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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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dauerte eine Weile, ehe Alec Moore antwortete. Es kostete Überwindung zu sagen, was passiert war. Daß er sich entschloß, dem Manager alles zu erzählen, geschah nur, weil sie gute, alte Freunde waren. Natürlich würde Mason erst einen Lachkrampf, dann einen zweiten Wutausbruch bekommen, würde ihn für verrückt erklären und ihn anschreien, daß man ihn nicht auf den Arm nehmen könne. Und wenn Dick Mason wütend war, konnte er recht vulgär werden.
    »Nun beruhige dich, Dick«, meinte Alec Moore. »Und hör mir gut zu! Du wirst etwas erfahren, was dich an deinem Verstand zweifeln lassen wird. Wenn es dich tröstet: mir erging es genauso!«
    Der Manager lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich höre!«
    Als Moore seinen Bericht beendet hatte, herrschte zunächst tiefes Schweigen. Hier, in dem schallisolierten Büro, hörte man nichts von den Geräuschen des J.-F.-Kennedy-Airport.
    »Sag mal, Al, willst du deinen alten Freund verscheißern?« Mason war noch ruhig. Aber dann explodierte er. »Für wen hältst du dich, Al? Für einen orientalischen Märchenerzähler? Skelette im Cockpit! Kitzle mich mal, damit ich lachen kann! Und alle Passagiere Gerippe! O Mann, da hast du dir ja eine verdammt komische Story ausgesucht! Meinst du, die kaufen dir die Jungs von der Luftaufsicht ab? Oder unsere Bosse? Von mir will ich gar nicht reden! Moment, das werden wir gleich haben!« Er griff zum Telefon, tastete eine vierstellige Nummer und herrschte den sich Meldenden an: »Ich will sofort den Flugschreiber sehen, Masters! Oder nein, sehen Sie nach, was er während der zwei Stunden aufgezeichnet hat!«
    Der Hörer wurde in die Gabel geknallt.
    »So, Al, dein langes Wochenende beginnt. Und damit du siehst, daß ich ein gutes Herz habe, beurlaube ich dich unbefristet. Tut mir leid, alter Junge, aber es geht nicht anders. Ich muß! Und selbst, wenn ich es nicht müßte, würde ich es tun. Irgendwas stimmt mit dir nicht! Sei mal ehrlich, Mann: Deine Story ist doch, vorsichtig ausgedrückt, lächerlich! Deine Nerven haben dir einen Streich gespielt. Und solange wir nicht genau wissen, daß deine kleinen, grauen Zellen normal arbeiten, können wir dir weder Maschine noch Passagiere anvertrauen. Was ist übrigens mit deiner Crew los? Der ganze Klub machte auf mich einen merkwürdigen Eindruck.«
    »Eben, eben!- Mir geht’s genauso, Dick! Es ist…«
    Der Manager lachte grimmig. »Ich weiß, ich weiß! Sie waren ja alle für kurze Zeit Gerippe, die mit den Knochen klapperten. Schade, ich hätte Tina, Doreen und die stramme Liz ganz gern mal als Knochenfrauen gesehen. Sind sie als Skelette auch so sexy, hahaha?« Dann wurde er wieder ernst. »Menschenskind, Al, ist dir nichts Besseres als diese Frankenstein-Dracula-Story eingefallen?«
    »Laß mich in Ruhe«, knurrte der Flugkapitän. »Ich kann dir nichts anderes erzählen! Übrigens bleib’ ich hier, bis ich weiß, was der Flugschreiber sagt!«
    »Von mir aus! Vielleicht hat er notiert, daß du mit der Kiste durch ein Massengrab geschlittert bist!«
    Es war ein makabrer Scherz, aber der Manager ahnte nicht, wie nahe er damit an die grausige Wahrheit herankam.
    »Darüber kann ich gar nicht lachen, Dick!« fauchte Moore.
    Das Telefon auf dem Tisch des Managers schnarrte. Er nahm ab, meldete sich. »Ja? Okay, ich höre.«
    Mason lauschte eine Weile. Moore beobachtete ihn, sah, daß sich auf des Managers Gesicht Verblüffung abzeichnete. »Sagen Sie das nochmal, Masters! So was gibt’s nicht. Haben Sie Tomaten auf den Augen, Mann?«
    Alec Moore grinste in sich hinein. Irgend etwas stimmte mit dem Flugschreiber nicht.
    »Gut, Masters«, sagte Mason jetzt. »Ich werd’ mich noch davon überzeugen, ob das stimmt.«
    »Was ist denn, Dick?« erkundigte sich Moore.
    »Was ist denn… was ist denn?!« echote der Manager. »Der Flugschreiber hat gestreikt. Zwei Stunden fehlen einfach, ist nichts aufgezeichnet. Kannst du mir erklären, wie so was möglich ist?«
    Moore zuckte mit den Schultern. »Kann ich nicht. Aber es sind die beiden Stunden, über die du dich so aufregst.«
    Dick Mason wischte mit der Rechten durch die Luft.
    »Ich hab’ keine Lust, jetzt mit dir zu diskutieren, Al! Geh nach Haus! Ich ruf dich an!«
    Der Flugkapitän erhob sich. »In Ordnung, Dick!« Er wußte, daß der Manager nicht allein entscheiden konnte. Da gab es noch die Luftfahrtbehörde und die Bosse der TWA. »Eine Frage noch: Warum hat der Tower kein Wort von der Verspätung und so gesagt, als ich um
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