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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos
Autoren: Tom Clancy
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sich gegen die Wellenkrone vollständig um die eigene Achse. Der weiße Rumpf verschwand augenblicklich im schäumenden Fahrwasser des Frachtschiffs...
    Das war keine Art für einen Seemann zu sterben.
    41-Bravo drosselte augenblicklich die Fahrt und wurde dabei von der anrollenden Heckwelle des Schiffs heftig hin und her geschaukelt. Auch der Frachter ließ sofort alle Maschinen stoppen, kam aber erst nach zwei Seemeilen zum Stillstand, und bis dahin dümpelten Oreza und seine Leute zwisehen den Wrackteilen dahin. In der zunehmenden Dunkelheit wurden Suchscheinwerfer eingesetzt, doch die Leute von der Küstenwache blickten immer noch finster drein.
    »Küstenwache 41, Küstenwache 41, hier ist ein Segelboot der Navy auf Ihrer Bordfrequenz. Brauchen Sie Hilfe, over?«
    »Wir könnten noch ein paar Augen mehr gebrauchen. Wer ist an Bord?«
    »Wir sind Admiräle; der Sprecher selbst gehört zur fliegenden Truppe, wenn das was hilft.«
    »Kommen Sie nur her.«
    Er war noch am Leben. Kelly wunderte sich darüber ebenso sehr, wie Oreza es getan hätte. Das Wasser hier war so tief, daß er mit der Sauerstoffflasche gleich mehr als zwanzig Meter auf den Grund gesunken war. Er bemühte sich, den Behälter in der heftigen Turbulenz des über ihn hinwegfahrenden Schiffs auf die Brust zu schnallen. Dann flüchtete er eiligst vor den Motoren und anderen schweren Teilen, die von seiner teuren Jacht übriggeblieben waren. Erst nach zwei oder drei Minuten wurde ihm bewußt daß er dieses Gottesurteil tatsächlich überlebt hatte. Im nachhinein wunderte er sich, daß er so verrückt gewesen war, das überhaupt zu riskieren, doch er hatte diesmal den Drang verspürt, sein Leben einer höheren Gewalt anzuvertrauen, war bereit gewesen, jegliche Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Das Urteil war zu seinen Gunsten ausgefallen. Kelly sah den Kiel des Küstenwachkutters im Osten... und im Westen den tiefer reichenden Umriß eines Segelbootes. Gott gebe, daß es das richtige ist. Kelly machte vier der Bleigürtel von der Sauerstoffflasche los und schwamm auf das Schiff zu, etwas ungeschickt, weil er sie ja verkehrt herum angeschnallt hatte.
    Sein Kopf schnellte hinter dem Segelboot, das beigedreht hatte, aus dem Wasser. Er war nahe genug, um den Namen lesen zu können. Noch einmal tauchte er unter. Es dauerte eine weitere Minute, bis er auf der Westseite wieder hochkam.
    »Hallo?«
    »Mein Gott, sind Sie es?« rief Maxwell.
    »Ich denke schon.« Nun, nicht ganz. Er streckte die Hand aus.
    Der rangälteste Marineflieger langte über die Bordkante, zog den angeschlagenen und erschöpften Mann ins Trockene und schickte ihn unter Deck.
    »Einundvierzig, hier ist Navy, nun westlich von euch... das sieht gar nicht gut aus, Leute.«
    »Ich fürchte, Sie haben recht. Sie können die Suche jetzt abbrechen. Ich denke, wir werden noch eine Weile bleiben«, sagte Oreza. Es war nett von ihnen gewesen, drei Stunden lang die Wasseroberfläche zu durchkämmen, eine gute Hilfeleistung von den Flaggoffizieren. Sie gingen sogar halbwegs vernünftig mit ihrem Segelboot um. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er den Gedanken weitergesponnen und einen Scherz über die seemännische Leistung der Navy gemacht. Aber nicht jetzt. Oreza würde mit der 4l-Bravo noch die ganze Nacht weitersuchen, aber nur Wrackteile finden.
    Die Zeitungen brachten es ganz groß, aber viel Sinn ergab es nicht. Detective Lieutenant Mark Charon, der in seiner Freizeit auf eigene Faust einer Spur gefolgt war - denn er war vom Dienst befreit worden, weil er bei einem Einsatz von der Schußwaffe hatte Gebrauch machen müssen -, war auf ein Drogenlabor gestoßen und hatte in treuer Pflichterfüllung beim anschließenden Schußwechsel sein Leben gelassen, nicht ohne zuvor noch zwei bedeutende Drogenhändler zu erschießen. Weil im Zusammenhang damit drei junge Frauen in Freiheit gelangt waren, konnte der eine der verstorbenen Dealer als ein besonders brutaler Mörder identifiziert werden, was wohl Charons heldenhaften Einsatz erklärte. Unter eine Reihe von Fällen konnte so auf eine Weise, die die Polizeireporter überaus passend fanden, der Schlußstrich gezogen werden. Auf Seite sechs war eine Kurzmeldung über einen Bootsunfall.
    Drei Tage später rief eine Verwaltungsangestellte aus St. Louis Lieutenant Ryan an und sagte, die Akte Kelly wäre wieder aufgetaucht, aber sie könne nicht sagen, von woher. Ryan dankte ihr für ihre Mühe. Er hatte den Fall mit einigen anderen schon abgeschlossen
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