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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut
Autoren: Heather Graham
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alle wissen, ist es nicht das Baby, das mich quält und vor der Zeit altern lässt, sondern mein nichtswürdiger Ehemann.«
    »Gwynn!« mahnte Bride, die älteste Schwester, in scharfem Ton - eine Matrone von dreieinhalb Jahrzehnten und Mutter erwachsener Söhne. »So darfst du nicht über deinen Mann sprechen. Er ist dein Herr, und du musst ihm Ehrerbietung zeigen.«
    »Ehrerbietung!« Verächtlich rümpfte Gwynn die Nase. »Wäre ich einigermaßen bei Verstand, würde ich einen Brehon aufsuchen und eine Trennung verlangen. Den Gesetzen zufolge könnte ich behalten, was mir gehört, und das müsste meinen edlen Gemahl empfindlich treffen. Dann würde er die Hälfte des Vermögens verlieren, das er an den Spieltischen zu verschleudern pflegt.«
    »Gwynn … « Diesmal klang der Tadel mild. Bede hatte das Wort ergriffen, die unscheinbarste der Schwestern, mit mausbraunem Haar und schmalem Gesicht. Nur die schönen smaragdgrünen Augen teilte sie mit den anderen. Trotzdem war sie stets die glücklichste gewesen, denn sie fand auch an den kleinsten Dingen Freude. Von Geburt an der Kirche versprochen, genoss sie vollkommene Zufriedenheit. Mit zwölf war sie ihrem Orden beigetreten und kam nur zu besonderen Gelegenheiten nach Hause. Anlässlich der Sitzung hatte der Vater die Anwesenheit seiner ganzen Familie gewünscht, und das Wort des Ard-Righ galt als Gesetz. »Solltest du dich tatsächlich von deinem Mann trennen, würdest du es bereuen«, fuhr die Nonne fort, »denn du liebst ihn noch immer. Nach der Geburt des Babys wird sich vielleicht alles zum Guten wenden. Vergiss deinen Stolz nicht, Schwesterherz, und bedenk, dass die Zeit deine Freundin sein kann. Wenn die jugendlichen Stürme verebbt sind, wirst du wie eh und je Heiths Frau sein - und die Mutter seiner Erben.«
    Immer noch zu Gwynns Füßen, blickte Erin in Bedes sanftes Gesicht und bewunderte wieder einmal die Einfühlsamkeit der jungen Frau, die trotz des Klosterlebens keineswegs unwissend und weltfremd war, sondern einen bemerkenswerten gesunden Menschenverstand besaß.
    Gwynn seufzte. »Ich muss dir beipflichten, Bede. Niemals werde ich ihn verlassen, denn ich bin dumm genug, ihn zu lieben. Ich sehne mich ‘nach ihm, nehme dankbar die kleinen Zeichen seiner Zuneigung entgegen, schluchze und schreie, wann immer ich neue Beweise für seine Untreue erhalte. Vielleicht wird es mir nach der Niederkunft tatsächlich gelingen, sein Herz zurückzuerobern.« Sie wandte sich wieder zu ihrer jüngsten Schwester. »Wahrscheinlich hab ich dich heute nur deshalb geärgert, weil ich dich um den weisen Entschluss beneide, nie zu heiraten - dich niemals wie eine Närrin zu verlieben. Du solltest dein Herz dem Allmächtigen weihen, so wie Bede. Aber wenn du dich nicht dazu durchringen kannst, lass es nicht von einem Sterblichen zertreten … «
    »Was für einen Unsinn redest du!« fiel Bride ihr spöttisch ins Wort. »Sie ist schon über das heiratsfähige Alter hinaus. Soll sie vielleicht weiterhin das Schwert schwingen und mit unseren Brüdern fechten, bis alle Leute hören, wie unweiblich sie sich benimmt und an ihr verzweifeln? Sie ist eine Tochter von Aed Finnlaith und hat die Pflicht zu heiraten, so wie es auch wir taten, um unsere Bündnisse zu festigen und die Kronen unseres Vaters und unserer Brüder zu sichern.«
    »Bride, lass das Mädchen in Ruhe … «, begann Bede.
    »Nein, das werde ich nicht! Vater nimmt viel zuviel Rücksicht auf ihre Gefühle. Aber Clonntairth war nun mal eine Tatsache des Lebens, und Erin muss darüber hinwegkommen.«
    Als Clonntairth erwähnt wurde, erinnerte sich Erin plötzlich, wie ungeduldig sie auf die Rückkehr ihrer Eltern gewartet hatte. Sie musste sich beeilen, sonst würde sie den Vater nicht mehr erreichen, ehe er von den Dienstboten sein Bad vorbereiten ließ, und dann würde sie ihn erst spätabends sprechen können. Sie sprang auf und wusste, ihre unziemliche Hast würde Bride veranlassen, die Mutter eindringlich zu warnen.
    Aber die älteste Schwester würde nicht mehr lange bleiben, sondern nach dem Ende der Versammlung mit ihrem Mann und den Söhnen in ihre eigene Provinz zurückreisen.
    »Entschuldigt mich, Schwestern.« Ehe Erin aus dem Grianan floh, lächelte sie den anderen Damen zu, die beisammensaßen, nähten und sich unterhielten. Vor dem Haus hörte sie, wie ihr Vater mit der Mutter die Mahlzeit besprach, die an diesem Abend aufgetischt werden sollte.
    Erin wollte ihre Mutter nicht sehen, denn deren
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