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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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liebenswerte Menschen gesessen hatten, klapperten Knochen, als die Skelette drohende Gebärden machten. In Reih und Glied, wie Soldaten des Todes, schoß es ihm durch den Sinn.
    Er hob die Arme, hielt seine Hände vors Gesicht und stellte fest, daß sie noch vorhanden und normal waren.
    Alec Moore stürmte ins Cockpit zurück. Dabei vermied er es, mit einem dieser Ausgeburten der Hölle in Berührung zu kommen. Halb betäubt von den Geschehnissen um sich herum, ließ er sich in seinen Sitz fallen.
    Wenige Augenblicke später wurde Flugkapitän Alec Moore von jähem Schwindel erfaßt. Dann stürzte er in einen feuerroten Strudel, wurde förmlich aufgesaugt, sein Blut schien zu kochen, sein Bewußtsein schwand.
    Wie von Geisterhand gelenkt flog der Jumbo-Jet der TWA einem ganz bestimmten Ziel zu.
    ***
    Professor Zamorra saß vor seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer von Château de Montagne. Seit zwei Wochen befand er sich wieder hier und genoß die Ruhe im Loire-Tal, erholte sich, machte mit seiner bezaubernden Sekretärin Nicole Duval ausgedehnte Spaziergänge, führte sie hin und wieder zum Essen aus. Oder er saß hier und vervollständigte seine Aufzeichnungen, die er von jedem Fall machte.
    Es war ein herrlicher Sommernachmittag. Während er arbeitete, lag Nicole am Swimming-pool auf einer Luftmatratze. Sie trug einen Tanga, dessen Winzigkeit kaum noch zu überbieten war. Raffael Bois, Zamorras Butler und Haushofmeister, der ihr Kaffee und Cognac serviert hatte, ließ sich von Nicoles betörendem Anblick nicht aus der Ruhe bringen. Mit Zamorra war das schon etwas anderes.
    Nicole hoffte, daß er seinen Schreibtisch bald verlassen und sich ihr widmen würde. In den letzten beiden Tagen hatte er sie etwas vernachlässigt.
    Tatsächlich wollte Zamorra Schluß machen. Noch eine halbe Stunde, dann hatte er sein tägliches Pensum geschafft. Nicole Duval sollte sich nicht beklagen können.
    Als es im Zimmer plötzlich dunkel wurde, fuhr Professor Zamorra hoch. Sein Blick wanderte zum Fenster. Er erstarrte. So etwas gab es doch nicht. Draußen war es stockfinster geworden. Von einer auf die andere Sekunde.
    Er schaute auf die Digitaluhr vor sich auf dem Tisch. Sie zeigte 16.32 in grünen Ziffern an.
    Plötzlich erschien im dunklen Fenster ein zuckendes Flämmchen, das sich rasend schnell vergrößerte, zu einem gelbroten Feuerrad wurde.
    Mitten in diesem Rad tauchte ein Kopf auf. Ein männliches Gesicht mit hoher Stirn, dunklen, sich ringelnden Haaren und einem Bart, der Wangen, Oberlippe und Kinn bedeckte. Die Augen waren groß und fast schwarz, jedenfalls schien es Professor Zamorra so.
    »Guten Tag, Professor Zamorra!« Die Erscheinung sprach und entblößte dabei zwei Reihen weißer, sehr kräftiger Zähne.
    »Guten Tag!« Zamorra war so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen. Dafür hatte er bereits zuviel mit Dämonen aller Kategorien, mit Vampiren, Zombies und Werwölfen zu tun gehabt. »Wer bist du? Und was willst du?«
    »Dich warnen, Zamorra«, erwiderte der Kopf im Feuerrad. Um Bart und Haare züngelten die Flammen. »Ich bin Uztapioc.«
    Zamorra lachte. »Sehr schön. Wovor willst du mich warnen? Und woher kommst du, Freund Uztapioc?«
    »Warnen will ich dich vor mir und vor dir selber, Zamorra! Und merk dir: ich spreche diese Warnung nur einmal aus. Jetzt und hier. Man wird dich gegen mich zu Hilfe rufen! Lehne es ab. Sonst würdest du sterben! Und dieses Sterben sowie dein Dasein danach wären nicht sehr schön! Ich fürchte dich nicht, aber ich weiß, welch starken Willen du hast. Darum warne ich dich. Meine Macht ist groß. Du wirst es noch erfahren. Denk an meine Worte, Zamorra!«
    Das bärtige Gesicht verschwand. Nicht plötzlich, sondern allmählich. Wie im Kino, wenn das Licht langsam erlischt. Auch das Feuerrad verlor sich. Und dann - schlagartig - sah Professor Zamorra wieder den blauen Himmel durch das Fenster.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür. Nicole betrat das Arbeitszimmer. Ihr Gesicht zeigte einen verwirrten Ausdruck. Fast unhörbar trat sie hinter Zamorra, der in Gedanken versunken vor dem Schreibtisch saß und aus dem Fenster starrte.
    Erst als sich ihre von der Sonne gebräunten weichen Arme um ihn schlangen, merkte er, daß sie bei ihm war. Sein Kopf ruhte zwischen ihren jungen, festen Brüsten, Nicoles Kinn zwischen seinem Haar.
    »Spürst du mich?« fragte sie. »Ich bin doch hier - bei dir auf Schloß Montagne? Oder nicht?«
    Diese Frage berührte ihn seltsam. Behutsam machte er sich aus
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