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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung
Autoren: Jason Dark
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wußten nicht, wie viele Stunden vergangen waren, doch das Licht war stärker geworden.
    Es gab Flüsse und kleinere Seen. Letztere lagen ruhig da, doch die Männer waren sicher, daß es unter der von Algen bedeckten Oberfläche gärte.
    Die letzte Strecke war am schlimmsten. Sie quälten sich den Berg hoch. Härteres Gestein befand sich unter ihren Füßen.
    Vulkangestein, erkaltete Lava.
    Plötzlich wurde das Glühen stärker.
    Die Wissenschaftler befanden sich nur noch ein paar Yards von der Hügelkuppe entfernt. Abrupt blieben sie stehen. Das Bild, das sich ihren Augen bot, schockte sie bis ins Mark.
    Auf der Spitze stand eine Gestalt.
    Ein Skelett mit einer Sense in der Hand und einem weiten pechschwarzen Umhang um die knochigen Schultern.
    Es war der Schwarze Tod!
    ***
    »Und deshalb werden in Zukunft die James-Bond-Typen unter unseren Beamten immer weniger Chancen haben. Die Männer, auf die sich die schlagkräftigste Organisation der Welt stützen muß und stützen wird, dürfen keine schießwütigen Gesellen sein, sondern Männer mit scharfem Verstand, logischem Denkvermögen und somit Spezialisten, die mit einem Computer umgehen können, als wäre er ihre eigene Frau oder Freundin.«
    Über den letzten Witz lachte nur der Redner, nicht aber die Zuhörer.
    Und ich noch weniger.
    Der Knabe da vorn am Podium gefiel mir gerade. Ein vertrockneter Computerknilch. Grauer Anzug, weißes Hemd, Fliege aus blauer Seide mit roten Punkten. Ein Theoretiker und Technokrat, der uns, den Leuten der Praxis, etwas erzählen sollte.
    Schon jetzt – es war erst eine halbe Stunde vergangen – herrschte Langeweile.
    Die ersten gähnten ganz offen.
    Auch ich hielt mich nicht mehr zurück. Mein Chef, Superintendent Sir Powell, war nicht dabei. Er hätte mich wieder strafend angeschaut. So konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen.
    Der Kollege neben mir dachte wohl ähnlich wie ich. Nur gähnte er nicht, sondern lehnte sich zurück und zog ein kleines Geduldsspiel aus der Tasche. Man mußte mehrere Kugeln in verschiedene Löcher bringen. Dieser Beschäftigung widmete sich der Mann mit Hingabe.
    Immer wieder bewegte er das Spiel, ließ die Kugel nach links, rechts, oben oder unten wandern und hatte Spaß, wenn eine in eines der Löcher fiel.
    »Wollen Sie auch mal?« fragte er mich und hielt mir das Spiel hin. »Ich meine, wir können ja um Zeit spielen. Wer verliert, gibt nach diesem dämlichen Vortrag einen aus.«
    »Und so möchte ich Ihnen erklären, wie Sie demnächst Verbrechen verhüten können, bevor sie überhaupt stattgefunden haben«, drang die Stimme des Vortragenden an unsere Ohren. Der Knabe hatte sich wirklich gesteigert und war so richtig in Form gekommen.
    »Jetzt wird er zum Tier«, flüsterte der Kollege mit dem Geduldsspiel.
    »Kennen Sie ihn?« fragte ich.
    Er nickte. »Das ist mein Chef. Uns hält er des öfteren solche Vorträge.«
    »Das sagen Sie so einfach?« fragte ich.
    »Sicher. Dank meines kleinen Spielchens hier halte ich das sogar aus. Sobald der was sagt, die Ohren immer auf Durchzug schalten. Ist die beste Methode. Nicht nur in unserer Abteilung.«
    Ich gab ihm recht. »Manchmal ist es wirklich besser.«
    »Und wenn jemand Erfolg hat, von den Mitarbeitern, meine ich, dann sind sie es natürlich nicht gewesen. Immer nur die Chefs. Ob sie nun Chiefinspektoren, Superintendenten und Commissioner sind.«
    »Und Objektleiter«, ergänzte ich.
    »Gibt’s das auch?«
    »Ich denke, Sie sind beim Yard.«
    Der Kollege grinste. »Sicherlich, aber nicht im Hauptgebäude. Wir arbeiten an der Uni an neuen Programmen.«
    »So ist das. Dann können Sie nicht wissen, daß mein Chef eine Art Objektleiter für die Geisterbekämpfung ist.«
    »So ist das.« Plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Dann sind Sie ja John Sinclair.«
    »Stimmt genau.«
    »Ruhe da vorn!« kreischte das Männchen und unterbrach seinen ach so wichtigen Vortrag.
    Die anderen Zuhörer schauten uns an und grinsten.
    Mir fiel die Quatscherei wirklich auf den Wecker. Ich saß sowieso ziemlich hinten. Der Ausgang war nahe, so daß ich rasch verschwinden konnte.
    Als der kühle Luftzug meinen Nacken traf, drehte ich mich um. Ein Saaldiener hatte die Tür geöffnet. In der Hand trug er ein Schild. »Telefon für Mr. Sinclair.«
    Ich atmete auf. Da hatte der liebe Gott noch mal Erbarmen mit mir gehabt.
    Ich winkte dem Knaben zu, er nickte und verschwand, während ich meinen Stuhl zurückschob und aufstand.
    »Sie Glückspilz«, sagte mein
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