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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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Runde im Gelände, um den günstigsten Angriffspunkt zu finden. Von der Rückseite? Oder von der Seeseite her…
    Um ein Haar wäre ich gegen einen großen Schuppen gerannt, dessen verwitterte Bohlen die Farbe der Nacht besaßen. Mit der Linken tastete ich mich die Wand entlang, fand ein primitives Tor und schlüpfte durch den Spalt. Ein paar Sekunden verstrichen, ehe meine Augen sich an das fast vollkommene Dunkel gewöhnten.
    Unmittelbar vor mir blinkte Chrom und heller Lack: Ein schwerer, lang gestreckter, offener Wagen. Meine Hand glitt über den Kühler, bis ich die silberne Figur ertastete. Der Motor war noch warm.
    Gilda Bannisters silbergrauer Rolls Royce.
    Schon wollte ich umkehren und die Scheune verlassen, als ich Schritte vernahm. Zwei Männer kamen näher, blieben vor dem Tor stehen und unterhielten sich gedämpft. Durch einen Spalt in der Bretterwand sah ich das Aufflammen eines Streichholzes.
    Na, hier brauchten sie mich ja nicht gerade zu überraschen. Gab es einen zweiten Ausgang? Unsinn, ich würde nur über irgendwelches Gerümpel stolpern und mich verraten. Ein paar Fässer standen herum. Konnte ich mich hinter ihnen niederkauern? Zur Not mochte es gehen.
    Die Tommy Gun klemmte ich mir unter den Arm. Mehr war im Moment nicht zu tim.
    Quietschend bewegte sich das Tor in den rostigen Scharnieren. Eine starke Taschenlampe leuchtete auf. Der Kegel stach wie eine Lanze in die Finsternis, wanderte langsam und prüfend über das Heck des Rolls Royce hinweg und verlor sich auf der anderen Seite der Scheune zwischen Kisten, nutzlosen Maschinenteilen und den traurigen Überresten eines zusammengebrochenen zweirädrigen Pferdewagens.
    »Zeit, dass hier mal elektrisches Licht gelegt wird, Joe«, sagte die Stimme des einen abfällig. »Kannst dir sämtliche Knochen brechen.«
    »Mach schon zu, red nicht so viel. Der Boss will fort. Höchste Eisenbahn, dass wir Land gewinnen. Vor Tagesanbruch müssen wir über die Grenze sein. Verdammt noch mal das Mädchen hätte ihren Schlitten ja auch woanders abstellen können. Führ ihn raus.«
    Ich zog den Kopf tief zwischen meine Schultern, keinen Meter ging der eine an dem Fass vorüber, hinter dem ich am Boden hockte.
    »Kein Zündschlüssel im Wagen, Joe.«
    »Wollen wir ihn rausschieben?«
    »Bist du verrückt? Der wiegt über zwei Tonnen. Kommt nicht in Frage. Lieber trage ich ihn das ganze Stück bis zum Ufer runter.«
    »Da hinten müssen alte Säcke hegen«, stellte der andere ruhig fest. »Ich meine, wir schlagen ihn darin ein. Der Boss geht hoch, wenn Rollins ihm die Polster der Maschine versaut. Ist sowieso ein Unfug, den Kerl mit über die Grenze zu nehmen. Warum hat Tony ihn nicht unterwegs irgendwo abgeladen?«
    »Du bist nicht bei Trost, he? Wenn ihn jemand beobachtet hätte? Mann, er ist doch mit Fletchers Wagen hergekommen. Drüben in Mexiko ist das ein Kinderspiel. Da kann er für immer verschwinden.«
    »Will er die anderen beiden auch…« Ein kurzes, bedeutungsvolles Schweigen.
    »Na, was denkst du denn? Klar, die werden umgelegt.«
    »Auch das Girl?«
    »Möglich. Warum denn nicht?«
    »Mann, doch nicht ’n Mädel«, entrüstete sich der zweite. »Da mach ich nicht mit.«
    »Hör mal, sie hat mit Mason und Rollins in eine Kerbe gehauen. Die wollten uns ganz hübsch die Tour vermasseln. Mason haben wir fein hingekriegt. Aber wenn das Girl freikommt, schlägt sie todsicher einen gewaltigen Lärm. Nee, der Boss kann es nicht darauf ankommen lassen. Die weiß zu viel.«
    »Ich will mit so was nichts zu tun haben.«
    »Quatsch keine Opern. Los, sehen wir zu, dass wir fertig werden. Ich fühle mich erst wieder wohl, wenn ich die Grenze im Rücken weiß. Leuchte mal her…«
    Sie gingen den Schuppen bis zum unteren Ende hinunter. Vorsichtig richtete ich mich auf.Verdammt, da stand ja noch ein Auto. Ein neuer Chevrolet mit Kennzeichen aus Los Angeles. Dick Fletchers Wagen…
    Krachend wurde der Kofferraumdeckel geöffnet. Dann hoben sie etwas heraus, wickelten ein paar alte Säcke darum, packten es hinten und vorn und begaben sich zum Ausgang.
    Sie trugen Gentiy Rollins Leiche zum Flugboot hinunter.
    Erstens, zählte ich in Gedanken auf, hat Tony Gerald den ermordeten Rollins zum Laguna-Reservoire gefahren. Und zwar in Dick Fletchers Chevrolet. Zweitens ging Chet Masons-Tod ebenfalls auf ihr Konto, wie die Ermordung Eddy Hovells im Ranroad Building. Mason und Rollins wollten vermutlich ein eigenes Konkurrenzunternehmen auf die Beine stellen. Sie kannten
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