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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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dort oben schrumpfte, wuchs die Lache auf dem Boden.
    Ein kleiner See war das nun schon.
    Ein Blutsee!
    Cher Cobalts Hand tastete nach der Klingel. Man hatte ihr gesagt, wenn sie irgend etwas brauche oder sich nicht wohl fühle, solle sie läuten, dann käme jemand, um nach ihr zu sehen.
    Sie brauchte Hilfe.
    Mit der Klingel konnte sie sie herbeirufen.
    Wo war sie nur? Chers zitternde Hand suchte und suchte, während ihr Blick starr auf den bereits verschwindend klein gewordenen Fleck an der Decke geheftet war.
    Der letzte Tropfen.
    Er fiel in diesem Augenblick.
    Aus. Was nun? Cher schluckte trocken. Sie hatte den Klingelknopf immer noch nicht gefunden. Im Moment dachte sie nicht daran, ihn weiterzusuchen. Sie vergaß ihn. Ihre Blicke wanderten von der Decke herab. Sie betrachtete voll Grauen die gewaltige Blutlache, deren Menge den Körper eines Menschen füllen konnte.
    Mit einemmal fing das Blut an zu brodeln. Es bildeten sich auf seiner Oberfläche Blasen, die mit einem häßlichen Geräusch zerplatzten. Dämpfe stiegen daraus empor. Dämpfe, die sich verblüffend schnell verdichteten, vor Chers Augen langsam hochwuchsen und sich zur Gestalt eines Mannes formten.
    Das alles spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Aus der Blutlache wuchs eine Person, die von einem purpurroten Gewand eingehüllt war.
    Hyram Bell - der Hexenjäger!
    ***
    Cher Cobalt traf vor Schreck beinahe der Schlag. Fassungslos starrte sie das Wesen aus den Dimensionen des Grauens an. Der Hexenjäger ließ ein abgrundtief böses Lachen hören. Seine stechenden Augen durchbohrten das bedauernswerte Mädchen beinahe.
    Er kam langsam auf das Bett zu, in dem Cher lag.
    Die Klingel! schoß es ihr siedendheiß durch den Kopf. Du mußt die Klingel finden!
    »Du hast geglaubt, hier sicher zu sein, wie?« höhnte Hyram Bell. »Du hättest wissen müssen, daß du vor mir nirgendwo sicher bist, Cher Cobalt.«
    Das Mädchen bebte vor Angst. »Was… was wird nun mit mir?« stammelte sie verzweifelt.
    »Ich habe dich als Hexe erkannt, folglich werde ich dich dorthinbringen, wohin du gehörst! Auf den Scheiterhaufen!«
    »Nein!« schrie Cher entsetzt auf.
    Bell trat an ihr Bett. »Mach keine Geschichten! Komm mit mir!« Er streckte seine Hand nach dem Mädchen aus.
    In diesem Augenblick fand Cher Cobalt den Klingelknopf. Sie drückte mit zitterndem Daumen darauf. Jetzt wußte man, daß sie Hilfe brauchte. Man würde sich auf den Weg machen.
    Aber würde diese Hilfe nicht bereits zu spät kommen?
    Ein Blick in Hyram Beils grausame Augen sagte ihr, daß sie in diesem Moment schon rettungslos verloren war.
    ***
    Jason Rßss betrat den kleinen Schwesternraum. Ein junges hübsches Mädchen - dunkelhaarig, mit vielen Sommersprossen um die kleine Nase - verzehrte soeben ihr Butterbrot. Als sie die Tür zuklappen hörte, wandte sie sich schnell um.
    »Oh«, entfuhr es ihr. Ihr Mund war so voll, daß sie sonst nichts sagen konnte. Die Verlegenheit machte sie rot.
    Dr. Ross lächelte milde. »Nun verschlucken Sie sich mal nicht an diesem Bissen, Schwester Jane. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie während Ihrer Dienstzeit essen. Eigentlich wollte ich Sie nur bitten, mal nach Cher Cobalt, unserer neuen Patientin, zu sehen.«
    Die Krankenschwester hrtte endlich den Bissen hinuntergewürgt, legte das restliche Brot beiseite und nickte eifrig. »Das mache ich sofort, Dr. Ross.«
    »Ihr Brot können Sie ruhig zuerst fertigessen.«
    »Das kann ich nachher auch noch«, gab Schwester Jane zurück.
    Ross schmunzelte. »Sie möchten wohl ganz schnell Oberschwester werden, wie?«
    Wieder errötete das Mädchen. Jane senkte den Blick und erwiderte leise: »Da gibt es noch so viele Schwestern, die länger im Haus und tüchtiger als ich sind, Dr. Ross.«
    Jason Ross wollte der Schwester empfehlen, sie möge ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, doch dazu kam es nicht mehr, denn in diesem Moment summte es hinter Jane, und gleichzeitig leuchtete eins der zahlreichen Zimmerlämpchen auf. Ross erkannte mit einem Blick, wer da soeben auf den Klingelknopf gedrückt hatte.
    Jane sagte es: »Das ist Cher Cobalt! Die neue Patientin!«
    Ross hatte augenblicklich ein unangenehmes Gefühl. Es mochte hundert harmlose Gründe geben, weshalb Cher Cobalt auf den Klingelknopf gedrückt hatte. Ja, sie konnte darauf gedrückt haben, bloß um mal zu probieren, ob er überhaupt funktionierte.
    Aber all das ließ Ross nicht gelten.
    Für ihn stand in diesem Moment bereits fest, daß Cher aus
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