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0113 - Armaras Rückkehr

0113 - Armaras Rückkehr

Titel: 0113 - Armaras Rückkehr
Autoren: Friedrich Tenkrat
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diese Weise selbst das Leben.
    Mahmet flehte Allah an, er möge schützend seine Hand über Sidi halten.
    Kein weiteres Kamel war mehr da, auf das sich Mahmet hätte schwingen und davonreiten können, und zu Fuß wäre Mahmet nicht sehr weit gekommen.
    Sein Herz trommelte wild gegen die Rippen. Mit dem Schwert seiner Ahnen drehte er sich um.
    Kabu hatte recht gehabt. Wozu sollte man jetzt noch seine Kräfte vergeuden?
    Aber Mahmet wollte sich nicht kampflos in sein Schicksal fügen.
    Er wollte nicht, daß Armara sein Gebet in der Mitte unterbrach, sondern er hatte die Absicht, mit dem Schwert in der Hand zu sterben.
    Außer ihm lebte nur noch ein Tuareg.
    Der Mann rannte hysterisch schreiend auf Mahmet zu. Seine Kleider waren zerfetzt. Er war verletzt und blutete, aber Armaras Todeskrallen hatten ihn noch nicht tödlich getroffen.
    »Hilf mir!« schrie der Tuareg verzweifelt. »Ich bitte dich, hilf mir!«
    Mahmet wußte, daß er sich nicht einmal selbst helfen konnte.
    Dennoch sprang er schützend zwischen Armara und den Mann.
    Der Dämon wollte ihn packen.
    Er schlug mit dem Schwert zu.
    Die Krallenhand verfehlte ihn. Das Schwert hatte eine Kerbe in einen der Finger geschlagen. Schwarzes Dämonenblut tropfte in den Sand und versickerte darin.
    Armara stieß ein zorniges Gebrüll aus.
    »Töte ihn!« schrie der Tuareg hinter Mahmet.
    Und Mahmet griff den Dämon tatsächlich unerschrocken an. Er hatte jetzt nichts mehr zu verlieren, aber er konnte sehr viel gewinnen, wenn es ihm gelang, Armara wenigstens zu verjagen.
    Daß er ihn nicht töten konnte, war Mahmet klar.
    Armara war ein Wesen, das nicht von dieser Welt war. Er hatte viele Jahre unter dem Wüstensand gelegen, ohne daran zugrunde gegangen zu sein.
    Was sollte ihm da ein eisernes Schwert anhaben?
    Dennoch stach Mahmet zu.
    Er legte seine Wut und seinen Haß auf alles Böse in den Stoß. Die Schwertspitze traf den unbekleideten Leib des Ungeheuers, doch diesmal schützte sich Armara vor einer Verletzung.
    Die Klinge schien auf Granit zu stoßen.
    Hart wie ein Felsen war der Leib des Dämons.
    Ratschend glitt das Schwert von Armara ab.
    Die eigene Wucht riß Mahmet nach vorn. Er stolperte auf das Monster zu. Der Gehörnte hieb nach ihm. Doch irgendwie schaffte es Mahmet, dem mörderischen Schlag zu entgehen. Er fiel. Die Bestie war über ihm.
    Die Augen! schoß es ihm durch den Kopf. Stich nach den Augen!
    Und schon zuckte seine Schwerthand nach oben. Die Klinge traf.
    Es knisterte. Funken sprühten, als hätte Mahmet eine Stromleitung kurzgeschlossen, und er erhielt auch so etwas wie einen elektrischen Schlag, der seine Muskeln lähmte und die Nervenstränge in Brand zu setzen schien. Er brüllte vor Schmerz auf.
    Das Schwert entfiel seiner kraftlosen Hand.
    Er sah, daß das getroffene Auge des Dämons unverletzt war. Das Schwert hatte ihm nichts anhaben können.
    Mahmet war Armara auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Der verletzte Tuareg wuchs über sich selbst hinaus, als er versuchte, Mahmet von dem Gehörnten fortzuzerren.
    Er bezahlte diesen Wagemut mit dem Leben.
    Jetzt war von allen nur noch Mahmet übrig. Niemand konnte ihm mehr helfen, er war dazu verurteilt, einen ebenso grausamen Tod hinzunehmen wie die anderen.
    Einem Blitzstrahl gleich fegte der Arm des Ungeheuers auf ihn herab. Ein letzter wahnsinniger Schmerz wühlte sich durch seinen Körper. Dann war es vorbei mit ihm.
    Die Rückkehr des Dämons war für diesen zu einem vollen Erfolg geworden, zu einem Blutfest, wie es in der Sahara seit vielen Jahren nicht mehr stattgefunden hatte.
    Doch die Vernichtung dieser ersten Karawane war erst der Anfang.
    Armara würde von dieser Oase des Schreckens aus immer weitere Kreise ziehen, und jeder Mensch, der ihm begegnete, würde des Todes sein.
    ***
    Auf kurze Strecken schafft ein Kamel 70 Stundenkilometer, und mit diesem Irrsinnstempo wurde Sidi durch die Wüste geschleift. Das verstörte Tier schien nie mehr stehenbleiben zu wollen. Mehrmals versuchte Sidi, wieder auf die Beine zu kommen, doch er schaffte es bei diesem Tempo nicht.
    Doch egal, was kommen sollte – selbst wenn das Tier ihn zu Tode schleifen sollte, er würde die Leine nicht mehr loslassen.
    Steine schlugen gegen seinen Körper. Ihre schroffe Oberfläche schlitzte die Kleider des Jungen auf. Schmerzwellen durchrasten ihn. Er biß die Zähne zusammen und kämpfte tapfer dagegen an.
    Die Wüste schlug ihm tiefe Wunden, doch er krampfte seine Hände nur noch fester um die Kamelleine und
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