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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige
Autoren: Michael Cobley
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reglos und schweigsam neben ihr stehen, und betrachtete müde den Palast und den Hohen Turm mit seinen rauchgeschwärzten oberen Fenstern. Dann sprudelten die Worte förmlich aus seinem Mund.
    »Ich wünschte, ich hätte deine Macht!«
    Tränen stiegen ihm in die Augen. Er senkte den Kopf und bedeckte sein Gesicht mit seiner gesunden Hand, während er sich mit der anderen auf die Balustrade stützte. Die Gezelfrucht fiel zerquetscht zu Boden. »Feinde … werden Freunde…«, sagte er mit bebender Stimme. »Dann entpuppen sich Freunde … als Feinde … und mein richtiger Vater als … ein Monstrum …!«
    Alael wurde von Mitleid mit ihm durchdrungen, Mitgefühl für diesen Jungen, dem das Schicksal eines Mannes aufgezwungen wurde. Sie zog ihn an sich, legte seinen Kopf sanft auf ihre Schulter, und tat das Einzige, was sie tun konnte.
    Zuhören.
    »Wir könnten seinen Körper und seinen Verstand zerbrechen«, sagte Thraelor mit genüsslicher Bosheit. »Das würde mich sehr amüsieren, angesichts dessen, was seine Kreaturen meiner Stadt angetan haben.«
    »Die Konsequenzen wären ungewiss«, widersprach Kodel. »Könnte es nicht möglich sein, dass sein Fragment des Herrschers des Zwielichts einen anderen Gastkörper findet? Welches Unheil könnte uns daraus erwachsen?«
    »Ja«, stimmte Grazaan ihm zu. »Besser, ihn fürs erste anzuketten und später über sein Schicksal zu entscheiden.«
    Die drei sahen Byrnak an und warteten auf seine Reaktion. Der General lächelte.
    In einer dunklen Kammer tief unter der Basilika hing Ystregul, der Schwarze Priester, in einem speziell angefertigten, eisernen Käfig. Er wurde von Ketten in der Luft gehalten, die in allen vier Ecken unter der Decke befestigt waren, und das Eisen des Käfigs bedeckte seinen gesamten Körper, bis auf das Gesicht. Seine Augen blickten finster und rollten in den Höhlen, und er stieß Flüche und Verwünschungen aus, doch all das geschah nur sehr langsam. Seine Stimme war nur ein tiefes, brummendes Geräusch ohne Sinn und Bedeutung. Innerhalb des Bannes, mit dem sie ihn belegt hatten, kroch die Zeit nur zäh dahin.
    »Ich stimme euch ja zu«, sagte Byrnak. »Aber was ist jetzt unser Ziel? Sind wir immer noch bereit, all das aufzugeben, was wir sind, damit der Herrscher des Zwielichts sich vereint?« Er betrachtete die zögernden Gesichter und nickte. »Das habe ich auch nicht erwartet. Doch am Ende müssen wir uns ihm stellen.«
    »Könnte es vielleicht einen Weg geben, das Weben der Seelen zu vollenden, ohne dass wir ausgelöscht werden?«, fragte Kodel. »Vielleicht sollten wir die Akolythen auf dieses Problem ansetzen.«
    Die anderen nickten.
    »In der Zwischenzeit«, fuhr Byrnak fort, »müssen wir die Rückeroberung unserer Domänen planen. Unser voreiliger Bruder hat die Achtung und Treue zerstört, welche uns die Clans entgegenbrachten, und uns nur wenige Möglichkeiten gelassen. Es gibt jedoch eine, welche uns die dringlich benötigte Gewissheit des Sieges gewährt.«
    Grazaan lächelte frostig. »Gorla und Keshada.«
    »Gorla und Keshada«, wiederholte Byrnak. »Yasgur und die Rebellen sind zu schwach, um die Kriegsherrn im Norden herauszufordern, mit oder ohne unser Zutun. Wenn sie sich dazu in der Lage fühlen, werden Gorla und Keshada bereit sein, ebenso wie unsere neuen Armeen. Welche, wie die Akolythen mir versicherten, viele willige Geister umfassen.«
    Grazaan und Thraelor tauschten einen Blick. »Wir beginnen sofort«, sagte Thraelor, und die beiden verschwanden aus der Kammer.
    Kodel sah Byrnak nachdenklich an.
    »Du traust ihnen?«, fragte er.
    »Ich glaube, dass sie die Saat ausstreuen werden. Ja. Ich erwarte allerdings auch, dass sie bei der Ernte ihren Vorteil suchen.«
    »Natürlich«, murmelte Kodel. »Ich werde unsere verbliebenen Akolythen-Meister sammeln und sie daran setzen, das Weben der Seelen näher zu erforschen.«
    Er ließ Byrnak mit dem eingekerkerten Ystregul und seinen eigenen Gedanken allein. Das muss für dich genügen, dachte Byrnak an den Schatten in seinem Bewusstsein gewandt. Wir werden den Preis des Vergessens nicht bezahlen.
    Doch ihm antwortete nur Schweigen, ein tiefes, geheimnisvolles Schweigen.

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    MICHAEL COBLEY
    SCHATTENGÖTTER

DANKSAGUNG
    An meinen Agenten, den unermüdlichen John Parker, und meinen Herausgeber, den unschätzbaren John Jarrold, an Steve Stone, ein Künstler ohne Gleichen! Und an Rob Holdstock und Chris Evans, weil sie vor all den Jahren
Waltz in
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