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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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beförderte den Mann quer durch den Raum. Aber ohne den Dolch, denn der war Dambir aus der Hand gefallen, als Zamorra sie herumgerissen hatte.
    Unbewaffnet fühlte sich der Inder dem Professor nicht gewachsen, deshalb suchte er sein Heil in einer überstürzten Flucht. Er warf sich herum und jagte aus dem Büro.
    Zamorra hob den Krummdolch auf und folgte dem Antiquitätenhändler, der eine schmale Tür aufriß und mit federnden Sprüngen die Kellertreppe hinunterjagte.
    Professor Zamorra stellte den Inder in einem düsteren Geviert, das von einer kleinen Funzel nur dürftig ausgeleuchtet war.
    Keuchend standen sich die beiden Männer einen Augenblick lang gegenüber. Dann ging Zamorra zum Angriff über.
    Dambir riß den Mund auf und bewies im gleichen Moment, daß er tatsächlich Kontakt zur Unterwelt hatte. Der Inder beschwor brüllend den Fürsten der Finsternis. Er wollte Asmodis um Hilfe bitten.
    Doch Zamorra neutralisierte den Hilferuf des Antiquitätenhändlers mit einer dazwischengerufenen Formel der Weißen Magie, so daß Dambirs Schrei die Dimensionen des Schreckens nicht erreichen konnte.
    Ein Faustschlag des Professors warf Dambir zu Boden.
    Ehe der Inder wieder auf die Beine kommen konnte, war Professor Zamorra bei ihm. Dambir kniete. Zamorra trat hinter ihn und setzte ihm den Krummdolch an die Gurgel. Der Antiquitätenhändler erstarrte vor Schreck. Seine riesigen Augen quollen noch mehr heraus.
    »Nicht!« röchelte Dambir entsetzt. »Tun Sie’s bitte nicht!«
    »Die Wahrheit! Ich will jetzt die Wahrheit hören, sonst schneide ich dir die Kehle durch!« schrie Zamorra. Er hätte seine Drohung niemals wahrgemacht, denn er war kein Mörder, aber woher hätte der Inder das wissen sollen?
    Zitternd vor Angst gestand Dambir, am Verschwinden von Sybill Troja und Flo Danning beteiligt gewesen zu sein. Er gab zu, auch Cher Cobalt zu kennen, und wußte, daß sie das nächste Opfer des Hexenjägers sein würde. Zamorra wollte mehr über diesen Mann aus dem Jenseits wissen. Dambir glaubte, keine andere Wahl zu haben. Er mußte reden, wenn er sein Leben retten wollte.
    »Er heißt Hyram Bell. Er tauchte eines Nachts bei mir auf und befahl mir, ihm zu dienen. Ich mußte gehorchen.«
    »Wie ich dich einschätze, warst du stolz darauf, daß Hyram Bell gerade dich ausgewählt hat!« knurrte Zamorra verächtlich. »Bell hat eine gute Wahl getroffen. Er hat sich den Mann mit dem abscheulichsten Charakter in dieser Stadt ausgesucht. Sag mir, wieso er sich junge, unschuldige Mädchen holt, die nachweislich keine Hexen sind.«
    »Er war im siebzehnten Jahrhundert einer der eifrigsten Hexenjäger. Es gelang ihm, zahllose Bräute des Satans zu entlarven und zu vernichten. Das ließ sich der Teufel auf die Dauer nicht bieten. Er bestrafte Hyram Bell, indem er dessen Geist verwirrte. Daraufhin brachte Bell seine eigene Frau, die rein und gottgläubig war, als Hexe auf den Scheiterhaufen. Als die Frau brannte, ließ der Satan den Hexenjäger seinen Irrtum erkennen. Bell verlor darüber beinahe den Verstand. Der Teufel zwang ihn, Abbitte zu leisten, und stellte ihn anschließend in seine Dienste. Seither zieht Hyram Bell durch die Jahrhunderte und holt sich laufend junge saubere Mädchen, die er als Hexen anklagt und vernichtet.«
    »Woher kommt Hyram Bell?« wollte Zamorra wissen. »Wo ist sein Unterschlupf?«
    Dambir sprach von einem Leichenacker, den es im siebzehnten Jahrhundert vor den Toren von London gegeben hatte, der heute aber nicht mehr existierte. Ein prachtvoller Park war daraus geworden. Auf jenem Leichenacker von einst sei der Hexenjäger zu Hause, sagte Dambir. Doch keinem Menschen wäre es möglich, dorthin zu gelangen, denn dazu wäre ein Riesenschritt in die Vergangenheit zu tun, und wer könne den schon machen?
    Zamorra konnte das.
    Mit Hilfe seines Amuletts würde es ihm gelingen, den Dimensionensprung zu machen, doch das behielt der Professor für sich.
    »Steh auf!« befahl er dem Inder schroff.
    »Was haben Sie mit mir vor?« fragte Dambir mit belegter Stimme.
    »Ich liefere dich bei der Polizei ab!«
    »Po… li… zei…?!«
    Das brachte Dambir augenblicklich wieder auf Touren. Ein Fußtritt, mit dem Zamorra nicht gerechnet hatte, traf die Dolchhand des Professors. Die Waffe flog in hohem Bogen davon. Dambir warf sich schreiend auf seinen Gegner. In seinen riesigen Augen erkannte Zamorra die Absicht, einen Mord zu begehen. Dambir setzte alles daran, um Zamorra zu töten, denn der Professor wußte
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