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010 - Die Todesengel

010 - Die Todesengel

Titel: 010 - Die Todesengel
Autoren: Dämonenkiller
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zu und rief: »Nicht, Schwester Hercy! Es ist noch zu früh!«
    In diesem Moment geschah etwas, das selbst Dorian überraschte. Auf der anderen Seite des Raumes erschien ein zweiter Todesengel, und er sagte mit Schwester Hercys Stimme: »Was soll denn dieses Spektakel, Mercy? Wir wollten den letzten Abend doch feierlich und friedlich begehen.«
    Deborah Ashton nahm ihre Engelsmaske ab. Da brach Schwester Mercy schluchzend zusammen. Ihre Schwester Hercy, in der Maske des schwarzen Todesengels, eilte zu ihr und drückte sie fest an sich.
    Dorian hatte seinen Platz verlassen und baute sich vor den beiden Schwestern auf. »Gestehen Sie, daß Sie beide die Hexen aus Wien sind!«
    Gene Hallowell kam zu ihm und herrschte ihn mit vor Schmerz und Wut verzerrtem Gesicht an: »Was haben Sie nur getan, Mr. Hunter? Was haben Sie den Schwestern der Gnade nur angetan?«
    Schwester Mercy und Hercy begaben sich langsam und schwerfällig zum Tisch, wo sie sich in ihre Sessel sinken ließen. Zwei alte, gebrechliche Frauen.
    »Womit haben wir das verdient?« klagte Schwester Mercy.
    »Wir wollten nur Gutes tun«, beteuerte Schwester Hercy.
    »Es hat niemand etwas anderes behauptet«, beteuerte Gene Hallowell und warf Dorian einen strafenden Blick zu. »Mr. Hunter hat es bestimmt nicht so gemeint. Er wird sich bei Ihnen entschuldigen, wie es sich für einen Gentleman gehört, nicht wahr, Mr. Hunter?«
    »Wir haben nichts Böses getan«, wiederholte Schwester Mercy mit tränenerstickter Stimme. »Wir wollten nur helfen.«
    »Indem Sie mordeten?« fragte Dorian kalt.
    »Mord?« Schwester Hercy sah ihn aus großen Augen an. »Nennen Sie das Mord, Mr. Hunter, wenn man einen Menschen von seinen Leiden erlöst?«
    »Leben ist leiden«, sagte Betty Drawson salbungsvoll.
    »Wenn Sie Kitty Lorraine eine Wahl gelassen hätten, ich weiß, wofür sie sich entschieden hätte«, sagte Dorian. »Und Danny Dean sah seinen Tod auch nicht als Segen an. Ich habe von meiner Zelle aus beobachtet, wie sehr er um sein Leben gekämpft hat. Das gleiche trifft auch auf Mr. Storm zu. Keiner der drei wollte den Tod.«
    »Aber Mr. Storm hat sich doch so sehr gewünscht, daß ein Killer zu ihm kommt«, behauptete Schwester Hercy. »Er hat von nichts anderem geredet. Konnten wir ihm da seinen Wunsch abschlagen?«
    »Kitty Lorraine hat es jetzt besser als in ihrem Leben«, fügte Schwester Mercy hinzu. »Sie befindet sich in einer freundlicheren Welt. Wenn sie uns jetzt hören kann und erfährt, daß wir das alles für sie getan haben, wird sie uns bestimmt dankbar sein.«
    »Und Danny Dean befand sich in einem unlösbaren Dilemma«, ergriff Schwester Hercy das Wort. »Er fand keinen Ausweg aus dem Teufelskreis, in dem er sich befand. Was wir taten, war die einzig vertretbare Lösung. Wenn man ihn eines Tages entlassen hätte, wäre er bestimmt irgendwann wieder rückfällig geworden. Darunter hätten er und die anderen Menschen nur zu leiden gehabt. So ist allen geholfen.«
    Dorian fröstelte. Die Schwestern glaubten offensichtlich das, was sie sagten. Nicht die Mordlust hatte sie zu ihren Bluttaten getrieben, sondern die Absicht zu helfen. Es war nicht mehr maßgeblich, wer von beiden wen umgebracht hatte; sie waren beide gleichermaßen schuldig.
    Die Schwestern hatten die Morde begangen – und Dr. Deming hatte die Spuren verwischt und die Leichen verschwinden lassen. Sein Motiv war Dorian inzwischen klargeworden. Er hatte Karriere machen, ein berühmter Psychiater werden wollen, der neue, revolutionäre Wege ging. Als er die erste Leiche fand, begriff er, daß er alles verlieren würde, wenn der Mord ans Tageslicht kam. Denn der Täter mußte einer seiner Patienten sein. So beseitigte Dr. Deming die erste Leiche – und es war gar nicht gesagt, daß es sich dabei um Kitty handelte, denn die Schwestern der Gnade mochten vorher schon tätig gewesen sein.
    Vielleicht hatte Dr. Deming nicht nur aus eigenem Antrieb gehandelt. Es war sogar wahrscheinlicher, daß er von den Schwestern auf magische Weise beeinflußt worden war. Sie besaßen wohl immer noch ausreichend starke übernatürliche Fähigkeiten, um einen Menschen hypnotisieren zu können. Dr. Deming war bestimmt ihr Medium gewesen.
    Dorian war so mit seinen Gedanken beschäftigt, daß er nicht hörte, wie Schwester Mercy sagte: »Heben wir noch einmal gemeinsam unsere Tassen, bevor das Schicksal uns trennt. Vielleicht offenbart sich uns sogar noch eine Möglichkeit, einen gemeinsamen Weg zu gehen.«
    Die Gäste
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