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0105 - Die Bestie von Soho

0105 - Die Bestie von Soho

Titel: 0105 - Die Bestie von Soho
Autoren: Jason Dark
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vorgestreckt, wie mondsüchtige Menschen, die um Mitternacht ihren Spaziergang unternahmen.
    Don Shuler hatte Angst.
    Er wollte seine Jungen rufen, doch im letzten Augenblick schreckte er davor zurück. Wenn er sie jetzt ansprach und die beiden aus ihrer Trance herausriß, konnte das gefährliche Folgen für sie haben.
    Noch immer lag die Wolke dicht über dem Dach.
    Sie kam Don Shuler vor wie ein riesiges dunkelgraues Tuch, das bereit war, alles zu verschlingen.
    Und seine Kinder liefen geradewegs in die Wolke hinein. In ihr Verderben.
    Don Shulers Angst wurde noch größer, als er innerhalb der Wolke ein Gesicht zu erkennen glaubte.
    Eine Fratze.
    Sie kam ihm vor wie eine Mischung aus Menschenkopf und Tierschädel. Grausam und ekelhaft.
    Aber nicht nur die Fratze war da, sondern auch Arme. Gefährliche Pranken mit krummen und spitzen Nägeln. Dann ein gewaltiger Oberkörper, fleischig und muskelbepackt!
    In der Wolke hielt sich ein Monster auf!
    Und Kevin?
    Er hatte die Wolke erreicht.
    Im gleichen Augenblick schoß die Pranke vor.
    »Neinnnn!« brüllte Don Shuler, aber er konnte das Unglück nicht mehr verhindern. Der Junge, sein Kind, wurde von dem Monster regelrecht verschlungen.
    Es riß Kevin in die Wolke. Der Junge war verschwunden.
    Jetzt war noch Wilbur übrig. Und auch er lief geradewegs auf die Wolke zu.
    Don Shuler sah es mit angstgeweiteten Augen, aus denen die Tränen flossen.
    Nein, um keinen Preis wollte er seinen zweiten Sohn auch noch verlieren.
    Jede Gefahr außer acht lassend, kletterte der von Panik geschüttelte Vater aus dem Fenster und damit hinaus aufs Dach. Sein zweiter Sohn durfte auf keinen Fall ein Opfer des Monsters werden.
    Das mußte er verhindern.
    Don Shuler streckte die Arme aus und stützte sich mit den Händen an schräg liegenden grauen Dachpfannen ab. Sie waren noch feucht von letzten Regen und deshalb ziemlich rutschig. Shuler mußte achtgeben, daß er nicht in die Tiefe stürzte.
    Solche Gedanken schien Wilbur nicht zu quälen. Er sah oder wollte nichts sehen. Unangefochten schritt er weiter. Immer mehr näherte er sich der grauen Wolke.
    Shuler arbeitete sich das schräge Dach hoch. Er rief: »Wilbur, Wilbur, bleib doch stehen, bitte…«
    Sein Sohn sagte nichts.
    Die Tränen traten Don in die Augen. Tränen vor Angst, aber auch vor Wut und Hilflosigkeit. Längst waren ihm ein paar Fingernägel abgebrochen, eine lose Pfanne rutschte ihm unter seiner Hand weg, glitt dem Dachrand entgegen und verschwand in der Tiefe.
    Don faßte ins Leere, weil die Pfanne fehlte. Dadurch verlor er Zeit, die er jedoch aufholen wollte und sich deshalb mehr beeilte.
    Das war sein Fehler.
    Wilbur konnte er nicht mehr retten.
    Das gräßliche Monster schoß aus der Wolke und griff zu. Plötzlich lagen seine Klauen um den Hals des Jungen, dann war Wilbur verschwunden.
    Don Shuler sah alles mit an.
    »Nein!« brüllte er wie von Sinnen. »Das darf nicht sein. Gib mir meinen Jungen zurück!«
    Er warf den Kopf hoch, schaute dabei genau in das häßliche Gesicht des Monsters und stellte fest, daß es sich in der Tat bei ihm um eine Mischung aus Menschen- und Hundekopf handelte. Nur wuchsen an der Stirn des bulligen Schädels noch zwei gekrümmte Hörner.
    »Gib ihn mir wieder!« brüllte Don Shuler. »Gib mir beide Söhne wieder, du…«
    Der Farmer gab nicht acht. In seiner Wut und seiner Verzweiflung machte er eine unbedachte Bewegung und glitt mit dem rechten Fuß aus.
    Wie schon erwähnt, die Pfannen waren noch feucht.
    Shuler rutschte ab.
    Er wollte nachgreifen, sich gleichzeitig auch mit den Beinen abstützen, doch er machte in seiner Panik genau das Falsche. Er bekam nur noch mehr Schwung.
    Don Shuler konnte nicht mehr bremsen.
    Der Körper des Farmers überschlug sich mehrere Male noch auf dem Dach und erreichte die Kante und fiel in die Tiefe.
    Dons Schrei endete abrupt.
    Stille.
    Doch nur für einen Moment.
    Plötzlich gellte ein Schrei innerhalb des Hauses auf.
    Hester Shuler!
    Bis jetzt hatte sie zitternd in der Wohnung gestanden. Nun hörte sie den Todesschrei.
    Sie rannte zum Fenster.
    Zwei Yard davor lag ihr Mann auf dem Boden.
    Tot!
    Für die Frau brach eine Welt zusammen. Sie riß die Arme hoch, preßte ihre Hände gegen den Kopf und drehte durch. Sie wußte im Moment nicht, was sie machen wollte, sondern schrie nur ihre Not hinaus.
    Die Wolke schwebte noch immer über dem Haus.
    Und damit auch das Monster!
    Es hörte den Schrei, und in seine Augen trat ein gieriges Funkeln.
    Sie
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