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0105 - Die Bestie von Soho

0105 - Die Bestie von Soho

Titel: 0105 - Die Bestie von Soho
Autoren: Jason Dark
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sich auch im Gesicht fort. Die Wangen zeigten keine Falten, sie waren glatt wie eine Marmorwand. Das Kinn fiel nach hinten, nur der Mund wirkte wie eine rote Wunde. Er war klein, kreisrund und stets zu einem O gekrümmt. Die Nase fiel kaum auf, so flach war sie. Und auch die Augen machten keinen besonderen Eindruck, außer man schaute ganz genau hin, und dann sah man das gelbe Schimmern in der Pupille.
    Ich blickte genau hin, und ich muß ehrlich gestehen, daß mir dieser Golo Gulerian nicht gerade sympathisch war. Von allein wäre ich nicht zu seiner Ausstellung gegangen. Aber ich hatte Glenda versprochen, sie zu begleiten, und daran hielt ich mich.
    Einen Parkplatz für meinen Bentley hatte ich glücklicherweise gefunden, und anschließend stürzten wir uns in den Trubel von Soho.
    Es war wirklich etwas los. Nicht nur vor der Halle, in dem Golo Gulerian ausstellte. Auf den Straßen drängten sich die Touristen.
    Die Bars, Porno-Shops und Peep-Shows überboten sich mit ihren schreienden Leuchtreklamen. Man lockte das Publikum mit immer heißeren Sachen. Jedes Lokal nahm für sich in Anspruch, den härtesten Strip überhaupt zu bieten.
    Die Neugierigen kamen in Strömen. Zudem lockte auch noch das relativ milde Wetter.
    Wir waren zu Fuß zur Ausstellung gegangen, hatten noch einen Drink genommen und standen nun vor dem Haus.
    Glenda hatte sich bei mir eingehakt. Unter dem leichten Mantel trug sie ein grünes Kleid aus einem schillernden Material, das ihr ausgezeichnet stand. Das lange Haar fiel locker bis auf die Schultern, und wie ein zarter Hauch umwehte sie das neue Parfüm.
    Ich war ehrlich genug, zuzugeben, daß ich mich in ihrer Gesellschaft recht wohl fühlte.
    »Sollen wir nicht hineingehen?« fragte Glenda. »Dort können Sie Golo in natura besichtigen. Nicht nur vom Plakat.«
    Ich nickte.
    Glenda schaute mich von der Seite an. »Begeistert sind Sie aber nicht, John.«
    Ich hob die Schultern. »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    Wir waren inzwischen einige Schritte gegangen. Jetzt blieb ich stehen. »Beziehen Sie das um Himmels willen nicht auf sich, Glenda«, sagte ich schnell, »aber dieser Maler ist mir unsympathisch. Und nicht nur das. Wenn ich ehrlich sein soll, dann sehe ich in ihm direkt einen Feind.«
    »Denken Sie an einen Dämon, John?«
    Ich hob die Schultern.
    Glenda lachte. »Nein, bitte, heute abend möchte ich mit Dämonen nichts zu tun haben.«
    »Manchmal ist das Schicksal unberechenbar.«
    »John, Sie sind ein Pessimist!« rief Glenda. »Ich bin nur vorsichtig, das ist es.«
    »Man kann es auch übertreiben.« Ich sagte nichts mehr, weil ich Glenda den Spaß nicht verderben wollte. Sie hatte sich wirklich auf diesen Abend gefreut, dabei wollte ich ihr nicht im Wege stehen.
    Eine große Glastür führte in das Innere der Halle. Vor drei Jahren noch gab es hier eine kleine Strumpffabrik. Sie hatte jedoch pleite gemacht. Da das Gebäude erst renoviert worden war, wollte man es nicht abreißen und hatte es zu einer Kunsthalle umfunktioniert.
    Maler und Graphiker stellten hier aus, und die Stadt London subventionierte diese Arbeiten.
    Hinter der Tür befanden sich auch die kleinen Kassenhäuschen.
    Der Eintrittspreis war gering. Ich kaufte für Glenda Perkins eine Karte mit.
    Am Eingang zeigte ich die Karten vor. Wir standen zusammen mit einigen anderen Besuchern in einem breiten Gang. Ein Pfeil wies nach rechts. Dort ging es in die Ausstellung.
    Während wir an den mit Werbeplakaten bedeckten Wänden entlangschlenderten, erkundigte ich mich nach der Nationalität des großen Malers.
    Glenda hob die Schultern. »Da fragen Sie mich zuviel.«
    »Engländer scheint er nicht zu sein.«
    »Vielleicht ist er ein Weltenbürger.«
    »Ja, solche Kameraden gibt es.«
    An der Tür zum Ausstellungssaal standen zwei Glatzköpfe, die mich an die Mitglieder einer Sekte erinnerten. Sie trugen beige Leinengewänder und um die Taille eine Kordel geschlungen.
    Gulerian hatte sich die richtigen Helfer ausgesucht. Die beiden warfen uns einen kurzen, mißtrauischen Blick zu und ließen uns passieren. Dann standen wir in der Halle.
    Erst einmal war ich überrascht, wie viele Menschen diese Ausstellung angelockt hatte. Und es war ein gemischtes Publikum. Alle Altersstufen schritten durch die Halle, sahen und staunten. Es war warm, und Glenda Perkins zog ihren Mantel aus.
    »Na, wie gefällt es Ihnen, John?« fragte sie. »Bis jetzt habe ich noch nicht viel gesehen.«
    »Dann wird es Zeit.« Wir wandten uns nach rechts, wo
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