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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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besonders einladend aus.
    Mehrere Gruppen von fröhlich plappernden Verwandten zwängten sich aus ihren Autos und folgten uns in die Halle. Moody sprudelte sichtlich über vor Stolz auf seine amerikanische Frau. Er strahlte, als seine Verwandten Mahtab bemutterten. Ameh Bozorg zeigte uns unser Zimmer in einem Flügel, der abseits vom Rest des Hauses links von der Halle lag. Es war ein kleiner quadratischer Raum mit zwei zusammengeschobenen Betten, deren Matratzen in der Mitte durchgelegen waren. Ein großer freistehender Holzschrank war das einzige Möbelstück.
    Schnell fand ich für Mahtab eine Toilette am Ende des Korridors, an dem unser Schlafzimmer lag. Als ich die Tür öffnete, schreckten Mahtab und ich beim Anblick der größten Kakerlaken, die wir je gesehen hatten und die dort über den feuchten Marmorboden huschten, zurück. Mahtab wollte nicht hineingehen, aber mittlerweile war das absolut nötig geworden. Sie zog mich mit hinein. Wenigstens hatte dieses Badezimmer eine Toilette nach amerikanischer Art und sogar ein Bidet. Anstelle von Toilettenpapier hing jedoch nur ein Wasserschlauch an der Wand. Der Raum roch nach Schimmel, und ein eklig saurer Gestank wehte durch ein Fenster herein, das zu einer angrenzenden persischen Toilette hin geöffnet war. Dennoch war es eine Verbesserung gegenüber den sanitären Anlagen auf dem Flughafen. Mit mir an ihrer Seite fand dann Mahtab auch endlich Erleichterung.
    Wir kehrten zur Halle zurück, wo Moody auf uns wartete. »Kommt mit mir.«, sagte er. »Ich möchte euch etwas zeigen.« Mahtab und ich folgten ihm zurück nach draußen durch die Eingangstür und in den Hof. Mahtab schrie auf. Eine frische, leuchtend rote Blutlache lag zwischen uns und der Straße. Mahtab wandte ihr Gesicht ab. Moody erklärte ganz ruhig, seine Familie hätte ein Schaf gekauft, von einem Straßenhändler, der es uns zu Ehren geschlachtet hatte. Das hatte eigentlich vor unserer Ankunft geschehen sollen, sodass wir, als wir das Haus zum ersten Mal betraten, durch das Blut hätten gehen können. Nun mussten wir noch einmal hereinkommen, sagte er, und zwar durch das Blut.
    »Also, hör mal, du kannst das ja machen«, sagte ich. »Aber ich werde so etwas Albernes nicht tun.« Moody sagte ruhig aber bestimmt: »Du musst es tun. Du musst ihnen Respekt zollen. Das Fleisch wird nachher armen Leuten gegeben.« Ich fand, dass das ein verrückter Brauch war, aber ich wollte niemanden beleidigen, also willigte ich zögernd ein. Als ich Mahtab auf den Arm nahm, vergrub sie ihr Gesicht an meiner Schulter. Ich folgte Moody um die Blutlache herum zur Straßenseite und schritt durch sie hindurch, während seine Verwandten ein Gebet anstimmten. Nun waren wir offiziell willkommen geheißen.
    Geschenke wurden überreicht. Es ist üblich, dass eine iranische Braut Goldschmuck von der Familie ihres Mannes bekommt. Ich war zwar keine Braut mehr, aber ich wusste genug von den gesellschaftlichen Gepflogenheiten dieser Menschen, um bei unserem ersten Zusammentreffen Gold erwarten zu können. Aber Ameh Bozorg ignorierte diesen Brauch. Sie schenkte Mahtab zwei goldene Armreifen, aber für mich gab es keinen Schmuck. Das war eine deutliche Zurechtweisung; ich wusste, wie es sie aus der Fassung gebracht hatte, als Moody eine Amerikanerin geheiratet hatte. Sie schenkte uns beiden, Mahtab und mir, dekorative Tschadors, die wir im Haus tragen sollten. Meiner war cremefarben mit einem pfirsichfarbenen Blumenmuster. Mahtabs war weiß mit rosafarbenen Rosenknospen. Ich murmelte ein Dankeschön für die Geschenke.
    Ameh Bozorgs Töchter, Zohreh und Fereschteh, eilten geschäftig hin und her, boten den wichtigeren Gästen auf Tabletts Zigaretten an und reichtem jedem Tee. Überall rannten schreiende Kinder herum, die von den Erwachsenen ignoriert wurden. Es war jetzt früher Nachmittag. Während Frauen das Essen hereintrugen und es auf die Sofres stellten, die über den Teppichen ausgebreitet waren, nahmen die Gäste auf dem Fußboden der großen Halle Platz. Es gab unzählige Salatplatten, garniert mit Rettichen, die in schöne Rosen geschnitten waren, und Möhren, die man fächerförmig ausgebreitet hatte, sodass sie wie Pinien aussahen. Große Schüsseln voll Joghurt, Platten mit dünnen Brotfladen, große Stücke scharfen Käses und Tabletts, auf denen frisches Obst hoch aufgetürmt war, wurden überall auf dem Boden verteilt. Sabzi (Platten mit frischem Basilikum, Minze und grünen Porreeblättern) wurden
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