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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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hinzugestellt, um das leuchtende Farbenpanorama zu vervollständigen.
    Dann brachten die Servierer das Geschirr nach draußen auf den Hof und trugen das vom Restaurant vorbereitete Essen herein. Zwei riesige Töpfe mit Reis - einer mit normalem weißen Reis und einer mit »grünem« Reis, mit Sabzi gekocht und mit großen grünen Bohnen, die wie Limabohnen aussahen - waren nach iranischer Art zubereitet, wie Moody es mir vor langer Zeit gezeigt hatte: Zuerst wird der Reis gekocht, dann mit Öl glasiert und gedünstet, sodass sich eine braune Kruste bildet. Dieser Hauptbestandteil der iranischen Ernährung wird dann mit vielen verschiedenen Saucen abgerundet, die Khoresch heißen und aus Gemüse und Gewürzen und oft aus kleinen Fleischstückchen bestehen.
    Die Servierer verteilten den Reis auf Platten und bestreuten den weißen Reis entweder mit kleinen sauren roten Beeren oder überzogen ihn mit einem gelben Streifen Safranlösung. Sie brachten die Reisplatten in die Halle und stellten sie zu der Fülle der anderen Gerichte. Für diesen Anlass waren zwei Sorten Khoresch vorbereitet worden, von denen eine zu unseren Lieblingssorten zu Hause zählte. Sie wurde aus Auberginen, Tomaten und Lammfleischstückchen gemacht. Die andere Khoresch enthielt Lammfleisch, Tomaten, Zwiebeln und ein paar gelbe Erbsen. Das Hauptgericht war Huhn, eine köstliche iranische Delikatesse, zuerst mit Zwiebel gekocht und dann in Öl gebraten.
    Die Iraner saßen im Schneidersitz auf dem Boden oder hockten auf einem Knie und stürzten sich auf das Mahl wie eine Herde wilder Tiere in verzweifelter Gier auf ihr Fressen. Das einzige an Besteck, das zur Verfügung stand, waren große Löffel, ähnlich wie Schöpfkellen. Einige benutzten diese zusammen mit ihren Händen oder einem Stück Brot, das zu einer Schaufel zusammengeklappt wurde; andere plagten sich gar nicht erst mit dem Löffel. Innerhalb von Sekunden war überall Essen. Es wurde wahllos in die plappernden Münder geschaufelt, kleine Stückchen wurden überall auf die Sofres und Teppiche gespuckt oder tropften wieder in die Servierschüsseln zurück. Die unappetitliche Szene wurde von Farsi-Dissonanzen begleitet. Jeder Satz schien mit Insch-Allab, »wie Allah es will« zu enden. Offensichtlich war es überhaupt nicht ungebührlich, den heiligen Namen Allahs anzurufen, während man gleichzeitig unbeabsichtigt Essensstückehen überall herumspuckte.
    Niemand sprach Englisch. Niemand beachtete Mahtab oder mich. Ich versuchte zu essen, aber es fiel mir schwer, mich vorzubeugen, um an das Essen zu kommen und sowohl mein Gleichgewicht wie auch meine Sittsamkeit zu behalten. Der enge Rock meines Kostüms war nicht dazu gemacht, auf dem Boden zu Abend zu essen. Irgendwie gelang es mir aber doch, einen Teller zu füllen. Moody hatte mir beigebracht, viele iranische Gerichte zu kochen, und Mahtab und ich hatten beide gelernt, nicht nur das Essen aus dem Iran, sondern aus vielen islamischen Ländern zu schätzen. Aber als ich dieses Festessen probierte, fand ich es unglaublich fett. Öl ist im Iran ein Zeichen von Reichtum - sogar Speiseöl. Und da dies ein besonderer Anlass war, schwammen die Speisen in reichlichen Mengen davon. Weder Mahtab noch ich konnten viel essen. Wir stocherten in den Salaten herum, denn uns war der Appetit vergangen.
    Unser Ekel vor dem Essen war leicht zu verbergen, denn allein Moody galt die gesamte Aufmerksamkeit seiner Familie. Ich verstand und akzeptierte dies zwar, aber ich fühlte mich einsam und isoliert. Trotzdem halfen mir die seltsamen Ereignisse dieses nicht enden wollenden Abends dabei, meine kalte Angst zu beschwichtigen, dass Moody versuchen könnte, diesen Besuch über das festgesetzte Datum unserer Rückkehr in zwei Wochen hinaus auszudehnen. Sicher, Moody war begeistert, seine Familie zu sehen. Aber dieses Leben entsprach nicht seinem Stil. Er war Arzt. Er kannte den Wert von Hygiene, und er schätzte eine gesunde Ernährung. Er war so viel vornehmer als diese Leute hier. Außerdem war er ein großer Liebhaber von Komfort, genoss es, sich zu unterhalten und machte auch gern ein Mittagsschläfchen, wenn er in seinem Lieblings-Dreh-Schaukelstuhl saß. Hier auf dem Boden war er zappelig, da er nicht an den Schneidersitz gewöhnt war. Es war ausgeschlossen, das wusste ich jetzt, dass er den Iran Amerika vorziehen konnte. Mahtab und ich tauschten vielsagende Blicke. Dieser Urlaub war eine kurze Unterbrechung unseres ansonsten normal verlaufenden
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