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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut
Autoren: Heather Graham
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Erin hinzu: »Ich kann nicht heiraten und Kinder gebären und zusehen, wie die Männer ihren Geschäften nachgehen, während die Wikinger meine Provinz zerstören!«
    Mergwin schaute in die funkelnden smaragdgrünen Augen. »Die Wikinger werden auch noch zur Zeit Eurer Kinder und Kindeskinder hierherkommen.«
    »Und wir sitzen untätig da wie Opferlämmer? Werden die großen Könige der Provinzen wie Mylord Fennen sich auf die Seite der Schlächter stellen?«
    »Es wird nicht nur Schlachten geben«, erwiderte, er emotionslos. »Ebenso wenig werden die Eindringlinge zuletzt lachen.« Erin holte tief Atem. Auf dem Tisch lag ein Beutel aus feinem Rehleder. Darin steckten Mergwins Runen, schön gemeißelte steinerne Schriftzeichen.
    Impulsiv packte sie den Beutel und schüttelte ihn vor der Nase des Druiden. »Werft die Runen für mich! Ihr müsst mir mein Schicksal weissagen!«
    »Nein!« protestierte er mit scharfer Stimme.
    Sie kniete vor ihm nieder, doch in dieser Geste lag keine Demut. Stolz hob sie das Kinn. »Dann will ich’s selber tun. Gestern abend, an der Tafel, erzählte der neue Dichter meines Vaters die Geschichte von Maelsechlainns Tochter. Zusammen mit fünfzehn anderen Mädchen stellte sie dem Norweger Turgeis eine Falle und erstach ihn. Eine Frau befreite die Iren von einem Heiden, Mergwin! Und als die Wikinger Clonntairth einnahmen, sah ich eine Kriegerin an ihrer Seite kämpfen. Genau das, mein lieber Druide, beabsichtige auch ich. Vielleicht werden die Eindringlinge unser Land noch jahrzehntelang verheeren, aber ich werde etwas dagegen unternehmen. Und wenn ich sterbe, wird der Feind neben mir sterben. Mit diesem Schicksal kann ich leben.«
    »Törichtes Mädchen!« Mergwin stand auf, und seine blitzenden Augen verengten sich. »Wollt Ihr das Herz Eures Vaters brechen und Eure Mutter zur Verzweiflung treiben. «
    “Viele Männer fallen im Kampf. Und ich kann das Schwert besser schwingen als die meisten. Mit jedem Tag wächst der Zorn meiner Brüder, weil ich sie übertrumpfe … «
    »Halt!« Er hob die Hände, die weiten Ärmel seiner Robe flatterten hinter ihm. »Ich werde die Runen für Euch lesen, Erin, und dann werdet Ihr sehen, dass solche Träume nur alberne Fantasiegebilde sind. «
    Leise lachte sie, und er las tiefe Zuneigung in ihren Augen, aber auch Triumph, weil sie ihr Ziel erreicht hatte. »Oh, danke, Mergwin!«
    »Hoffentlich zeigen Euch die Runen eine achtbare Ehefrau und Mutter zahlreicher Kinder, die pflichtbewusst die Wünsche ihres Gemahls erfüllt«, murmelte er.
    Wenig später saßen sie sich am Tisch gegenüber. Draußen brach die Dunkelheit herein, nur das Feuer und eine kostbare Kerze spendeten Licht.
    Mergwin breitete ein Leinentuch aus und warf die Runen darauf, so dass die Schriftzeichen nach unten gekehrt waren. »Nun müsst Ihr drei berühren, Erin,«
    Sie gehorchte, und er drehte das erste Zeichen um. Thurisaz, der Stein des Tors. Ihm zufolge sollte Erin sich still verhalten, die Welt ringsum aufmerksam beobachten und nicht ungestüm vorwärts stürmen. Wortlos drehte er den zweiten Stein um. Hegalez, der Künder schlimmer Tragödien und heftigen Aufruhrs, ein Götterstein. Ein Schicksal, das der Mensch nicht abwenden konnte, einer gewaltigen Meereswelle gleich, wie der endlose Strom der Eindringlinge … Immer noch schweigend, betrachtete der alte Druide den dritten Stein, eine leere Rune.
    Sein Blick verdüsterte sich, und eine böse Ahnung stieg in Erin auf. »Sagt mir, was Ihr seht, Mergwin!«
    Darüber wollte er nicht sprechen. Die leere Rune war unfassbar, für die Wikinger die Rune Odins. Sie konnte den Tod bedeuten, aber auch einen Anfang, eine Wiedergeburt. Da sie auf Hergalez gefolgt war, wies sie auf gefährliche Hindernisse hin, die vor Erin emporragen würden. Sie musste die Veränderung hinnehmen, die auf sie zukam. Dann würde sie lange leben und mit der Zeit auch ihr Glück finden. Doch der Weg zu diesem Ziel war beschwerlich.
    Konzentriert schloss er die Augen. Seine Finger liebkosten die kühlen Steine, und er vertiefte sich in die Symbole. Er sah Erin in einer Rüstung, so wie sie es angedroht hatte, fühlte den Schmerz der Strafe, der sie erwartete. Ein Mann würde diese Strafe vollziehen, aber nicht Fennen. Ein golden glänzender Mann, von Licht umhüllt, mächtig und gefährlich, jedoch nicht von einer bösen Aura umgeben. Er strahlte entschlossene Kraft aus. Die Runen schienen zu flüstern, Erins Lebensweg würde seinen unwiderruflich kreuzen.
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