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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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Reise während eines Besuchs bei uns in Michigan vorgeschlagen hatte, hatte er mir gesagt: »In der Öffentlichkeit musst du lange Ärmel, ein Kopftuch und dunkle Strümpfe tragen.« Aber von einem langen, viel zu warmen Mantel in dieser schrecklichen Sommerhitze hatte er nichts gesagt. »Mach dir darüber keine Gedanken«, sagte Moody. »Sie hat ihn dir als Geschenk gegeben. Du musst ihn nur tragen, wenn du nach draußen gehst.«
    Ich machte mir darüber aber Gedanken. Als Hossein den Wagen von der Schnellstraße herunterlenkte, betrachtete ich die Frauen, die über die von Menschen wimmelnden Bürgersteige von Teheran huschten. Sie waren vollständig verhüllt, von Kopf bis Fuß, und die meisten trugen schwarze Tschadors über Mänteln und Kopftüchern, die aussahen wie der Manto und der Rusari, die mir gerade geschenkt worden waren. Alle waren graubraun. Was werden sie mit mir machen, wenn ich das nicht anziehe, fragte ich mich. Sperren sie mich dann wohl ein? Ich stellte Moody diese Frage und er antwortete schlicht mit »Ja«.
    Meine Besorgnis über die hiesigen Kleidungsvorschriften waren schnell vergessen, als Hossein zum Angriff auf den Stadtverkehr überging. Die engen Straßen waren verstopft, die Autos förmlich ineinander verkeilt. Jeder Fahrer suchte nach einer Lücke, und wenn er eine gefunden hatte, drückte er gleichzeitig auf Gaspedal und Hupe. Aufgebracht durch einen Stau, legte Hossein brutal den Rückwärtsgang ein und schleuderte mit dem Chevy rückwärts durch eine Einbahnstraße. Ich sah das Nachspiel mehrerer Karambolagen: Die Fahrer und die übrigen Insassen standen auf der Straße und schrien sich gegenseitig an, manchmal kam es sogar zu Handgreiflichkeiten.
    Mit Hilfe von Moodys Übersetzung erklärte Ameh Bozorg, dass es freitags normalerweise wenig Verkehr gab, denn das war der moslemische Feiertag, an dem sich die Familien im Haus des ältesten Verwandten versammelten, um zusätzliche Zeit im Gebet zu verbringen. Aber jetzt kam die Stunde des Freitagsgebets, das im Zentrum der Stadt von einem der heiligsten der heiligen Männer des Islam abgehalten wurde. Diese heilige Pflicht übte meistens der Präsident Hodschatoleslam Seyed Ali Khamenei (nicht zu verwechseln mit dem Ayatollah Ruhollah Khomeini, der als religiöser Führer rangmäßig noch höher steht als der Präsident) aus. Er wurde unterstützt von Hodschatoleslam Ali Akbar Hashemi Rafsandschani, dem Sprecher des Parlaments. Millionen - nicht nur Tausende, wie Ameh Bozorg betonte - nahmen am Freitagsgebet teil. Mahtab ließ diese Szene still über sich ergehen. Sie klammerte sich nur bei den Anblicken, Geräuschen und Gerüchen dieser fremden, neuen Welt mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen an ihren Hasen. Ich wusste aber, wie nötig sie zur Toilette musste.
    Nach einer Stunde, in der unser Leben in Hosseins Hand lang, fuhren wir schließlich vor dem Haus unserer Gastgeber Baba Hadschi und Ameh Bozorg vor. Moody gab damit an, in was für einer vornehmen Gegend das Haus seiner Schwester am Nordrand Teherans lag; es war nur zwei Haustüren von der chinesischen Botschaft entfernt. Von der Straße wurde es durch einen großen Zaun aus grünen, eng zusammengefügten Eisenstangen abgeschirmt. Wir traten durch ein zweiflügeliges Stahltor in einen zementierten Hof.
    Mahtab und ich wussten schon, dass im Haus keine Schuhe erlaubt waren. Also folgten wir Moodys Beispiel, zogen die Schuhe aus und ließen sie im Hof. Es waren schon viele Gäste angekommen, sodass eine beachtliche Anzahl von Fußbekleidungen ein Ende des Hofes bedeckte. Drei Gasgrills, an denen eigens für diesen Anlass engagierte Servierer beschäftigt waren, befanden sich ebenfalls im Hof. Auf Strümpfen betraten wir in dem riesigen Haus aus Beton, das ein Flachdach hatte, eine Halle, die mindestens zweimal so groß war wie ein amerikanisches Wohnzimmer. Wände und Türen aus massivem Walnussholz waren mit der gleichen farbenprächtigen Vertäfelung überzogen. Drei bis vier kostbare Perserteppiche übereinander bedeckten den größten Teil des Bodens. Darauf lagen dekorative Sofres, Wachstücher, bedruckt mit bunten Blumenmustern. Außer einem kleinen Fernsehgerät in einer Ecke gab es keine Möbel in dem Raum. Durch die Fenster am Ende des Zimmers konnte ich einen flüchtigen Blick auf ein hinter dem Haus gelegenes Schwimmbad werfen, in dem das Wasser leuchtend blau schimmerte. Obwohl ich gar nicht gern schwimme, sah das kühle Wasser an diesem Tag doch
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