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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus
Autoren: Elizabeth George
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dich, wenn Nigel sich im Dove and Whistle dumm und dämlich trinkt, weil er hofft, dich gegenüber aus Ezras Haus kommen zu sehen? Oder entfliehst du dem ganzen Konflikt mit Richard Gibsons Hilfe?«
    »Das ist wirklich unfair.«
    »Findest du? Weiß du eigentlich, daß Ezra glaubt, nicht mehr malen zu können? Interessiert dich das, Stepha? Er hat alle seine Arbeiten vernichtet. Was geblieben ist, sind nur Bilder von dir.«
    »Ich kann ihm nicht helfen.«
    »Du willst ihm nicht helfen.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Du willst ihm nicht helfen«, wiederholte Lynley. »Aus irgendeinem Grund begehrt er dich immer noch. Er möchte auch das Kind haben. Er möchte wissen, wo es ist. Er möchte wissen, was du mit ihm getan hast. Hast du es auch nur für nötig gehalten, ihm zu sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist?«
    Sie senkte den Kopf. »Sie ist - sie wurde von einer Familie in Durham adoptiert. Es mußte sein.« »Und das ist seine Strafe, nehme ich an?« Sie hob ruckartig den Kopf. »Wofür? Weshalb sollte ich ihn strafen?« »Weil er dir den Spaß verdorben hat, den du unbedingt wolltest. Weil er mehr wollte. Weil er bereit war, ein Risiko einzugehen. Weil er all das war, was du aus lauter Angst nicht sein wolltest.«
    Sie antwortete nicht. Es war auch nicht nötig. Er erkannte die Antwort, die ihm ihr Gesicht gab.

    Sie hatte nicht auf den Hof hinausfahren wollen. Sie wollte den Hof, den Schauplatz so vieler schrecklicher Kindheitserinnerungen, für immer in der Vergangenheit begraben. Sie hatte nur das Grab des Kindes sehen wollen. Als das geschehen war, war sie bereit, wieder abzufahren. Die anderen, diese Gruppe gütiger Fremder, die in ihr Leben getreten waren, stellten ihr keine Fragen. Sie packten sie in den großen silbernen Wagen und fuhren sie aus Keldale hinaus.
    Sie wußte nicht, wohin sie fuhren, und es war ihr im Grunde auch gleichgültig. Jonah war fort. Nell war tot. Wer Gillian war, würde sich erst herausstellen. Sie war nur eine Hülle. Mehr war nicht übriggeblieben.

    Lynley warf durch den Rückspiegel einen Blick auf Gillian. Er wußte nicht, was geschehen würde, wußte nicht, ob er das Richtige tat. Er verließ sich nur auf seinen Instinkt, ein blindes Gefühl, das ihm sagte, daß aus der Asche dieses Tages phönixgleich etwas Gutes hervorgehen müsse.
    Er wußte, daß er nach einem Sinn suchte. Er konnte die Sinnlosigkeit des Todes von Russell Mowrey, der im King's-Cross-Bahnhof unter den brutalen Händen eines Mörders gestorben war, nicht akzeptieren. Er haderte mit dem Schicksal, mit der Grausamkeit und gemeinen Häßlichkeit dieses Todes.
    Er würde Schrecken und Entsetzen einen Sinn geben. Er würde sich nicht damit abfinden, daß diese auseinandergerissenen Lebensstränge nicht irgendwie wieder zusammenkommen konnten; daß diese Menschen nicht fähig sein sollten, die Kluft von neunzehn Jahren zu überbrücken und endlich Frieden zu finden.
    Es war ein großes Risiko. Doch das störte ihn nicht. Er war bereit, sich darauf einzulassen. Es war sechs Uhr, als er vor dem Haus in York anhielt.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er zu den anderen im Auto und griff zur Tür.
    Barbara berührte leicht seine Schulter. »Lassen Sie mich, Sir. Bitte.«
    Er zögerte. Sie beobachtete ihn.
    »Bitte«, sagte sie wieder.
    Er blickte zu der geschlossenen Haustür.
    Er konnte es nicht verantworten, diese Sache in Barbaras Hände zu legen. Nicht hier. Nicht jetzt. Wo so viel auf dem Spiel stand.
    »Havers -«
    »Ich kann es«, beteuerte sie. »Bitte. Glauben Sie mir.«
    Sie wollte ihm das letzte Wort über ihre Zukunft geben; er sollte entscheiden, ob sie bei der Kripo bleiben oder ein für allemal zur uniformierten Polizei zurückkehren würde.
    »Sir?«
    Er wollte ablehnen, ihr sagen, sie solle im Wagen bleiben, sie dazu verdammen, zur Streife zurückzukehren. Aber nichts von alledem hatte zu Webberlys Plan gehört. Das begriff er jetzt, und während er ihr in das vertrauensvolle, entschlossene Gesicht blickte, erkannte er, daß Barbara - die am Ziel ihrer Fahrt seine Absicht begriffen hatte - den Scheiterhaufen selbst errichtet hatte. Sie war entschlossen, das Feuer anzuzünden, an dem sich erweisen würde, ob die Verheißung auf den Phönix sich bewahrheiten würde.
    »Also gut«, antwortete er schließlich.
    »Danke, Sir.«
    Sie stieg aus dem Wagen und ging zur Haustür. Sie wurde geöffnet. Sie trat ins Haus.
    Und das Warten begann.
    Er hatte von Gebeten nie viel gehalten, aber während er
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