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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos
Autoren: Tom Clancy
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was auch der Grund dafür war, das konnte er heilen. Als sie dann vier Eier, acht Scheiben Speck und fünf Scheiben Toast verzehrt hatte, grob genommen die doppelte Menge, die Kelly normalerweise zu sich nahm, war es Zeit, den Tag ordentlich zu beginnen. Er zeigte ihr, wie mit der Kombüseneinrichtung umzugehen war, während er sich daran machte, die Anker zu lichten.
    Sie kamen gerade noch vor acht Uhr wieder in Fahrt. Es versprach, ein heißer, sonniger Samstag zu werden. Kelly setzte die Sonnenbrille auf, entspannte sich in seinem Sitz und nahm ab und zu einen Schluck aus seinem Kaffeebecher, um sich wach zu halten. Er steuerte nach Westen, sich dabei immer am Rande der Hauptschiffahrtsrinne haltend, um den Hunderten von Fischerbooten nicht in die Quere zu kommen, die heute aller Erwartung nach von ihren verschiedenen Häfen ausschwärmen würden, um sich auf die Jagd nach Klippenbarschen zu begeben.
    »Was sind das für Dinger?« fragte Pam, die auf die Schwimmer deutete, die backbord über das Wasser verteilt waren.
    »Schwimmer für Krebsfallen. Es sind eigentlich eher Käfige. Die Krebse gehen rein, kommen aber nicht wieder raus. Die Schwimmer sind da, um die Position zu markieren.« Kelly reichte Pam sein Fernglas und deutete auf ein Arbeitsboot etwa drei Meilen im Osten.
    »Sie fangen die armen Tiere in Fallen?«
    Kelly lachte. »Pam, denk an den Speck zum Frühstück. Das Schwein hat doch nicht Selbstmord begangen, oder?«
    Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Natürlich nicht.«
    »Reg dich nicht zu sehr auf. Ein Krebs ist nur eine große Meeresspinne, auch wenn er gut schmeckt.«
    Kelly wechselte den Kurs auf Steuerbord, um einer roten Spitzboje auszuweichen.
    »Kommt mir trotzdem irgendwie grausam vor.«
    »So ist das Leben«, sagte Kelly zu schnell und bedauerte es sofort.
    Pams Antwort kam ebenso von Herzen: »Ja, ich weiß.«
    Kelly sah sie nicht an. Ihre Antwort war voller Gefühl gewesen, eine Erinnerung an ihn, daß auch sie ihre Dämonen hatte. Aber der Augenblick ging schnell vorüber. Sie lehnte sich in dem breiten Kommandositz zurück, schmiegte sich an ihn und brachte alles wieder ins Lot. Ein letztes Mal warnten Kelly seine Sinne, daß da irgend etwas überhaupt nicht in Ordnung war. Aber hier draußen gab es doch keine Dämonen, oder?
    »Geh lieber nach unten.«
    »Warum?«
    »Die Sonne wird heute ganz schön heiß werden. Im Medizinschrank findest du eine Creme. Ab mit dir! Hol dir das Zeug und schmier dich gut damit ein, sonst siehst du vor Mittag wie eine frischgebackene Fritte aus.«
    Pam verzog das Gesicht. »Ich müßte mich auch duschen. Geht das in Ordnung?«
    »Gute Idee«, antwortete Kelly, ohne aufzusehen. »Besser, wenn du die Fische nicht verscheuchst.«
    »Du!« Sie kniff ihn in den Arm und verschwand nach unten.
    »Verschwunden, ganz einfach verschwunden«, grollte Oreza. Er stand über einen Kartentisch in der Küstenwachstation am Thomas Point gebeugt.
    »Wir hätten Luftunterstützung anfordern sollen, Hubschrauber oder dergleichen«, bemerkte der Zivilist.
    »Hätte nichts gebracht, nicht letzte Nacht. Zum Teufel, die Möwen haben diesen Wind doch auch ausgehalten.«
    »Aber wo kann er hin sein?«
    »Bin ich überfragt, vielleicht hat der Sturm ihm das Boot unterm Arsch versenkt.« Oreza starrte finster auf die Karte. »Sie haben gesagt, er wäre nach Norden gefahren. Wir haben alle diese Häfen hier abgesucht und Max hat sich die Westküste vorgenommen. Sind Sie sicher, die Beschreibung des Boots stimmt?«
    »Sicher? Zum Teufel, wir haben alles für ihn getan, außer ihm das Boot zu kaufen!« Der Zivilist war so leicht reizbar, wie es sich nur durch 28 Stunden mit Koffein aufgeputschten Wachbleibens erklären läßt. Zu allem Übel war er auf dem Patrouillenboot auch noch seekrank geworden, sehr zum Vergnügen der festen Crew. Sein Magen fühlte sich an, als wäre er mit Stahlwolle ausgekleidet. »Vielleicht ist es gesunken«, schloß er barsch, glaubte es aber keinen Augenblick lang.
    »Würde das Ihr Problem nicht lösen?« Orezas Versuch, das Ganze leichtzunehmen, trug ihm ein Knurren ein, und der Quartermaster Erster Klasse Manuel Oreza fing einen warnenden Blick des Stationskommandanten auf, eines grauhaarigen Deckoffiziers namens Paul English.
    »Wissen Sie«, sagte der Mann erschöpft, »ich glaube, daß dieses Problem nicht mehr zu lösen sein wird, aber es ist mein Job, es zu versuchen.«
    »Sir, wir alle haben eine lange Nacht hinter uns. Meine Crew ist
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