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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut
Autoren: Heather Graham
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trauriger Blick würde nur neue Schuldgefühle in ihr wecken. Sie bezweifelte, dass sie jemals soviel Güte und Freundlichkeit aufbringen würde wie Maeve, und lächelte wehmütig.
    Mit Recht war sie stolz auf ihre Eltern. Aed Finnlaith, der hohe König von Eire, herrschte über mehrere irische Könige von niedrigerem Rang, die ständig miteinander stritten. Als ein großartiger Krieger schweißte er sie zusammen, wie es keinem anderen hohen König vor ihm gelungen war. Trotzdem war er stets ein liebevoller Vater und Ehemann gewesen. Wenn ihn Sorgen plagten, so wie an diesem Tag, suchte er die Gesellschaft seiner Maeve, die ihn mit ihrem sanften Gelächter und Geschichten über Konkurrenzkämpfe im Grianan aufheiterte.
    Um nicht beiden Eltern zu begegnen, lief Erin hinter das Sonnenhaus und wartete neben einem knorrigen alten Baum. Hier musste der Vater vorbeigehen, um seine schöne Residenz zu erreichen. Während sie wartete, biss sie sich auf die Lippen. jedes einzelne Wort würde sie sorgfältig wählen müssen, denn er durfte nicht merken dass heiße Rachsucht ihr Herz erfüllte.
    Ein Rascheln im Gras warnte sie vor der Ankunft des Ard-Righ.
    Lächelnd ging sie ihm entgegen. »Vater!«
    Aed hob den rothaarigen Kopf mit den grauen Strähnen und erwiderte das Lächeln. Nie nett von dir, den Kummer eines müden alten Mannes zu lindern, meine liebe Tochter. Was führt dich zu mir?«
    Sie umarmten sich, und Erin erklärte: »Ich möchte dich ein Stück begleiten, Vater.«
    Zweifelnd hob er die Brauen, während sie weitergingen. »Willst du mich nicht eher mit Fragen bestürmen?«
    »Ich wüsste gern, wie sich der Rat entschieden hat«, gestand sie.
    Aed musterte sie nachdenklich. Das jüngste seiner zehn Kinder war eine außergewöhnliche Schönheit. Erins Augen spiegelten die grüne Schönheit und die Stärke ihres Heimatlandes wider. Ihr ebenholzschwarzes Haar schimmerte unter der Sonne, umrahmte ein feingezeichnetes Gesicht mit zarter, rosiger Haut. Aber nicht nur ihr Aussehen erfüllte den Vater mit Stolz, sondern auch ihre Klugheit. Sie verstand sehr viel von Politik, war belesener als ihre Brüder und hatte eine wundervolle Handschrift. Außerdem besaß sie eine ebenso melodische Stimme wie Bede, deren Begabung für das Harfenspiel sie noch übertraf.
    Und sie verstand, das Schwert zu schwingen. Obwohl sich Aeds Söhne darüber beschwerten, ließ er sie von den besten Lehrern in der Fechtkunst unterrichten. Die Klage der jungen Männer brachte er mit der Ermahnung zum Schweigen, noch härter an sich zu arbeiten. Wenn ihre Schwester sie in die Knie zwingen konnte - wie sollten sie dann gegen die Norweger bestehen?
    Aber Erins Frage bewog Aed, die Stirn zu runzeln. Aufmerksam beobachtete er sie, seit sie nach dem Überfall der Wikinger auf Clonntairth mit ihrem halb wahnsinnigen Vetter Gregory heimgekehrt war.
    Die Norweger, hatten Clonntairth völlig zerstört und seine Bewohner versklavt. Erin und Gregory waren durch Schutt und Asche gekrochen und durch alte unterirdische Gänge entkommen. Aed hatte seinen Neffen zu den Mönchen nach Armagh geschickt. Dank ihrer inneren Kraft erholte sich seine Tochter allmählich von dem schlimmen Erlebnis, doch sie nährte immer noch ihren Hass gegen die Feinde.
    Aed war ein kluger Mann und wusste, dass der Hass zu Verzweiflungstaten führen konnte. Ein solches Gefühl vergaß man nicht so leicht, durfte es aber nicht fördern und niemals leidenschaftlich handeln, ohne den Verstand einzusetzen, sonst begab man sich in große Gefahr.
    Vergeblich hatte er versucht, seiner Tochter dies alles klarzumachen. Dass ihr abgrundtiefer Hass persönliche Züge zu tragen schien, überraschte und verwirrte ihn. Bridget war von eigener Hand gestorben, ihr Mann Brian auf dem Schlachtfeld gefallen. Den Angriff hatten die Truppen Olafs des Weißen ausgeführt, eines seltsam barmherzigen Mannes, trotz seines furchterregenden Erbes. Er gestattete seinen Männern nicht, Frauen und Kinder zu töten, untersagte jeden sinnlosen Mord an einem Krieger. Die Besiegten wurden versklavt. Doch das entsprach dem Lauf der Welt, und nicht alle Sklaven führten ein elendes Leben. Angeblich bekamen die Vasallen des norwegischen Wolfs ein besseres Essen als so manche Prinzen und wurden während des Winters in warme Wolle, gekleidet.
    Aed zuckte seufzend die Achseln. »Wir wollen die Dänen unterstützen, da sie geschworen haben, zum Heiligen Patrick zu beten und uns große Reichtümer zu seinen Ehren in Aussicht
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