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0107 - Das blaue System

Titel: 0107 - Das blaue System
Autoren: Unbekannt
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unverletzten Kopf des Hundes an und zog die Kiefer auseinander. Noch behutsamer schob er die Zunge zur Seite, und da sah ich es selbst. Ein fingerlanger, nadelspitzer Stachel war unter der Zunge mit einem biologischen, sofort haftenden Klebstoff befestigt worden. Es war das gleiche Bioplast, das man in der Medizin zum narbenlosen Verkleben von Operationswunden verwendet. Wenn mich Moku in der gewohnten Art begrüßt hätte, wäre ich zweifellos von der Stachelspitze verletzt worden. Wie benommen sah ich auf das heimtückischste Mordwerkzeug, das ich jemals kennen gelernt hatte. Jemand war mit teuflischer Schlauheit vorgegangen. Man hatte mit meiner Zuneigung für Moku gerechnet und das unschuldige Tier als Träger einer fürchterlichen Waffe eingesetzt. „Wir werden das an der Spitze haftende Gift zu analysieren versuchen, Atlan”, sagte der Mann mit der kalten Stimme. „Steh auf, alter Freund. Lloyd mußte tatsächlich schießen. Das Tier hätte nicht mehr aufgehalten werden können.” Jemand umfaßte meine zuckenden Schultern und zog mich auf die Beine. Als ich mich endlich umdrehte, sah ich in Rhodans graue Augen. Sie glänzten kühl und feindselig, bis sie bei meinem Anblick ihren Ausdruck veränderten. Perry Rhodan gehörte zu den wenigen Männern, die mit den Augen lächeln können. Wenigstens glaubte ich, die plötzlich aufglimmende Wärme körperlich zu spüren. Nur wenige Meter entfernt standen etwa dreißig Mann eines terranischen Spezialkommandos. Es waren hochgewachsene, durchtrainierte Gestalten. Das war jener Typ von Männern, auf die ich, der Imperator des Arkonidenimperiums, verzichten mußte. Auf sämtlichen Planeten des Reiches gab es keinen einzigen Soldaten von ihrer Qualität.
    Die Herren meiner Begleitung blickten teils verschüchtert, teils erzürnt in die flimmernden Schirmfeldmündungen der terranischen Energiewaffen. Rhodan hatte sich durchaus nicht gescheut, die Vornehmen des Hofstaates mit der Waffe bedrohen zu lassen.
    Demnach schien er sehr genau zu wissen, wie gefährdet mein Leben war. Ich blickte zum leblosen Körper der Hündin nieder.
    Nach den auf Arkon gültigen Gesetzen mußte er in einer Thermalkammer eingeäschert und anschließend aufgelöst werden.
    Auf Arkon hatte es hoch nie Friedhöfe gegeben. Ich riß mich von dem Anblick los, als Fellmer Lloyd die Überreste auf die Arme nahm und zu meinem wartenden Luftgleiter hinüberschritt. Ich wußte, daß er sich um alles kümmern würde. „Er hat mir fraglos das Leben gerettet”, sagte ich und versuchte, nur an die Gegenwart zu denken. Mokus treues Gesicht, in dem man so deutlich ihre Gefühle hatte ablesen können, mußte ich vergessen.
    Rhodan war taktvoll und tierliebend genug, um keine überflüssige Bemerkung zu machen. Ein anderer hätte vielleicht gesagt, es wäre zwar bedauerlich, aber schließlich hätte es sich ja „nur” um einen Hund gehandelt. Ich hätte einen solchen Ausspruch in diesem Augenblick kaum ertragen können, ohne die Fassung zu verlieren. Einige dröhnende Paukenschläge, denen sofort darauf gräßlich klingende Mißlaute folgten, ließen mich erschreckt zusammenfahren. Rhodan stieß einen entsagungsvollen Seufzer aus, der von dem rhythmischer werdenden Tuten, Blasen und Stampfen übertönt wurde. Unbeherrscht schimpfend, drehte ich mich um. Ein Zeremonienmeister der dritten Klasse hatte versucht, den ins Wasser gefallenen Empfang „Seiner Administrativen Exzellenz, Perry Rhodan” wenigstens mit Hilfe der Marschmusik zu retten. Das auf etwa achthundert Musikstücke programmierte Robot-Musikkorps marschierte dröhnend und klirrend auf uns zu.
    Dabei wirbelten zahlreiche Metallarme auf Kunstfasertrommeln nieder, daß es sich anhörte, als solle diese Welt untergehen.
    Andere Musiker leiteten den Luftstrom ihrer leistungsfähigen Kompressoren mit solcher Wucht in die eingebauten Trompeten, Fanfaren und sonstigen Lärminstrumente, daß man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Ich schrie einige Verwünschungen zu dem voranmarschierenden Zeremonienmeister hinüber und drohte mit den Fäusten, aber dieser gutgeschulte Höfling ließ sich in seinem Tun nicht stören. So mußten wir notgedrungen abwarten, bis die wilde Horde an uns vorbeigestampft war. Die Männer des terranischen Einsatzkommandos sahen uns beinahe fassungslos an; Rhodan hielt resigniert die Hand am breiten Schirm seiner goldbestickten Mütze, und ein terranischer Oberst, den ich nie zuvor gesehen hatte, grinste so offen, daß mir
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