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0105 - Die Bestie von Soho

0105 - Die Bestie von Soho

Titel: 0105 - Die Bestie von Soho
Autoren: Jason Dark
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Er hatte bereits oft Unwetter erlebt, und im Haus waren er und seine Familie nie in Gefahr gewesen.
    Mit dem Handrücken wischte er sich über die Stirn. Die Lauferei hatte ihn ganz gehörig ins Schwitzen gebracht.
    Don Shuler stand in der großen Diele, deren Boden mit rechteckigen roten Fliesen gekachelt war. Links ging es zu den Stallungen.
    Don Shuler hörte die Tiere. Er vernahm ihr Schnauben und das Grunzen, Geräusche, die er seit seiner Kindheit gewohnt war.
    Links führten drei Steinstufen hoch zur Küche.
    »Don?« rief eine Frauenstimme. »Bist du schon zurück?«
    Shuler stieg die Stufen hoch und öffnete die Küchentür. »Wie du siehst.«
    Hester, seine Frau, stand vor dem großen Herd und rührte in einem gewaltigen Topf die Suppe um. Die Bäuerin hatte schon Fleisch zurechtgeschnitten, das sie in die Suppe geben wollte.
    »Das Abendessen ist aber noch nicht fertig. Ich habe so früh noch nicht mit deiner Rückkehr gerechnet.«
    Shuler nickte. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Und wo sind die Kinder?«
    »Oben. Sie spielen.«
    Don Shuler nickte.
    Seine Frau verließ den Platz an ihrem Herd und ging auf den Farmer zu. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und legte ihre Finger auf die Schultern ihres Mannes. »Was ist los, Don? Du bist so anders. Hast du Sorgen? Ist es das Geld?«
    »Nein, nein!«
    »Was dann?« fragte Hester. Sie war eine Frau, die ins Leben paßte. Hester stammte aus dieser Gegend. Sie wußte, wie hart die Arbeit war, und sie hatte sich nie beklagt. Doch ihr Gesicht zeigte die Spuren. In der Großstadt sah eine Frau von fünfunddreißig Jahren anders aus als sie. »Bitte, Don, rede.«
    Shuler nickte. »Hast du die Wolke gesehen?«
    »Welche Wolke?«
    »Die über dem Haus schwebte.«
    »Tut mir leid, Don, aber die habe ich nicht gesehen. Wieso, was ist denn damit?«
    »Sie hängt direkt über dem Dach.«
    Hester hob die Schultern. »Dann wird es bald regnen.«
    Don Shuler schüttelte den Kopf. »Eine Regenwolke ist es nicht«, erwiderte er.
    »Wieso?« Das Lächeln der Frau fiel etwas krampfhaft aus.
    Shuler ging ein paar Schritte zur Seite. »Diese Wolke!« flüsterte er, »strahlte eine Drohung aus. Ich habe das Gefühl, daß sie keines natürlichen Ursprungs ist, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Hester nickte. Sie sagte aber nichts. Auch nichts, als ihr Mann zum Fenster schritt und nach draußen schaute. »Da, es ist dunkel geworden.«
    Seine Frau trat neben ihn. Die Umrisse verschwammen. Kaum war die alte Linde zu sehen. Die Luft schien zu einem dicken Brei zusammenzufließen; das Atmen wurde schwerer.
    »Ja, das ist wirklich unerklärlich«, hauchte Hester Shuler.
    »Ich hole die Kinder«, sagte Don und drehte sich abrupt um.
    Nach zwei Schritten blieb er stehen.
    Die Tiere im Stall waren unruhig geworden. Die Schweine quiekten so laut wie kurz vor der Schlachtung. Sie schienen eine ungeheure Angst zu haben. Dazwischen erklang das Blöken der Kühe.
    Sie standen in Holzboxen und hämmerten mit ihren Hufen gegen die Planken, als wären sie tollwütig geworden.
    »Wir müssen hier raus!« flüsterte Don. »Ein schlimmer Teufel geht um.«
    »Die Kinder!«
    »Ja, ich hole sie.«
    Don Shuler riß die Tür gegenüber dem großen Ofen auf. Dahinter begann eine Holztreppe, die zuerst in die obere Etage und dann zum Dach führte.
    Sie hatten das Dach ausgebaut, und dort schliefen oder spielten auch die Kinder.
    Don Shuler war noch nie in seinem Leben so hastig die Stufen hinaufgeeilt. Er stürzte in das Zimmer der Kinder hinein.
    Die Zwillinge lagen nicht in ihren Betten.
    Aber das Fenster stand offen.
    Sekundenlang blieb Don Shuler auf der Schwelle stehen und wischte sich über die Augen. Das durfte es nicht geben. Seine Kinder waren wahrscheinlich aus dem Fenster geklettert.
    »Nein!« ächzte er und lief vor. Mit drei Schritten durchquerte er das Zimmer seiner Söhne, stieß mit der Fußspitze einen im Wege stehenden kleinen Traktor zur Seite und beugte sich weit über die Brüstung.
    Zwei Yard unter ihm führte die Dachrinne entlang.
    Dort waren die Kinder nicht.
    Don Shuler drehte den Kopf und behielt seine Haltung bei. Jetzt konnte er nach oben schauen.
    Und dann sah er die beiden.
    Sie balancierten auf dem Dachfirst entlang, genau zwischen den beiden Schornsteinen her.
    Kevin ging als erster. Wilbur, der acht Minuten später geboren war, folgte ihm. Ihr blondes Haar flatterte, die Gesichter hatten einen entrückten Ausdruck angenommen, und die Arme hatten sie
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