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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos
Autoren: Tom Clancy
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Umschreibung für einen Tornado.«
    »Hier aber nicht«, erwiderte Kelly, während er sich auf dem Boot umschaute, ob irgendwo etwas lose herumlag. Unter Deck, das wußte er, war alles an seinem Platz, weil es das immer war, ob es einen nun anödete oder nicht. Dann schaltete er den Küstenfunk an. Sogleich erwischte er einen Wetterbericht, einen, der mit der üblichen Warnung endete.
    »Ist das ein kleines Boot?« fragte Pam.
    »Technisch gesehen ja, aber du kannst unbesorgt sein. Ich weiß, was ich tue. Ich bin Bosun's Mate gewesen.«
    »Was ist das?«
    »Ein Dienstgrad. In der Navy. Außerdem ist das hier ein ganz schön großes Bötchen. Die Überfahrt kann ein bißchen unruhig werden, das ist alles. Wenn du Angst hast, da sind Schwimmwesten unter deinem Sitz.«
    »Hast du Angst?« fragte Pam. Kelly lächelte und schüttelte den Kopf. »Na gut.« Sie nahm ihre frühere Position wieder ein, mit dem Oberkörper an seinem Arm, dem Kopf an seiner Schulter. Ihre Augen hatten einen verträumten Ausdruck, als würde sie sich auf das Kommende freuen, ob Gewitter oder nicht.
    Kelly hatte keine Bedenken - zumindest nicht wegen des Gewitters -, aber er nahm auch nichts auf die leichte Schulter. Als er an Bodkin Point vorbeikam, fuhr er östlich über die Schiffahrtsrinne weiter. Er drehte erst nach Süden ab, als er Gewässer erreicht hatte, die zu seicht für jedes andere Schiff waren, das groß genug gewesen wäre, ihn zu überrollen. Alle paar Minuten drehte er sich nach dem Gewitter um, das mit etwa zwanzig Knoten direkt hinter ihnen aufzog. Es hatte bereits die Sonne verdeckt. Wenn ein Gewitter schnell herankam, hieß das meistens, daß es auch heftig sein würde, und bei seinem südlichen Kurs konnte er ihm nicht länger ausweichen. Kelly trank sein Bier aus und beschloß, sich kein zweites mehr zu genehmigen. Die Sicht würde schnell abnehmen. Er zog eine plastiküberzogene Karte heraus und befestigte sie auf dem Wisch rechts vom Armaturenbrett, markierte seine Position mit einem Fettstift und versicherte sich noch mal, daß sein Kurs ihn auf keinen Fall in Untiefen bringen würde - die Springer hatte mehr als einen Meter Tiefgang, und für Kelly bedeutete alles unter zwei Meter zwanzig seichtes Gewässer. Zufrieden setzte er seinen Kompaßkurs und entspannte sich wieder. Seine Ausbildung diente ihm als Puffer sowohl gegen Gefahr als auch gegen Selbstzufriedenheit.
    »Wird nicht mehr lange dauern«, bemerkte Pam mit nur einer Spur von Unbehagen in der Stimme, während sie sich an ihm festhielt.
    »Du kannst nach unten gehen, wenn du willst«, sagte Kelly. »Es wird naß und windig werden. Und schaukeln.«
    »Aber nicht gefährlich.«
    »Nein, außer ich tue etwas wirklich Dummes. Ich werd's nicht darauf ankommen lassen«, versprach er.
    »Kann ich hierbleiben und es mir ansehen?« fragte sie, eindeutig nicht gewillt, von seiner Seite zu weichen, wenn Kelly auch nicht wußte, warum.
    »Es wird naß werden«, warnte er sie nochmals.
    »Das macht nichts.« Sie lächelte strahlend, klammerte sich noch enger an seinen Arm.
    Kelly drosselte etwas die Fahrt, so daß das Boot flacher lag. Es gab keinen Grund zur Eile. Bei gedrosselter Fahrt bestand keine Notwendigkeit mehr, mit zwei Händen zu steuern. Er legte den Arm um das Mädchen, dabei sank ihr Kopf automatisch wieder auf seine Schulter, und trotz des nahenden Gewitters war auf einmal alles mit der Welt im Lot. Zumindest soweit es Kellys Gefühle betraf. Seine Vernunft sagte etwas anderes, und die beiden Ansichten wollten sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Seine Vernunft erinnerte ihn daran, daß das Mädchen an seiner Seite... ja, was war sie denn? Er wußte es nicht. Seine Gefühle sagten ihm, daß es absolut keinen Unterschied machte. Sie war, was er brauchte. Aber Kelly war kein Mann, der sich von seinen Gefühlen beherrschen ließ, und der innere Widerstreit ließ ihn finster auf den Horizont starren;
    »Stimmt was nicht?« fragte Pam.
    Kelly wollte etwas sagen, besann sich dann aber eines Besseren und rief sich ins Gedächtnis zurück, daß er auf seiner Jacht mit einem hübschen Mädchen allein war. Diese Runde ließ er zur Abwechslung mal an die Gefühle gehen.
    »Ich bin etwas verwirrt, aber, nein, alles in Ordnung soweit.«
    »Ich seh es dir doch an, daß... «
    Kelly schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Was es auch ist, es kann warten. Entspann dich und genieß die Fahrt.«
    Einen Augenblick später kam der erste Windstoß, der das Boot ein
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