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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige
Autoren: Michael Cobley
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übersät waren, fand Gilly den Lordkommandeur auf dem Hügelkamm des alten Forts. Er saß an einem glühenden Feuer, einen Becher Wein in der Linken, während ein Wundarzt seine rechte Schulter verband.
    Mazaret begrüßte den Händler herzlich, und hieß ihn, mit einem Krug Wein neben ihm Platz zu nehmen. Dann gab er ihm einen Bericht von den Ereignissen der Nacht. Er erzählte, wie Yasgur und er getrennt wurden, später dann mit wieder vereinten Kräften den Feind zum Kamm zurückgedrängt hatten. An diesem Punkt hatte eine magische Schlacht um den Hügel begonnen, während vom Himmel ganze Schwärme der albtraumhaften Nachtjäger herabgestürzt und unterschiedslos jeden angegriffen hatten.
    Bis die Mogaun schließlich voller Panik geflohen waren, hatten Mazaret und Yasgur genug ihrer Männer um sich scharen können, um einen entschlossenen Vorstoß auf den Hügelkamm zu unternehmen. Aber sie waren zu spät gekommen.
    Vom Fuß des Hügels, wo ein Trupp Mogaun ein verzweifeltes letztes Gefecht ausfocht, hatte Mazaret gesehen, wie eine glühende Gestalt einen schlaffen Körper auf den Rücken eines Nachjägers geworfen hatte und dann selbst dahinter aufgestiegen war. Mit einigen, kräftigen Schlägen ihrer Schwingen hatte sich die Bestie mit ihrer Fracht in den lichter werdenden Himmel erhoben …
    Mazaret hielt inne und schickte den Wundarzt weg. Dann stützte er die Ellbogen auf seine Knie, sah Gilly gleichmütig und mit einem eisernen Blick an.
    »Ich weiß, warum Ihr hier seid, Gilly. Ihr habt kaum ein Wort gesagt, sondern nur mich die ganze Zeit reden lassen.« Er holte langsam, beinahe sorgfältig Luft. »Sie ist tot, nicht wahr? … Ist sie tot?« Gillys Elend verwandelte sich in hilflosen Ärger, und er verfluchte Bardow, weil er ihm diese Bürde auferlegt hatte.
    »Ja«, erwiderte er. »Aber sie ist nicht gescheitert …«
    »Wie das?«
    »Es gab einen Kampf in dem Turm über der Hohen Basilika. Sie hat einen Prinzen der Dämonenbrut verbannt und das Kristallauge mit Keren zurückgeschickt und dann …«
    Mazaret hob die Hand. »Es ist zuviel. Und zu wenig.«
    Er leerte den Becher bis zur Neige, stand ohne ein weiteres Wort auf und trat vom Feuer weg. Gilly sah ihm nach, als der Lordkommandeur zu einem Baum ging, an dem einige Pferde angebunden waren. Sekunden später galoppierte er aus den Ruinen über den langen Abhang des Kammes in Richtung Besh-Darok. Am Fuß des Hügels bog er scharf nach Südwesten ab und ritt, als flüchte er vor dem Morgengrauen.
    Gilly hörte Schritte hinter sich und sah Yasgur herankommen.
    »Wird seine Gram ihn brechen, tapferer Gilly?«
    »Ja«, antwortete der Händler mit brüchiger Stimme. »Das glaube ich. Aber entscheidend ist, dass er anschließend wieder gesundet.«
    Dann vielleicht kann ich ihm vom Schicksal seines Bruders berichten.
    Über den Feldern und Weiden wurden die ersten Scheiterhaufen angezündet, aber der einsame Reiter schaute nicht zurück.
    Von einem Balkon in halber Höhe des Nachtfrieds blickte Alael über die Gärten der Höfe des Morgens. Vögel flatterten in der nachmittäglichen Sonne umher, zwei Schafe wanderten grasend herum, und ein einsamer Gärtner beschnitt einen Quastenbaum, der mit violetten Litrilu-Blüten geschmückt war. Sie konnte sich jedoch nicht an dem Anblick erfreuen. Ein Gefühl von Verzweiflung und Vergeblichkeit nagte an ihr und nichts, nicht einmal die Blumen und Fruchtschalen, die ihr Schlafgemach schmückten, konnten dieses Gefühl oder die bösen Vorahnungen und Traumgespinste vertreiben.
    Sie wollte kein Instrument des Schicksals sein, das hatte sie bereits Onkel Volyn während ihres schlecht geplanten Fluchtversuchs aus Oumetra gesagt. Danach hatten sich die Umstände jedoch verschworen, sie genau in diese Rolle zu drängen, und nun hatten der Lordkommandeur und Prinz Yasgur ihr auch noch die Krone des Reiches angeboten.
    Ich war in der Gewalt der Erden Mutter , wollte Alael ihnen entgegenschrien. Wie könnt ihr den Thron der Marionette einer Göttin anbieten, die nur nach Rache dürstet?
    Sie hörte Schritte in der Kammer hinter sich. Es war Tauric. Er trug immer noch das abgewetzte Leder, hatte jedoch auch einen dunkelblauen Umhang über die Schultern geworfen. Sie brauchte ihn nicht zu fragen, wie er sich fühlte. Er hatte den hohlwangigen Gesichtsausdruck, der von Qualen und zu wenig Schlaf herrührte.
    Er nahm eine Gezelfrucht aus der Schale am Fußende des Bettes und trat zu ihr auf den Balkon. Einen Moment blieb er
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