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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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Mordkommission mit ihren speziellen Arbeiten beschäftigt waren.
    Ich nahm mir einen Zettel und begann, mir die möglichen Theorien aufzuschreiben, die über diesen eigenartigen Mord aufgestellt werden konnten. Wir würden es hier wie in vielen anderen Fällen so machen, daß wir eine Anzahl aufgestellter Theorien so lange überprüften, bis diese und jene als unhaltbar ausgeschieden werden konnte. Diese Methode der Elimination hat den Vorzug, daß man von vornherein nicht restlos ins Dunkle und ins Ziellose hineintappt, während die Arbeit doch beweglich genug bleibt, daß man nichts übersieht.
    ,Nr. 1: Ohne Zusammenhang schrieb ich auf. Damit meinte ich die Möglichkeit, daß ein Mann diesen Mord ausgeführt haben konnte, der nichts davon wußte, daß der Alte gerade eine Belohnung von zehntausend Dollar kassiert hatte. In diesem Falle konnten alle möglichen Motive in Frage kommen. Ich hielt diese Möglichkeit aber für recht unwahrscheinlich.
    Nach einigem Nachdenken schrieb ich mir Theorie Nr. 2 auf. Danach konnte derjenige, der dem Alten das Versteck des Doppelmörders Johnny Raymond verraten hatte, selbst der Mörder sein, nachdem er gewartet hatte, bis der Alte seine Belohnung kassiert hatte. In diesem Falle war also der Täter identisch mit dem Mann, von dem der Alte den von ihm erwähnten Brief bekommen hatte.
    Drittens aber konnte der Alte zu Irgend jemand von seiner Absicht gesprochen haben, sieh zehntausend Dollar dadurch zu verdienen, daß er dem FBI einen' Hinweis geben würde, für den zehntausend Dollar ausgesetzt waren. Diese Vertrauensperson konnte in Geldverlegenheit oder auch nur von einer gewissen Geldgier besessen sein, so daß er wartete, bis der Alte'das Geld kassiert hatte, worauf er ihn dann umbrachte. Hier wäre also die Vertrauensperson zu suchen, die Bescheid wußte, daß der Alte Johnnys Versteck dem FBI mitteilen wollte.
    Als vierte Möglichkeit blieb schließlich noch offen, daß ein Freund Raymonds davon erfahren haben konnte, daß Raymond von dem Alten ans Messer geliefert werden sollte. Dieser Freund bezog irgendwo in der Nähe des FBI Posten, um den Alten abzufangen. Nach einiger Zeit jedoch mußte er sehen, daß wir mit dem verhafteten Raymond kamen. Also war er zu spät gekommen, und der Alte hatte seine Absicht bereits in die Tat umgesetzt. Jetzt packte ihn so etwas wie Rachedurst, er wartete, bis der Alte wieder zum Vorschein kam, und brachte ihn jetzt aus Wut darüber um, daß Raymond bereits verraten war.
    Nachdem ich mir eine Zigarette angesteckt und die ganzen Theorien noch einmal durchdacht hatte, kam mir eine fünfte Möglichkeit in den Sinn, die freilich ein bißchen kompliziert erschien. Danach konnte .irgend jemand aus der Unterwelt, der mit Johnny Raymond Streit gehabt hatte oder ihn aus sonst einem Grunde nicht ausstehen konnte, das Versteck dem Alten mitgeteilt haben. Um aber in der Unterwelt keinesfalls als Verräter dazustehen, was ernstliche Folgen für sein eigenes Leben haben konnte, betätigte er sich sofort als Rächer seines angeblichen Freundes Johnny, sobald er diesen erst einmal ans Messer geliefert sah.
    Ich betrachtete zufrieden meine fünf Theorien. Der Fall würde einer von diesen fünf Möglichkeiten ähneln, das war sicher. Aber welcher?
    »Schreiben Sie inzwischen Briefe?« fragte Robby, der vom Telefonieren zurück an den Tisch kam.
    Ich lachte.
    »No. Ich habe mir nur die paar Theorien aufgeschrieben, die man über diesen Fall aufstellen kann. Es ist immer gut, wenn man für die Arbeit ein gewisses Schema hat, an das man sich halten kann.«
    »Lassen Sie mal sehen«, sagte Robby und machte sich über meine Notizen her. Er las sie und nickte: »Das ist ziemlich erschöpfend. In einer dieser fünf Varationen muß der Hund begraben liegen.«
    Das war auch meine Meinung. Wir diskutierten einige Theorien noch im einzelnen durch, dann kam Phil mit dem Heftchen Reklamestreichhölzer.
    »Biergroßvertrieb John Harold Masters«, sagte er und legte uns das schmale Heftchen auf den Tisch. »Ich habe es schon auf Fingcrabdrücke untersuchen lassen.«
    Robby sah entgeistert auf die Streichhölzer.
    »Das ist nicht zu fassen«, murmelte er. »Der Wagen, aus dem der Mörder des Alten kam und mit dem er davonfuhr, gehört einem John Harold Masters!«
    Wir sahen uns überrascht an. Obgleich ich damit gerechnet hatte, war ich doch überrascht, daß sich meine vage Vermutung bestätigte.
    Wie um uns zu verhöhnen, klingelte im gleichen Augenblick das Telefon, und
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