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0107 - Das blaue System

Titel: 0107 - Das blaue System
Autoren: Unbekannt
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Denkungsart aus den Hallen und Sälen fegen können. So aber war ich auf die wenigen Terraner angewiesen, die mit ihren eigenen Problemen zu tun hatten. All diese Zustände, der unwahrscheinliche Prunk bei den Festen, das leere, inhaltslose Plappern von Nichtstuern und Kriechern, das grundlos überhebliche Gebaren von Räten und hohen Flottenoffizieren waren zu einem Bestandteil des Reiches geworden, das ich nicht mehr aus seinem Dornröschenschlaf erwecken konnte.
    Ich dachte in Begriffen, die mehr und mehr für die ferne Erde Gültigkeit haben mochten als für das Arkoniden-Imperium. Zu all den vielen Schwierigkeiten kam noch eine permanente Gefahr hinzu. Mehr als einmal hatte man versucht, mich auf diese oder jene Weise aus dem Wege zu räumen. Mordanschläge waren beinahe an der Tagesordnung gewesen, bis ich energische Maßnahmen ergriffen und einige Todesurteile nicht aufgehoben hatte. Man haßte mich! Ich, der alte Arkonidenadmiral Atlan aus dem Herrschergeschlecht der Gonozal, war ebenso gefürchtet wie unpopulär. Längst hatte ich vor mir selbst eingestanden, daß ich mehr Mensch als Arkonide war. Meine wirklichen und echten Freunde lebten im vierunddreißigtausend Lichtjahre entfernten Solsystem. Perry Rhodan, Erster Administrator des von ihm aufgebauten Solaren Imperiums, war ein Mann, auf den ich im Sinne des Wortes bauen konnte. Er hatte sich meines Vertrauens würdig erwiesen, weshalb ich keinen triftigen Grund mehr gesehen hatte, den Menschen im Zuge ihrer galaktischen Handels und Kolonialpolitik Schwierigkeiten zu bereiten. In meinem tiefsten Innern wußte ich, daß die Blütezeit der Arkoniden trotz allen von mir unternommenen Regenerierungsversuchen endgültig vorüber war. Dabei war es für mich schmerzlich, ganz genau zu wissen, daß Perry Rhodan über meine Lage unterrichtet war. Nun hatte ich ihn schon wieder um Hilfe gebeten, nachdem ich es erst zwei Monate zuvor hatte tun müssen. Unbekannte Mächte hatten sowohl das Arkonidenreich als auch die Erde angegriffen. Es war mit ungewöhnlichen Mitteln geschehen, die mir aber bewiesen hatten, daß der grenzenlose Hochmut der geistig noch aktiven Arkoniden fehl am Platze war. Eigentlich hatte es mich erfreut, daß ausgerechnet Perry Rhodan, der von vielen Arkoniden nach wie vor als Barbar angesehen wurde, hatte nachweisen können, daß wir nicht mehr waren als degenerierende Kolonistennachkommen eines großen Volkes, das die Ahnen der heutigen Arkoniden schon zwanzigtausend Jahre zuvor als galaktische Siedler in die Tiefen des Raumes ausgeschickt hatten.
    Dies war eine Tatsache, die ich erst zwei Monate zuvor erfahren hatte. Meine Stellung als Imperator des Reiches war damit noch verantwortungsvoller und wichtiger geworden. Es war etwas geschehen, was wir Arkoniden uns niemals hätten träumen lassen: Es gab im Zentrum der Milchstraße ein Volk, das uns ebenso hochnäsig behandelte, wie wir es bisher mit anderen Intelligenzen getan hatten. Natürlich hatte es Rhodan nicht unterlassen können, mich ironisch darauf hinzuweisen. Mich konnte er damit nicht mehr verletzen, aber andere Arkoniden waren bei den Erklärungen des „Barbaren” Rhodan merklich erblaßt. Der Gedanke, von den Stammvätern nicht für voll genommen, sondern als degenerierte Kolonistennachkommen mit verfallenen Sitten angesehen zu werden, war schmachvoll. Das war die Situation auf dem Kristallplaneten des Arkonidenreiches, als das terranische Linear-Großkampfschiff IRONDUKE mit hoher Fahrt in die aufglühende Atmosphäre vorstieß und zur Landung auf dem Hafengelände des Imperators ansetzte. Der Himmel schien zu brennen. Die weiße Sonne Arkons verblaßte unter dem hellen Düsenlohen des Achthundert-Meter-Riesen, der mit gespreizten Landebeinen auf die Stahlplastikpiste niedersank. Die IRONDUKE war ein terranisches Schlachtschiff der STARDUST-Klasse. Bei flüchtiger Betrachtung unterschied sie sich kaum von anderen Fahrzeugen dieses Typs, und doch wußte ich, daß die mächtige Kugelhülle Maschinen und Triebwerke barg, die ihresgleichen auf Arkon nicht hatten. Rhodan hatte mir über Hyperfunk in knapper Form mitgeteilt, er würde diesmal mit dem ersten Linearraumer in Großbauweise erscheinen, nachdem er mir schon zwei Monate zuvor einen mit Lineartriebwerken ausgerüsteten Schweren Kreuzer vorgeführt hatte. IRONDUKE hatte er dieses wundervolle Raumschiff genannt, „Eiserner Herzog”! Die Bezeichnung erinnerte mich an meine lange Wanderung durch die Geschichte der Erde.
    Wie
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