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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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Landeerlaubnis bat?«
    »Weiß ich nicht, Al. Vielleicht waren die Brüder froh, daß ihr nicht vom Himmel gefallen seid.«
    Hinter Alec Moore schloß sich die Tür. Er sah nicht mehr, daß Mason sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe klopfte. Und der Manager bekam nicht mehr mit, daß Moore den Kopf schüttelte.
    ***
    Alec Moore hätte sich sehr gewundert, hätte er gewußt, was in den zwei Stunden geschehen war.
    Nachdem ihn das Bewußtsein verlassen hatte, war mit der Crew und den Passagieren etwas Seltsames geschehen. Wie erstarrt saßen sie alle auf ihren Sitzen. Keiner war in der Lage, sich zu bewegen. Man hatte das Gefühl, nicht lebende Menschen, sondern steinerne Figuren vor sich zu haben.
    Aber das war noch nicht das Gespenstische allein. Weitaus gespenstischer war, daß der 747-Jumbo-Jet von unsichtbarer Hand gesteuert wurde. Noch seltsamer war, daß die Maschine von allen Radarschirmen verschwunden war. Einfach weggewischt. Nichts deutete auf einen Absturz hin. Vergeblich wurde Flug Nr. 1867 der TWA gerufen.
    Kurz vor Tampico war sie abgedreht. Statt über den Golf von Mexiko in Richtung New Orleans und dann weiter nach New York zu fliegen, hatte der Jet nun nordwestlichen Kurs, flog auf die Sierra Madre zu. Über dem dichtbewaldeten Hochland von Zacatecas blieben die Düsentriebwerke plötzlich stehen.
    Minutenlang geschah nichts. Der schwere Jumbo-Jet schien zu schweben. Dann sank er langsam der Erde zu. Es sah aus, als würde ihn ein Luftkissen nach unten tragen. Die Maschine tauchte in ein dichtes Wolkengebirge, das von zehntausend Fuß Höhe bis fast an die Gipfel der Bäume reichte. Für einen kurzen Moment wurde der silbemschimmemde - von seltsam bläulichschimmemdem Licht umflirrte - Jumbo-Jet sichtbar, dann tauchte er in den Regenwald.
    Nun stand er auf einer riesigen Lichtung, keine drei Meilen von Rio del Morte entfernt. Die Wolken zogen weiter, das blaue Flimmern erstarb. Eine Art Treppe aus verwittertem Gestein reichte bis an die Maschine heran. Man konnte den Eindruck haben, daß sie mit der Tür genau an sie herandirigiert worden war.
    Tina Holloway, die Stewardeß, öffnete die Tür. Seltsam klingende Musik wurde jetzt vernehmbar. Zuerst hörte es sich an, als stamme sie von einem Synthesizer. Doch das täuschte. Es mußte eine alte mexikanische Glasharfe sein, in deren zirpende Klänge sich jäh das dumpfe Wummern von Tomtoms mischte.
    Wie auf ein geheimes Kommando erhoben sich die Passagiere und gingen nacheinander zum Ausgang. Die Crew folgte ihnen. Ein gespenstisches Bild, wie über zweihundert Menschen im Gänsemarsch und mit roboterhaften Bewegungen in einem Trampelpfad verschwanden, an dessen Ende eine alte, halbzerfallene Tempelanlage lag.
    Jim Saunders setzte sich an die Spitze des merkwürdigen Zuges. Er schien zu wissen, was er zu tun hatte. Langsam stieg er eine Treppe aus roten Sandsteinquadem hinab. Zwanzig Stufen waren es, bis er die Tür aus Bronze erreicht hatte.
    Hier blieb er stehen, sah sich um. Die anderen waren gefolgt. Er sah in unbewegte Gesichter. Niemand sagte ein Wort. Alle Augen blickten starr. »Der Meister der roten Sonne erwartet uns!« rief Saunders. Dann drehte er sich um und klopfte in bestimmtem Rhythmus gegen die schwere Tür. Dazu benutzte er beide Fäuste. Erst die Linke. Tock-tock-tock-tock. Dann die Rechte: Tock-tock. Wieder die Linke: Tock-tock-tock-tock. Und noch einmal die Rechte: Tock-tock-tock. Pause. Tock-tock-tock.
    Langsam schwang die Tür ins Innere zurück. Ein von gelbroten Flammen umzüngeltes Wesen wurde sichtbar. Ein Mann von gut sechs Fuß Größe. Sein schulterlanges Haar schimmerte blauschwarz. Sein Gesicht war bartlos und scharf geschnitten, wies unverkennbar indianische Züge auf. Die dunklen Augen schienen zu glühen.
    Bekleidet war der Mann mit einer goldfarbenen, hautengen Hose, die in wadenhohen Stiefeln aus Rohleder steckten. Er trug ein mit mystischen Symbolen bemaltes Hemd aus Rehleder. Um den Hals hing eine schwere goldene Kette mit einem Amulett aus gleichem Material.
    Mitten auf der Stirn prangte eine Sonne. Sie war glutrot und schien zu leuchten. Als der Mann die Hände hob, als wollte er Saunders segnen, zeigte sich, daß er an jeder Hand sieben Finger hatte. Sieben gleich lange und gleich breite Finger, deren Enden in messerscharfen Krallen ausliefen.
    Jetzt trat der Mann zur Seite, machte eine halbmondförmige Bewegung mit der rechten Hand. Der hinter der Tür leuchtende Gang wurde jäh von magischem Licht
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