieder.
    Die Wüste war fortwährend in Bewegung. Ständig veränderte sie ihr Aussehen. Ragte eben noch irgendwo eine Düne auf, war sie wenige Minuten später schon wieder verschwunden.
    Nichts war mehr von Beständigkeit. Der Teufel selbst schien für dieses Chaos verantwortlich zu sein.
    Er schüttete Wadis zu, riß neue Täler auf, peitschte den heißen Sand gegen Mensch und Tier, während der Sturm sich gegen die Karawane stemmte und sie mitzureißen versuchte.
    Sidi krümmte sich zusammen. Er hörte das Brüllen der Kamele, das Heulen und Brausen des mächtigen Sturms, und es war ihm, als müsse die Welt untergehen. Er hielt es für ausgeschlossen, daß sie diesen Naturgewalten
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