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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung
Autoren: Jason Dark
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Nachbar.
    »Jeder bekommt das, was ihm zusteht«, erwiderte ich lächelnd und verschwand schnell.
    Der Saaldiener hatte auf mich gewartet. »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir?«
    »Wohin?«
    »Ich habe das Gespräch in eine Zelle gelegt.«
    »Danke.«
    Die Zelle befand sich der Garderobe gegenüber. Im Innern roch es muffig. Der Aschenbecher neben dem Telefon quoll von Zigarettenkippen über.
    Auf der Ablage lag der Hörer. Ich nahm ihn in die Hand und sagte meinen Namen.
    Wie immer hatte ich hinterlegen müssen, wo ich zu erreichen war. Das aber nur in dringenden Fällen. Nun, dieser Anruf schien dringend zu sein.
    »Ich muß mit Ihnen reden, Mr. Sinclair«, hörte ich eine aufgeregt klingende Männerstimme.
    »Okay, aber wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Rod Huxley.«
    »Damit kann ich nichts anfangen.«
    Er lachte. »Das glaube ich. Jetzt sagen Sie, wo wir uns treffen können.«
    »Damit ich in die Falle renne?«
    »Es ist keine Falle.«
    »Geben Sie mir ein Stichwort.«
    Er zögerte. Sein schweres Atmen drang an mein linkes Ohr. Dann meinte er: »Das Buch der grausamen Träume!«
    Plötzlich stand ich unter Spannung. Vor meinem geistigen Auge tauchte eine verlassene Sumpfgegend auf, in der ich Ziita, die Hexe mit den sieben Armen, besiegt hatte. Sie wollte das Buch unbedingt haben, doch der Schwarze Tod war schneller gewesen. Er hatte es ihr und mir entrissen. Nach diesem Fall hatte ich immer wieder geforscht, doch nie wieder etwas von dem Buch gehört. Dabei war ich hinter der Schrift her wie der Teufel hinter der armen Seele. Denn in diesem Buch stand geschrieben, wie ich meinen Erzfeind, den Schwarzen Tod, vernichten konnte.
    »Haben Sie das Buch?« fragte ich.
    »Nein, aber ich weiß, wo Sie es finden können. Sie müssen sich jedoch beeilen. Wahrscheinlich sind mir die anderen schon auf der Spur. Ich habe keine ruhige Minute mehr. Für mich ist es ein wahres Glück, daß ich überhaupt nach England gekommen bin.«
    Der Anrufer schien nicht zu lügen. Im Laufe der Jahre bekommt man ein Gefühl dafür, ob es jemand ehrlich meint oder nicht. Er schien keineswegs mit falschen Karten zu spielen.
    »Okay, ich werde kommen. Wo kann ich Sie treffen?«
    »St. James Park. Children’s Ground.«
    »Am Kinderspielplatz?«
    »Ja.«
    »Okay, warten Sie dort. Sie kennen mich?« fragte ich ihn.
    »Keine Bange. Ich werde Sie schon nicht verfehlen. Doch beeilen Sie sich.«
    Das wollte ich auch, denn seine Worte hatten mich alarmiert. Das Buch der grausamen Träume! In grauer Vorzeit war es geschrieben worden. Von wem, das wußte niemand. Aber darin sollten die Geheimnisse der Hölle offenbart worden sein, und es wurde auch einiges über die Vernichtung der Dämonen geschrieben. Der Schwarze Tod mußte erledigt werden, deshalb nahm ich jede Chance wahr, die mich auf seine Spur führte.
    Es war noch nicht lange her, da hatte er Karin Mallmann ermordet. Direkt nach der Hochzeit, als sie und ihr Mann Will die Kirche verließen. Noch jetzt sah ich oft den schmerzgepeinigten Will Mallmann wie er seine tote Frau in den Armen hielt. Ein Bild, das ich nie vergessen würde.
    Ich hatte danach hin und wieder mit Kommissar Mallmann telefoniert und dabei das Gefühl gehabt, irgendwie zu stören. Will war ein anderer Mensch geworden. Er vergrub sich in seine Arbeit und wollte nur vergessen.
    Doch er haßte die Mächte der Finsternis ebenso wie ich. Und besonders den Schwarzen Tod.
    Wer konnte es ihm verdenken?
    Ich nahm meinen Mantel von der Garderobe, hängte ihn mir über und verließ den Vortragssaal. Er gehörte noch zum Komplex von New Scotland Yard.
    Zum St. James Park war es nicht weit. Trotzdem nahm ich den Bentley, obwohl ich lieber zu Fuß gegangen wäre. Man konnte nie wissen, vielleicht war ich wenig später auf den Wagen angewiesen.
    Ich fuhr über die Dean Farrar Street, dann weiter über die Dartmouth Street und erreichte die Südostecke des Parks, der wie eine dunkle Wand vor mir lag. Es leuchteten wenige Laternen. Sie schufen einsame Lichtinseln und standen meistens entlang des breiten Spazierweges.
    Der Bentley rollte auf dem Birdcage Walk in Richtung Westen. Es ist die Straße, die parallel zur Südgrenze des Parks verläuft und direkt zum Buckingham Palace führt. Dort gehen der St. James Park und der Green Park ineinander über. Weiter westlich beginnt dann der riesige Hyde Park.
    Der Kinderspielplatz lag an der Südseite. Verkehr herrschte um diese Abendstunde kaum, denn bei Dunkelheit hatte niemand Lust, einen der
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