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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos
Autoren: Tom Clancy
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daß du mich hast helfen lassen.«
    Er fing erneut zu weinen an, und Pam bettete seinen Kopf wieder in ihren Schoß, wiegte ihn wie ein kleines Kind. So ging es zehn Minuten, aber keiner von ihnen sah auf die Uhr. Als er sich erholt hatte, küßte er sie voller Dankbarkeit, die sich rasch wieder in Leidenschaft verwandelte. Pam legte sich auf den Rücken, ließ ihm die Oberhand, wie er es jetzt brauchte, da er im Geiste wieder ein Mann war. Sie wurde mit so viel belohnt wie sie ihm gegeben hatte, und diesmal blendeten ihre Schreie den Donner aus. Später schlief er neben ihr ein, und sie küßte sein unrasiertes Kinn. Da strömten dann ihre Tränen angesichts des Wunders, das ihr nach dem Schrecken, mit dem dieser Tag begonnen hatte, zuteil geworden war.

2 Begegnungen
    Kelly erwachte zur gewohnten Zeit eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Möwen kreischten, und am östlichen Horizont erschien der erste trübe Schimmer. Zunächst war er verwirrt, daß über seiner Brust ein schlanker Arm lag, doch binnen kürzester Zeit kamen die Gefühle und Erinnerungen wieder. Er entschlüpfte ihr und breitete eine Decke über sie, um sie vor der morgendlichen Kühle zu schützen. Er mußte sich um das Schiff kümmern.
    Kelly setzte die Kaffeemaschine in Gang, zog eine Badehose an und ging nach oben. Er hatte nicht vergessen, das Ankerlicht zu setzen, bemerkte er erleichtert. Der Himmel hatte aufgeklart, und die Luft war kühl nach den GewitterStürmen der vorigen Nacht. Er ging nach vorn und sah überrascht, daß einer seiner Anker sich etwas verschoben hatte. Kelly machte sich Vorwürfe deswegen, obwohl ja nichts Schlimmes passiert war. Das Wasser war ruhig, ölig glatt, und es wehte eine sanfte Brise. Ein rosigorangefarbener erster Lichtschimmer zierte die von Bäumen gesäumte Küstenlinie im Osten. Alles in allem schien das ein so schöner Morgen zu werden, wie er sich nur denken konnte. Dann fiel ihm ein, daß das, was sich geändert hatte, überhaupt nichts mit dem Wetter zu tun hatte.
    »Verdammt«, flüsterte er der noch nicht angebrochenen Morgendämmerung zu. Kelly war steif, und er machte einige Streckübungen, um die Verspannungen zu lösen. Erst langsam dämmerte ihm, wie toll er sich ohne den üblichen Kater fühlte. Noch länger brauchte er, um sich zu erinnern, wann es das letzte Mal so gewesen war. Neun Stunden Schlaf? fragte er sich. So viel? Kein Wunder, daß er sich so gut fühlte. Als nächstes mußte er im Rahmen seiner morgendlichen Prozedur einen Deckabsetzer holen, um das Wasser zu beseitigen, das sich auf dem Fiberglasdeck angesammelt hatte.
    Ein leises, gedämpftes Wummern von Dieselmotoren ließ ihn den Kopf wenden. Kelly blickte nach Westen, um es zu orten, aber in dieser Richtung lag ein wenig Nebel, der von der Brise dorthin geweht worden war, und er konnte nichts ausmachen. Er ging zum Kontrollpult auf der Brücke und holte sein Femrohr, um durch das 7X50er gerade noch einen starken Scheinwerfer aufblitzen zu sehen. Kelly wurde vom Licht geblendet, das genauso plötzlich wieder abgeschaltet wurde, und ein Megaphon quäkte übers Wasser.
    »Entschuldigung, Kelly. Wußte nicht, daß Sie es waren.« Zwei Minuten später legte das vertraute Zwölf-Meter-Patrouillenboot der Küstenwache längsseits der Springer an. Kelly stürzte nach Backbord, um die Gummifender anzubringen.
    »Versuchen Sie mich umzubringen oder was?« sagte Kelly leichthin.
    »Entschuldigung.« Der Quartermaster Erster Klasse manuel »Portagee« Oreza stieg mit geübter Behendigkeit von einem Schanzdeck auf das andere. Er deutete auf die Gummifender. »Wollen Sie mich beleidigen?«
    »Aber auch kein gutes seemännisches Benehmen«, fuhr Kelly fort, als er auf seinen Besucher zuging.
    »Ich hab schon mit dem jungen Burschen darüber gesprochen«, versicherte ihm Oreza. Er streckte die Hand aus. »Morgen, Kelly.«
    Die ausgestreckte Hand hielt einen Styroporbecher mit Kaffee. Kelly nahm ihn entgegen und lachte.
    »Entschuldigung angenommen, Sir.« Oreza war berühmt für seinen Kaffee.
    »Lange Nacht. Wir sind alle müde, und es ist eine junge Crew«, erklärte der Mann von der Küstenwache mit matter Stimme. Oreza war selbst fast 28 und bei weitem der älteste Mann in seinem Team.
    »Schwierigkeiten?« fragte Kelly.
    Oreza nickte, während er sich auf dem Wasser umblickte. »Irgendwie schon. So 'n verdammter Trottel in 'ner Jolle ist nach dem kleinen Gewitter letzten Abend vermißt gemeldet worden, und wir haben weiß Gott
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