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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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ihn an der Stimme.
    Ein paar Sekunden ließ ich verstreichen, bis die Schritte verklangen. Irgendwo kreischte eine Tür. Ich hörte den spitzen erschrockenen Ruf einer Frau, dann einen ärgerlichen Fluch.
    Jetzt wurde es höchste Zeit.
    Wenn es nur die beiden Kerle waren, sah die Sache ganz einfach aus. Ich schlich weiter.
    Phil lag mit dem Rücken auf einem eisernen Bettgestell. Keine zwei Meter vor ihm stand Dick Fletcher mit einem Colt in der Faust. Sein Begleiter knotete ein paar solide Lederriemen auseinander, mit denen sie ihn vermutlich zusammenschnüren wollten. Die Tür war aus Eisen, verfügte über ein stabiles Schloss und zwei schwere Riegel. Fenster konnte ich nicht entdecken.
    »Das wird euch nichts einbringen, Freunde«, hörte ich Phil sagen. »Ihr freut euch zu früh. Ein paar Stunden vielleicht könnt ihr gewinnen, aber was dann? Ich wette, die ganze Grenze wimmelt von G-men.«
    »Halt die Schnauze. Die dummen Sprüche werden dir noch vergehen. Das Girl zuerst, Don.«
    Ich konnte sie nicht sehen. Nur Phils Gesicht hielt meinen Blick fest, ein aufgedunsenes, verquollenes Gesicht mit ‘geplatzten , blutverklebten Lippen und blau schimmernden Flecken.
    »Lasst mich los«, rief das Mädchen schrill. »Ich will nicht… Oh, Himmel, lasst mich doch los.«
    »Raus mit ihr«, brüllte Dick Fletcher ärgerlich. »Stopf ihr das Maul, Don.Vorwärts.«
    In der Ecke, auf dem bloßen Steinboden, kauerte Joan Delague. Das Haar hing ihr strähnig ins Gesicht, die Bluse war schmutzig und zerrissen. Der untersetzte Gangster griff gerade nach ihrem Arm und riss sie in die Höhe.
    »Hände hoch, Mister Fletcher. Lassen Sie den Colt fallen. Bei der geringsten Bewegung schieße ich.«
    Er stand starr und entsetzt, als traute er seinen Ohren nicht. Der andere ließ das Mädchen los, dass es hilflos gegen die Wand torkelte, bückte sich und versuchte mit der Rechten unter den Rock zu greifen. »Vorsicht, Jeriy!«, rief Phil schwach.
    Er fing meine Kugel mitten im Sprung. Dumpf schlug er hin, röchelte und streckte sich.
    »Waffe fort, Fletcher, wird’s bald?«
    »Dafür werden wir Sie in Stücke reißen, Mann«, keuchte Dick Fletcher grimmig. »Niemals kommen Sie lebend aus dem Haus, Sie verdammter Narr.« Trotzdem öffnete er die Faust. Polternd fiel der Colt auf die Steine.
    »Fang auf, Phil.«
    »Wird aber auch Zeit«, grinste dieser matt. Leise stöhnend kam er in die Höhe und fasste nach dem Colt, den ich bei dem Uniformierten gegen die Maschinenpistole eingetauscht hatte. »Sehr sicher bin ich wohl nicht auf den Füßen, Jerry.«
    »Können Sie gehen?«, fragte ich Joan Delague. Sie stand zusammengekrümmt in der Ecke, die rechte Hand am Mund, als wollte sie einen Schrei unterdrücken. »Schnell, wir müssen nach oben, Phil.«
    »Nimm den Burschen vor den Lauf«, riet Phil. »Ich denke, wir werden uns mit Gewalt ins Freie durchschlagen müssen. Da kommen Sie schon, verdammt noch mal.«
    »Los, Fletcher, Sie gehen als Kugelfang voraus.«
    »Sie werden sehen, wie weit Sie damit kommen«, knurrte Fletcher hasserfüllt.
    Die Kellertür wurde aufgerissen. Eine aufgeregte Stimme rief:
    »He, Dick…! Was ist los?«
    Schon sah ich die Beine des ersten Gangsters am Treppenabsatz auftauchen. Ich schoss, traf ihn aber nicht. Eine Serie von Flüchen erscholl. Dann warf jemand die Tür zu und stieß einen Riegel vor. Wir saßen ganz schön in der Falle. Gab es denn nicht einen anderen Ausgang aus dem Rattenloch?
    Wenigstens würden nun Goldsmith und Parkins mit den Polizisten in Aktion treten. Die Schüsse mussten im Freien gehört worden sein. So dick konnten die Hausmauern nicht sein.
    »Wo ist ein Kellerfenster, Phil?«
    »Weiß nicht. Fragen wir unseren Freund hier. Los, mach den Mund auf, du Lump.«
    Fletcher starrte uns mir verkniffenem Gesicht an. Und mit einem Male erlosch die Lampe an der Decke. Finsternis fiel über uns herein. Sie mussten die Sicherung herausgeschraubt haben.
    Joan Delague schrie auf. Sinnlos wollte sie davonrennen, aber ich erwischte sie am Oberarm und hielt sie fest. Phil fluchte. Es entstand ein scharrendes Geräusch, dann ein Klatschen, jemand röchelte schmerzhaft, und ich rief: »He, Phil, pass auf.«
    Grell blitzte ein Schuss. Das Geschoss konnte keine zehn Zentimeter an mir vorübergeflogen sein. Ich spürte den schneidenden Luftzug. Dann klatschte es gegen den-Verputz.
    Mit aller Kraft riss ich das Mädchen zu Boden. Fletcher musste die Chance wahrgenommen und nach seinem entfallenen Colt
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