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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Augen standen Tränen. „Ich habe ein Sammeltaxi genommen und bin nach Lagos gefahren. Zum Harem. Ich dachte, ihr wärt noch alle dort. Und könntet mir helfen.“ Ein Schluchzen ließ ihre Worte verebben.
    „Ist denn niemand mehr im Harem?“, fragte ich. In den vergangenen acht Monaten hatten wir nämlich keinen Kontakt mehr zu jenem Ort gehabt, an dem ich auf die Welt gekommen bin. Nachdem meine Gefährtinnen und ich fortgegangen waren, lebten dort nur noch die beiden ältesten Frauen meines Vaters und ein paar Schwerkranke, die nicht in der Lage waren, uns auf der weiten Reise nach Jeba zu begleiten.
    Meine Schwester schüttelte den Kopf. „Mama Felicitas und Mama Patty sagten, dass sie mir und Jo nicht helfen können. Sie haben nur noch ihre alten Häuser. Der Harem wurde aufgelöst, das übrige Grundstück verkauft.“ Papa Davids Nachfolger hatten also ganze Arbeit geleistet, um das Werk unseres gemeinsamen Vaters vergessen zu machen. „Wenigstens etwas Geld gab Mama Patty mir, um die Fahrt bis zu euch zu bezahlen.“ Sie hob die schmalen Schultern. „Ich wusste keinen anderen Ort.“
    „Das hast du richtig gemacht, Efe“, beruhigte ich sie. „Wir gehören zusammen.“ Nachdem wir uns in den Armen gehalten hatten, ging sie mit mir hinaus zu den anderen, die uns auf der Veranda erwarteten. Efe hielt sich an ihrer Schnitzarbeit fest, während sie mit fast tonloser Stimme erzählte.
    Ihr Bericht drehte die Zeit um fast sieben Jahre zurück. „Es war der Tag von Chogas Flucht aus dem Harem“, begann meine Schwester Efe ihren Bericht.
    Ich denke ungern angesagten Tag zurück, denn ich floh ausgerechnet während der Trauerfeier für Efes und meinen Vater David. Meine Mutter Lisa, Mama Bisi und Mama Ada hatten gemeinsam mit Mutters Freundin, der alten Heilerin Amara, dafür gesorgt, dass ich durch einen Seitenausgang in Amaras Wagen schlüpfen und mit ihr davonfahren konnte. Gleichzeitig bereitete der neue Führer des Harems die Gedenkfeier für Papa David vor. Er hieß Papa Felix. Und bis zu jenem Tag war ich seine sechste Ehefrau gewesen. Keine Stunde länger hätte ich seine Nähe ertragen können, obwohl ich damals seinen Sohn unter dem Herzen trug.
    „Für den Gottesdienst setzte Papa Felix alle seine Frauen in die erste Reihe.
    Als Chogas Platz leer blieb, ließ Felix nach ihr suchen“, erzählte Efe. „In den Reihen wurde getuschelt.“ Efe richtete ihre Worte jetzt an mich. „Sie haben die wildesten Vermutungen angestellt, warum ausgerechnet du nicht da warst, Choga. Von deinem heimlichen Verschwinden ahnte Felix noch nichts. Er dachte wohl, du wolltest mit deinem Ausbleiben zeigen, dass du seine neue Position missbilligst. Für ihn
    war das natürlich eine schwere Beleidigung und Schwächung seiner Stellung.
    Denn alle wussten, dass du die Lieblingstochter unseres mächtigen Vaters warst.“
    Nun meldete sich Mama Bisi zu Wort. „Lisa, Ada und ich kamen nach Chogas Flucht so schnell es ging zurück. Wir behaupteten, dass es ihr schlecht ging und sie sich hingelegt hatte.“
    „Doch das hat Felix nicht beruhigt“, ergänzte Mama Ada. Sie lächelte hintergründig. „Schließlich war er nicht dumm. Er wusste, dass hinter seinem Rücken etwas vor sich ging.“
    „Aber er konnte nichts unternehmen“, sagte Mama Bisi. „Amara war mit Choga auf und davon. Felix musste den Gottesdienst abhalten. Ohne unsere Kleine.“
    Bisi warf mir einen triumphierenden Blick zu.
    Efe wollte jetzt nicht über meine Flucht sprechen, sondern über die Folgen.
    Jener Tag, an dem mein neues Leben begann, veränderte nämlich auch ihres.
    „Felix führte sich auf wie ein wild gewordener Irrer“, setzte meine Halbschwester ihren Bericht mit leiser Stimme fort. „Ich verstand erst überhaupt nicht, um was es ging. Mit meinem Mann Papa Sunday, meinen Mitfrauen und meinen mittlerweile zwei Kindern war ich wie alle anderen
    Familien angereist, um meinem Vater die letzte Ehre zu erweisen. Ich war froh, wieder einmal in Lagos zu sein und die vertrauten Gesichter von früher zu sehen. Außerdem kümmerte ich mich um meine kleinen Kinder. So bekam ich als Letzte mit, was geschehen war. Es hatte sich herumgesprochen, dass Choga den Harem heimlich verlassen hatte. Und über die Gründe kursierten die wildesten Spekulationen. Keines der Gerüchte war schmeichelhaft für Felix, den neuen Führer unserer Gemeinschaft.“
    „Lisa hatte ihm eine schwere Niederlage beigebracht“, resümierte Mama Ada in ihrer trockenen Art die
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