Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

Titel: 01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
werdet in euren Beruf hineinwachsen, der euch die Chance bietet, die Sicherheit des Staates zu verteidigen und noch mehr zu stärken. Dabei werdet ihr mit der Zeit eine ehrliche, tiefe Befriedigung empfinden - ein beglückendes Gefühl, sage ich euch. Zu eurer Berufswahl ein Bravo!
    Dazu kommt, daß ihr nicht nur selbst diesen Beruf gewählt habt, sondern auch für ihn auserwählt worden seid. Unter verschiedenen Umständen auserwählt, aber mit großer Sachkenntnis. Ihr seid im wahrsten Sinne des Wortes eine Elite.
    Nochmals: Bravo!
    Dieses Schuljahr wird schwierig werden. Oft wird es euch zum Hals heraushängen. Was euch am meisten zusetzen wird, ist - wir wissen es im voraus - die Einsamkeit. Aber ihr müßt euch schon heute damit abfinden: Als Agenten des FND werdet ihr immer einsam sein.
    Auch körperliche und geistige Strapazen werden euch nicht erspart bleiben. Ihr müßt euch im Laufe eines Jahres zwanzig Techniken aneignen, von denen ihr im Augenblick nicht die leiseste Vorstellung habt. Schließlich werdet ihr praktische Übungen zu leisten haben. Die erste beginnt in der gegenwärtigen Minute und endet in einem Jahr.
    Einer von euch ist kein Schüler wie die anderen. Er wird eine besondere Mission erhalten - oder hat sie schon erhalten: Er spielt die Rolle eines feindlichen Agenten, der zusammen mit euch eingeschleust wurde. Er wird euch bespitzeln, ausfragen, wird versuchen, Nachrichten zu übermitteln oder euch eure geheimen Aufzeichnungen zu stehlen. Es ist an euch, ihn aufzuspüren. Alle Schliche sind ihm gestattet, wohlgemerkt.«
    Lennet hob die Hand.
    Oberst Moriol wandte ihm sein großes, knochiges, zerfurchtes Gesicht zu und seinen durchbohrenden Blick. »Was steht zu Diensten?« fragte er leicht spöttisch.
    »Herr Oberst, ich möchte wissen, was uns erlaubt ist, uns Schülern.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wenn wir ihn zum Beispiel dabei erwischen, wie er uns bestiehlt, haben wir dann das Recht, ihn umzubringen?« Da und dort lachte einer oder zuckte mit den Schultern.
    »Aber gewiß!« sagte der Oberst. »Das war sogar eine ausgezeichnete Frage. Trachten Sie trotzdem, ihn nicht zu töten.
    Aber wenn es Ihnen gelingt, ihn für vierzehn Tage ins Spital zu schicken, werde ich Ihnen gratulieren. Was Listen und Finten betrifft, dürfen Sie ausnahmslos alle anwenden.«
    »Danke, Herr Oberst.«
    »Nun zum letzten Punkt. Es kann und darf unter euch keinen Verstoß gegen die Disziplin geben. Wir sind alle Kameraden.
    Jeder für sich, aber alle für jeden. Ihr werdet euch nichts zuschulden kommen lassen, ich weiß es. Aber, so unwahrscheinlich es sein mag, es könnte euch trotzdem ein Unfall zustoßen. Ich möchte euch daher warnen. Wenn einem von euch, der zuviel weiß - und ihr wißt ja bereits alle zuviel, denn euch ist die Existenz der FND-Schule bekannt - ein Unfall zustößt, dann ist es im allgemeinen ein tödlicher Unfall.«
    Ein drückendes Schweigen lastete im Zimmer, während Oberst Moriol mit seinem durchbohrenden Blick Gesicht für Gesicht erforschte.
    »Jetzt aber", setzte er in einem anderen Ton fort, »will ich euch mit euren Lehrkräften bekannt machen.«
    Er stellte Hauptmann Montferrand vor, Agent des FND, dem eine Beinprothese jetzt jeglichen aktiven Dienst unmöglich machte. Dann Hauptmann Ruggiero, eine schöne, rothaarige Frau mit breiten Augenbrauen und ironischem Lächeln, die sich in so vielen Aufträgen erfolgreich bewährt hatte, daß sie den feindlichen Geheimdiensten zu bekannt geworden war, um weiterhin als Agentin eingesetzt zu werden. Und schließlich Spezialisten in verschiedenen Fächern, von einem indochinesischen Unteroffizier mit schwarzem Judogürtel angefangen bis zu einem blassen Mädchen mit Stehkragen, das eine Expertin für unsichtbare Tinten war.
    »Das hätten wir also", sagte Moriol abschließend. »Jetzt beantrage ich unseren Umzug in die Bar. Dort können wir gemütlicher miteinander plaudern. Ich zeige euch den Weg.«
    Mit seinem Raubtiergang setzte er sich an die Spitze des Zuges.
    »Haben Sie seine Ohren bemerkt?« flüsterte Corinna Lennet zu. »Sehen Sie sie an! Sie haben überhaupt keine Läppchen!«
    Sie lachte kurz und nervös auf.
    Kaum hatte Oberst Moriol die Bar der Schüler betreten, als sich ein Offizier der Chiffrier-Abteilung bei ihm meldete. »Herr Oberst", sagte er, »soeben haben wir das hier aufgefangen.«
    Moriol ergriff das Blatt und las: »Sendestelle: FND-Chef.
    Empfänger: Kommandant der FND-Schule.
    Äußerst dringend.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher