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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Vorgänge.
    „Ich gebe zu, dass ich damals nicht den Mund gehalten habe“, gestand nun Mama Bisi. „Choga hat uns nach ihrer Rückkehr von Jeba, wo sie nach ihrer Verheiratung mit Felix zwei Jahre lang durch die Hölle gegangen war, von den Taten
    dieses Menschen erzählt. Und vom Mord an meinem Sohn Jo, den Felix kaltblütig als Mitwisser seines Ehebruchs mit Papa Davids Ehefrau Idu aus dem Weg geräumt hatte.“
    „Wem hast du das erzählt?“, mischte ich mich ein.
    „Papa Davids ältester Frau, Mama Patty, weil sie uns allen vorstand. Ich wollte ihr begreiflich machen, warum wir dich in Sicherheit bringen mussten. Leider hatten die Häuser im Harem dünne Wände. Jemand hat wohl gelauscht.“ Sie legte die Hand aufs Herz. „Mama Patty hat gewiss nicht geredet. Sie wusste, dass Felix trotz allem gebraucht wurde. Auch faule Wurzeln können einen alten Baum noch lange am Leben erhalten. Um etwas anderes ging es nicht.“
    „Ich verstehe“, sagte Efe leise. „Das alles wird Felix zu Ohren gekommen sein.
    Deshalb auch seine unglaubliche Wut.“
    Mama Ngozi, nach Bisi die Zweitälteste in unserer Gemeinschaft, legte begütigend eine Hand auf Efes Schulter. „Ich habe diesen Felix nie wirklich kennen gelernt; während er auf dieser Farm hier gelebt hat, war ich unerwünscht. Aber was ich von ihm gehört habe, reicht. Du musst nicht darüber sprechen, was geschehen ist, meine Tochter.“ Sie gebrauchte die vertraute Anrede bewusst, denn die älteren Frauen fühlten sich für das Los der jüngeren stets verantwortlich, auch wenn sie nicht mit ihnen verwandt waren.
    „Ich will aber sprechen“, beharrte Efe. „Felix verhörte jede von uns Frauen. Er fragte immer wieder, was wir von Chogas Verschwinden wussten. Dann ließ er jede Einzelne auf die Bibel schwören, dass wir ihn als Oberhaupt respektierten.
    Schließlich war ich an der Reihe. Draußen spielten meine Kinder, während ich in das Haus ging, das zuvor unser Vater bewohnt hatte.“
    Efe hielt den Blick gesenkt. „Du bist Chogas Schwester. Ihr beide wart früher sehr eng miteinander befreundet“ sagte Felix. Seine Stimme war kaum zu verstehen. Plötzlich packte er mich. Ich sah den ungeheuren Hass in den Augen dieses Mannes. Er vergewaltigte mich. Ich verstand nicht, weshalb. Ich hatte ihn nie beleidigt. Oder seine Stellung bestritten. Genau genommen war er mir gleichgültig gewesen. Auch mit Choga hatte ich seit ihrer Hochzeit zwei Jahre zuvor nicht mehr gesprochen. Ich war glücklich verheiratet mit meinem Mann, Papa Sunday. Es gab nichts, was ich falsch gemacht hatte.“
    Ich konnte Efes verzweifeltem Blick nicht standhalten. Von dieser Vergewaltigung hatte ich nichts gewusst. Nach meiner Flucht hatte ich jahrelang bei Mutters Freundin Amara gelebt und später meine eigene Ausbildung zur Heilerin im Busch durchlaufen. Über das Leben jener, die im Harem unter Felix' Einfluss zurückgeblieben waren, hatte ich kaum nachgedacht. Ich hatte ihr Schicksal sogar verdrängt, um die Kraft zum Weiterleben zu haben. Um meinem Sohn Joshua eine Stütze sein zu können.
    Doch Efes Bericht öffnete mir die Augen dafür, dass mein Glück ihr Unglück zur Folge gehabt hatte. Mir wurde klar, dass Felix meine Halbschwester ebenso mit HIV infiziert hatte wie mich. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
    „Du weißt, Choga“, sagte Efe, „dass ich meinen Mann nicht gern geheiratet habe. Doch die Liebe kam im Lauf der Zeit. Papa Sunday ist immer gut zu mir gewesen. All die Jahre. Doch als ich beschmutzt aus diesem Raum zurückkam, in dem Felix mich erniedrigt hatte, war alles anders geworden. Ich konnte meinem Mann nicht mehr in die Augen sehen. Ich schämte mich zu sehr. Hatte ich Felix etwa ermutigt? Ihm ein Signal gegeben, das meine Bereitschaft anzeigte?“ Efe schüttelte den Kopf. „Es gibt niemanden, der meine Worte bezeugen kann. Vor Gott schwöre ich, dass es sich genau so zugetragen hat.
    Und dennoch verstehe ich es nicht.“
    Mama Bisi nahm ihre Tochter in die Arme. „Kind, dich trifft keine Schuld. Was geschehen ist, kann niemand begründen.“
    Meine Lieblingsmama hatte Recht. Erklärungen für all die unbegreiflichen Ereignisse der Vergangenheit zu finden war unmöglich. Es waren Schicksalsschläge, die einfach geschahen.
    Nur ein einziges Mal begehrten meine Mamas auf, indem sie mir zur Flucht verhalfen.
    Auch ich konnte Efe keinen Trost anbieten, blieb daher nur schweigend und niedergeschlagen auf meinem Platz auf der Veranda sitzen und
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